Der VfB Stuttgart hatte im schwäbischen DFB-Pokalduell gerade den Fußball-Regionalligisten TSG Balingen besiegt und souverän die zweite Runde erreicht, da rückte neben der sportlichen Leistung sogleich wieder das zweite Thema ins Blickfeld: die Personalplanung des Bundesligisten. Und das könnte bis zum Ende der Transferperiode am 1. September so bleiben – wie sich am Samstag in Reutlingen, wohin die Partie verlegt worden war, einmal mehr an Serhou Guirassy zeigte.
Der Torjäger gehörte beim 4:0 (3:0)-Sieg nicht nur wegen seines Treffers zum zwischenzeitlichen 3:0 (43. Minute) einmal mehr zu den Besten. Doch weiterhin ist unklar, ob er von den Stuttgartern trotz eines Vertrags bis 2026 gehalten werden kann. Denn trotz des bevorstehenden Investoreneinstiegs von Porsche ist die finanzielle Situation des Vereins nach wie vor schwierig. «Nein», antwortete Sportdirektor Fabian Wohlgemuth auf die Frage, ob für den 27-Jährigen ein Angebot vorliege. Doch er erklärte weiter: Der VfB habe aktuell eine gute Mannschaft, die Zusammensetzung könne sich aber noch ändern.
Trainer Sebastian Hoeneß würde es freuen, wenn er gerade mit Guirassy oder auch Verteidiger Hiroki Ito, bei dem ein Verbleib ebenfalls nicht ganz sicher ist, weiterhin planen könnte. Denn auch wenn es nur das Erstrundenspiel gegen einen Viertligisten war: Der Auftritt gegen Balingen lässt den VfB nach zwei schwierigen Jahren mit hartem Abstiegskampf zunächst optimistisch auf die kommende Saison schauen. Die Elf, für die Enzo Millot (25.), Silas (34.) und Kapitän Wataru Endo (55.) die weiteren Tore erzielten, war konzentriert und zeigte keine Zeichen von Überheblichkeit.
«Die Haltung» könne man mitnehmen in den Bundesliga-Auftakt, sagte Hoeneß eine Woche vor dem Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den VfL Bochum. «Ich habe bei uns eine Mannschaft gesehen, die wusste, um was es geht.» Wie es auch anders laufen kann, zeigte der kommende Gegner: Bochum scheiterte im Elfmeterschießen beim Drittligisten Arminia Bielefeld.
Der VfB verfügt mit Spielern wie der Bayern-Leihgabe Alexander Nübel im Tor sowie Waldemar Anton, Ito, Endo, Guirassy oder Flügelstürmer Silas, der langsam wieder zu alter Form zu finden scheint, über ein gutes Gerüst. Auch Enzo Millot machte auf der Spielmacher-Position einen starken Eindruck – trotz seiner Auswechslung nach einer guten Stunde wegen eines Krampfs, der Hoeneß ins Grübeln brachte. Und der verletzte Rechtsverteidiger Josha Vagnoman könnte in naher Zukunft auch wieder ein Pluspunkt sein.
Doch da sind eben die vielen Fragezeichen: So ist auch bei dem in Reutlingen gesperrten Borna Sosa und seinem Abwehrkollegen Konstantinos Mavropanos, der auf der Bank saß, die Zukunft ohnehin seit Wochen offen. Besonders Ito und Guirassy würden die Stuttgarter eben gerne halten, könnten bei hohen Ablöseangeboten aber schwach werden.
Zwar hat der VfB in Deniz Undav bereits einen weiteren zentralen Stürmer verpflichtet, doch unklar ist, ob er mehr als ein Backup oder eine Ergänzung zu Guirassy sein kann. Luca Pfeiffer traut Hoeneß derzeit beides nicht zu. Den Zwei-Meter-Mann berief er gegen Balingen aus Leistungsgründen nicht in den Kader. Ob er den VfB noch verlässt?