Thomas Müller hatte am Sonntagabend einiges zu erzählen in Wolfsburg. Über den großen Krach beim FC Bayern, die Folgen des Neuer-Interviews für seinen Club, den Wert des wichtigen 4:2-Siegs der Münchner in der Volkswagen-Arena. Gleich zu Beginn, und niemand achtete so richtig darauf, erzählte Müller auch etwas über den Gegner dieses Abends. Es war ein Lob für den VfL, für das sich in Wolfsburg zwar niemand etwas kaufen konnte, das die Situation nach drei Niederlagen in nur neun Tagen aber dennoch gut einordnete.
«Man hat auf dem Platz gesehen, dass Wolfsburg gewachsen ist», sagte der Bayern-Star. Kein Vergleich mehr zum Hinspiel kurz nach der Verpflichtung des neuen Trainers Niko Kovac, als die Wölfe Mitte August beim 0:2 in München nicht viel mehr als ein Sparringspartner des deutschen Meisters waren. «Sie wissen, was sie wollen und was sie tun. Sie sind mittlerweile eine eingespielte Mannschaft», sagte Müller weiter. «Man hat in dem Spiel gesehen, dass Wolfsburg Qualitäten hat.»
In Wolfsburg selbst sieht man das genauso. Es ist nicht einmal anderthalb Wochen her, dass der VfL beinahe einen Vereinsrekord in der Fußball-Bundesliga aufgestellt hätte. Dass auf zehn Ligaspiele ohne Niederlage ein 1:2 in Bremen, ein Pokal-Aus bei Union Berlin und jetzt gegen die Bayern ein 0:3-Rückstand nach weniger als 20 Minuten folgte, mache ihm «null Panik», sagte Mittelfeldspieler Maximilian Arnold.
«Wir müssen das ganz sachlich analysieren», meinte der VfL-Kapitän und tat das dann auch: «In Bremen haben wir verdient verloren. Im Pokal bei Union war es kein Spiel, in dem Union klar überlegen war. Und in diesem Spiel hätten wir niemals als Verlierer vom Platz gehen müssen.»
Jakub Kaminski (44.) und Mattias Svanberg (81.) erzielten die Wolfsburger Treffer. 22:9 Torschüsse zählte die Statistik am Ende – für die Gastgeber, nicht für die Bayern.
Rund um den Platzverweis für Joshua Kimmich (54.) und selbst nach dem 1:4 durch Jamal Musiala (73.) hatte der VfL noch genug Chancen, um dieses Spiel zu drehen. «Das ist der Unterschied», sagte Kovac: «Die haben Weltklasse-Niveau. Und wir müssen noch arbeiten, dass wir dorthin kommen. Wir haben heute sehr unglücklich verloren. Aber das wirft uns nicht um.»
Beweisen müssen die Wolfsburger das schon am Freitagabend – beim Tabellenletzten FC Schalke 04 (20.30 Uhr/DAZN). Der kämpft gerade noch ohne großen Ertrag aber mit viel Aufwand gegen den erneuten Abstieg an. Erst eine Niederlage dort würde die Stimmung in Wolfsburg wohl wieder drehen.