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Münchner Kernfusions-Forscher gehen in die USA

Marvel Fusion
Ein Versuchsaufbau während einer Kooperation zwischen der LMU und der Marvel Fusion GmbH zu sehen.

Das Münchner Energie-Start-up Marvel Fusion will die Entwicklung eines Kernfusion-Kraftwerks jetzt in den USA vorantreiben. Auf dem Campus der Colorado State University werde bis 2026 «die leistungsstärkste Kurzpuls-Laseranlage der Welt» entstehen, teilten das Unternehmen und die Universität am Montag mit. «Mit der neuen Anlage kann das Unternehmen die Entwicklung des eigenen Fusionskonzepts hin zu einem Kraftwerk deutlich beschleunigen.»

Die Anlage erlaube neue Experimente und erfülle «sämtliche Anforderungen, um einen kraftwerkstauglichen Betrieb nachzuweisen», teilte Marvel Fusion mit. Uni-Präsidentin Amy Parsons sagte: «Das Projekt bringt Fort Collins und den Bundesstaat Colorado langfristig einen bedeutenden wirtschaftlichen Nutzen und Renommee.»

Bei der Kernfusion werden Atomkerne nicht gespalten, sondern wie auf der Sonne miteinander verschmolzen. Theoretisch kann in einem Fusionskraftwerk klimafreundlich Energie ohne Atommüll wie in einem Atomkraftwerk und ohne Gefahr einer Reaktorkatastrophe erzeugt werden – praktisch ist das aber noch sehr schwierig. Das Bundesministerium für Forschung schreibt in einem Positionspapier vom Juni: «Fusionsenergie ist sauber.» Der Strom werde CO2-neutral erzeugt. «Außerdem entstehen bei der Fusion lediglich kurzlebige und schwach radioaktive Abfälle, die keiner Endlagerung bedürfen.» Sie sind laut Marvel Fusion vergleichbar mit denen in Röntgenanlagen oder der medizinischen Strahlentherapie.

Ende vergangenen Jahres hatten Forscher des Lawrence Livermore National Laboratorys in den USA einen Durchbruch gemeldet: Erstmals sei bei einem Fusions-Experiment mehr Energie erzeugt als verbraucht worden.

Marvel-Fusion-Gründer Moritz von der Linden sagte der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Montag), die Demonstrationsanlage in Colorado koste 150 Millionen Euro und solle zeigen, dass die Kernfusion eine effiziente, saubere und im großen Stil einsetzbaren Energiequelle sein könne. «Wir hätten sie auch gern in Deutschland errichtet», aber europäische Investoren hätten abgewunken. «In Amerika engagieren sich neben dem Staat auch Leute wie Bill Gates, Salesforce-Gründer Marc Benioff oder Jeff Bezos von Amazon mit riesigen Beträgen in der Fusionsforschung», sagte von der Linden und kritisierte: «Hier schauen immer alle auf den Staat!»

Marvel Fusion plant in etwa zehn Jahren einen Prototyp eines kommerziellen Fusionskraftwerks zu bauen, der mehrere Milliarden Euro kosten dürfte und von ersten Kunden mitfinanziert werden könnte. Bis 2045 hofft das Unternehmen einen großen Beitrag zur Energieversorgung leisten zu können.

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