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Netanjahu bildet in Israel eine rechte religiöse Regierung

Benjamin Netanjahu
Benjamin Netanjahu kehrt an die Macht zurück.

Israels designierter Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat erfolgreich eine rechtsgerichtete religiöse Koalitionsregierung gebildet. Der Vorsitzende der rechtskonservativen Likud-Partei machte die Ankündigung gegenüber Präsident Yitzhak Herzog kurz vor Ablauf der Frist, wie der Sprecher bestätigte. Die neue Regierung muss bis zum 2. Januar vereidigt werden. Die Verhandlungen zwischen künftigen Koalitionspartnern dauern noch an.

Zum ersten Mal in der israelischen Geschichte werden sich auch rechtsextreme Kräfte an Regierungsangelegenheiten beteiligen. Neben Netanjahus rechtskonservativem Likud werden auch die rechtsextreme religiös-zionistische Koalition und zwei strengreligiöse Parteien in der Koalition vertreten sein. Dies ist die rechteste Regierung, die Israel je gesehen hat.

Die neue Regierung hofft auf weitreichende politische Veränderungen – die auch Netanjahu im aktuellen Korruptionsprozess zugute kommen könnten. Es wurden mehrere umstrittene Gesetzesänderungen eingebracht, die als Voraussetzung für einen gemeinsamen Koalitionsvertrag gelten.

Netanjahus Lager gewann 64 der 120 Sitze bei den Wahlen am 1. November. Dies ist die fünfte Wahl, die Israel in dreieinhalb Jahren abhält. Der frühere langjährige Premierminister kehrte nach anderthalb Jahren der Opposition an die Macht zurück. Niemand hat länger in der Geschichte Israels gedient. Der 73-jährige rechtskonservative Politiker war von 1996 bis 1999 und dann in Folge von 2009 bis 2021 Ministerpräsident.

Die extreme Rechte will die Justiz schwächen und Siedlungen ausweiten

p>Mit seiner Nachfolge im vergangenen Jahr gilt die Ära Netanjahu als vorläufig beendet. Die von seinem Nachfolger gebildete Acht-Parteien-Koalition zerbrach jedoch im Juni inmitten interner Streitigkeiten. Die liberale Future Party des scheidenden Ministerpräsidenten Jair Lapid belegte bei der Wahl mit 24 Sitzen den zweiten Platz.

Netanjahus rechtsextremer Koalitionspartner Bizarel Smotridge hat vor der Wahl einen radikalen Plan angekündigt, der auch dazu führen könnte, dass Netanjahus Prozess aufgehoben wird. Er will die Justiz stark schwächen. Smotridge gilt auch als glühender Verfechter des Siedlungsausbaus im besetzten Westjordanland. Seine Partei wird künftig weitreichenden Einfluss in der Verwaltung des Westjordanlandes haben und arbeitet an der Legalisierung weiterer Siedlungen.

Die neue Regierung will auch die sogenannte Überwindungsklausel einführen. Dies würde es einer parlamentarischen Mehrheit ermöglichen, Gesetze zu verabschieden, selbst wenn der Oberste Gerichtshof sie für illegal erklärt. Experten warnen davor, dass die Umsetzung des Gesetzentwurfs die Gewaltenteilung effektiv beenden und Israels Demokratie gefährden würde. Das rechtsreligiöse Lager hat dem Gericht in der Vergangenheit immer wieder Radikalisierung und Einmischung in politische Entscheidungen vorgeworfen.

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