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Nach der Pleite von Celsius: Sammelklage in Millionenhöhe

Celsius friert Ausschüttungen ein

Mit dem signifikanten Einbruch des Kryptomarktes im Juni und den strauchelnden Kursen von Bitcoin, Ethereum & Co. ist auch der Krypto-Kreditgeber Celsius Network ins Straucheln geraten. Das amerikanische Unternehmen war als einer der größten Kreditgeber im Krypto-Sektor angesehen. Derartige Kreditgeber nehmen Kryptowährungen von Anlegern entgegen und zahlen ihnen dafür Zinsen. In der Zwischenzeit werden sie gegen eine Gebühr an professionelle Anleger verliehen. Vor dem Absturz der Kryptowährungen verlief scheinbar alles gut für Celsius, sodass der Verleihservice einem Bericht des Wall Street Journal zufolge nachlässig wurde. Das Unternehmen versprach den Anlegern hohe Renditen, erzielte aber selbst nur geringe Gewinne. Nachdem der Kryptomarkt Mitte Juni zusammengebrochen ist, musste der Kreditgeber alle Auszahlungen an Kunden stoppen. „Aufgrund der extremen Marktbedingungen geben wir heute bekannt, dass Celsius alle Abhebungen, Swaps und Überweisungen zwischen Konten pausiert“, so eine Erklärung des Dienstes. „Wir ergreifen diese Maßnahme heute, um Celsius in die Lage zu versetzen, seine Abhebungsverpflichtungen für einen längeren Zeitraum zu erfüllen.“ Im Anschluss an die Ankündigung sind die Preise von Bitcoin, Ethereum und anderen Kryptowährungen weiter gesunken.

Antrag auf Konkurs nach Chapter 11

Nach dem Ausbleiben von Auszahlungen über einen Monat beantragte das Unternehmen am 13. Juli Insolvenz nach Chapter 11. Auf diese Weise wird versucht, das Unternehmen trotz seiner Zahlungsunfähigkeit zu sanieren. „Die heutige Anmeldung folgt auf die schwierige, aber notwendige Entscheidung von Celsius im letzten Monat, die Abhebungen, Swaps und Überweisungen auf der Plattform zu pausieren, um das Geschäft zu stabilisieren und die Kunden zu schützen“, heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens. „Ohne diese Pause würden bestimmte Kunden, welche den Handel zuerst getätigt haben, in vollem Umfang ausgezahlt, wohingegen andere darauf warten müssten, dass die Plattform den Wert von illiquiden oder längerfristigen Assets abwirft, ehe sie eine Rückerstattung erhalten.“ Der CEO von Celsius, Alex Mashinsky, erkannte die Entscheidung ebenfalls als richtig an und betonte, dass sie die Zukunft des Kreditgebers stärken werde. Wie die Insolvenzanmeldung zeigt, liegt der Verlust des Krypto-Kreditgebers bei 1,2 Milliarden US-Dollar. Laut The Guardian liegen die Gründe für den Konkurs bei Celsius in einer globalen “Kryptopokalypse”, schlechter Medienberichterstattung und falschen Geschäftsentscheidungen.

Interessengruppe will mehrere Millionen

Kunden des Krypto-Kreditgebers müssen jedoch noch immer auf ihre Auszahlungen warten, berichtet das Portal “CoinDesk”. Einige Kunden von Celsius, die Guthaben auf Depots hatten, haben sich deswegen jetzt mit dem Anwalt Kyle J. Ortiz von der Anwaltskanzlei Togut, Segal & Segal LLP zusammengetan, um sich ihre Einlagen zurückzuholen. Die Gruppe der Betroffenen setzt sich nun aus mehr als 300 Personen zusammen. Darüber hinaus wurden bereits fast 100.000 US-Dollar gesammelt, die als Vorschuss für die Rechtsvertretung für die Betroffenen verwendet werden sollen, so Ortiz. „Alle unterschreiben derzeit Verpflichtungserklärungen und haben bereits 93.000 US-Dollar von 100.000 US-Dollar zugesagt“, erklärte David Little, der sich an der Organisation der Gruppe beteiligt, gegenüber dem Portal in einer Sprachnachricht. „Ich habe keinen Zweifel, dass wir das Ziel erreichen werden.“ Das eingezahlte Kryptogeld diente den Kunden der Interessengruppe lediglich zur Aufbewahrung und sie erhielten keine Zinsen dafür. Dem Kryptoportal “Bitcoin2Go” zufolge beliefen sich die Depots auf vier Prozent der gesamten Celsius-Gelder. Demzufolge verlangen die Kläger diesen Prozentsatz des gesamten Vermögens, was ungefähr 180 Millionen US-Dollar entsprechen würde. Für Kunden mit Depotkonten bleibt das Eigentum bei den Wallet-Inhabern, aber die Nutzer des Earn-Programms, die sich durch die Einzahlung ihrer Kryptowährungen eine Rendite versprechen ließen, haben keinen Anspruch mehr auf ihre Coins.

Vage Formulierungen

Der auf Insolvenzansprüche spezialisierte Gründer von 507 Capital, Thomas Braziel, zeigt sich gegenüber dem Portal besorgt. Demnach könnte die von Celsius beauftragte Anwaltskanzlei Kirkland & Ellis die Interessengemeinschaft vor den Kopf stoßen. Im Gegensatz zu dem ebenfalls insolventen Krypto-Kreditgeber Voyager Digital möchte Kirkland nämlich keine Klage auf Rückgabe des Geldes in Fiat-Währungen einreichen, vielmehr soll eine Feststellungsklage eingereicht werden. Die Entscheidung darüber muss dann das Gericht treffen. „Es wird gemunkelt, dass es sich dabei um ein Lippenbekenntnis gegenüber den Klägern handelt“, so Braziel. „Es ist nicht zu 100 Prozent klar, ob die Vermögenswerte in Verwahrung genommen werden. Celsius sagt, dass sie es für die Kläger in Verwahrung nehmen, aber die Formulierung in den Geschäftsbedingungen ist sehr unscharf.“ Daher möchte Kirkland wahrscheinlich keine Gelder auszahlen, wenn sie nicht dazu verpflichtet sind.

Weitere Sammelklagen

Wie das Rechtsportal Anwalt.de berichtet, sind weitere Sammelklagen gegen den Krypto-Kreditgeber erhoben worden. Unter anderem vertritt die US-Kanzlei Bragar Eagel & Squire, P.C. Celsius-Kunden, welche über den Dienst Wertpapiere erworben haben. Celsius hat demnach gegen das US-Wertpapierrecht verstoßen und Privatanleger dadurch zu einer Investition verleitet. Darüber hinaus beschuldigen die Kläger das Unternehmen, die Kurse der angebotenen Anlageprodukte fälschlicherweise in die Höhe getrieben zu haben. Die Kläger behaupten, dass Celsius nicht registrierte Wertpapiere angeboten hat und werfen den Betreibern vor, ein Schneeballsystem aufgezogen zu haben. Auch der YouTuber und Influencer „Bitboy“ hat angeblich im Juni eine Klage gegen die fehlgeschlagenen Auszahlungen des Dienstes eingereicht.

Quelle: www.finanzen.net

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