Mahlzeiten - Nach Frostschäden erhalten die Obstbauern Unterstützung.
Im Herbst oder Winter versiegen alle Mittel weg. Wir sind auf nichts mehr übrig, was verkauft werden kann, sagt Axel Swoboda, der die Situation durch den Frostabend am 23. April für viele Thüringer Obstbaubetriebe beschreibt. Er ist seit etwa 40 Jahren in der Branche und hat dabei die höchste Verluste durch Frost nach Blütezeit erlebt, erklärt der Geschäftsführer des Obsthofes in Kindelbrück sowie Vorsitzender der Thüringer Obstbauvereinigung. Bjoern Kirchner, der die Obstmarketinggenossenschaft Fahner leitet, nennt es eine einmal in einem Jahrhundert vorkommende Katastrophe. Die beiden größten Organisationen des thüringischen Landwirtschaftsbereichs wenden sich an Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow und die Landwirtschaftsministerin Susanna Karawanskij (beide Linke), um Hilfe von der Staatsregierung zu erbitten.
"Wir werden 2025 sehen, ob das ausreicht."
Stand am Freitag hatte Karawanskij im Thüringer Landtag keine Entscheidung getroffen, teilte sie jedoch in Gierstadt (Bezirk Gotha) mit, dass möglicherweise zwei Millionen Euro aus ihrem Budget als Notfallhilfe ausgegeben werden könnten. Sie reaktivierte eine Hilfegrundlage aus dem Vorjahr für diese Zwecke. "Ich tue, was ich kann, schnell voranzutreiben", sagte die Ministerin. "Wir werden 2025 sehen, ob das ausreicht." Für das nächste Jahr sollen zusätzlich präventive Maßnahmen ergriffen werden.
In Thüringen gibt es etwa 15 große Obstbaubetriebe. Neben Gierstadt, Kindelbrück und Schmoelln im östlichen Thüringen gibt es solche in Schoengleina bei Jena, Oberdorla (Unstrut-Hainich-Kreis) und im Saale-Holzland-Kreis.
Nur die ostdeutschen Bundesländer waren von der Gefahr betroffen.
Karawanskij berichtete im Mai auf der Sonderkonferenz der Landwirtschaftsministerin über die Frostschäden an Äpfeln, Kirschen und Pflaumen. Sie sprachen von der Hoffnung auf einen Bundesprogramm, das leider nicht zustande kam - die Schäden galten als nicht national ausreichend. Folglich trafen die Folgen hauptsächlich Betriebe in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg. "Wir brauchen den Schadensbericht", sagte Ramelow. Er erinnerte daran, dass auch das Thüringer Landtag dazu gesprochen hatte und viele Mitglieder für Hilfe ausgesprochen hatten. Der erste Schritt sollte die Sicherung der Betriebe sein, der zweite ein Konzept für die Wasserversorgung im Gierstadt-Gebiet und zuletzt Überlegungen für die Investition in Solarpaneele auf den Obstplantagen - auch bekannt als AgriPV-Systeme, die gegen Hagel schützen könnten. Kirchner betonte, dass es in vielen Obstbaubetrieben eine Generationenwechsel gegeben habe, und sie offen für innovative Lösungen sind. Dazu gehört die Ernteversicherung im Hinblick auf den Klimawandel und die Frostschutz-Bewässerung, allerdings fehlt es noch an Wasser für solche Maßnahmen.
Die Beschreibungen der durch den Frost verursachten Schäden nach der Blütezeit, als kleine Früchte bereits entwickelt waren, waren entsetzlich. Der Thüringer Apfelertrag betrug 24.000 Tonnen, sollte aber mindestens 20.000 Tonnen weniger im Jahr 2023 betragen. Von den 1.700 Tonnen Kirschen könnten etwa 500 Tonnen behauptet werden. Pflaumen, die im Vorjahr 1.600 Tonnen betragen hatten, lagen am Abgrund.
Swoboda, Vorsitzender der Obstbau-Fachgruppe, schätzte einen wirtschaftlichen Schaden von 7,3 Millionen Euro für thüringische Unternehmen aufgrund der Ertragsverluste ein. Neben staatlicher Hilfe waren also auch interessengünstige Darlehen nötig, "um eine mögliche Katastrophe für die Obstwirtschaft in Thüringen abzuwenden".
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