Fast 11 Jahre nach dem gewaltsamen Tod einer 77-Jährigen in Wegeleben (Landkreis Harz) hat am Magdeburger Landgericht der Mordprozess begonnen. Angeklagt ist ein 35-jähriger ehemaliger Dorfbewohner. Laut Staatsanwaltschaft hat er in der Nacht zum 22. April 2012 die Tür eines Wohnhauses im Dorf aufgehebelt, um das Haus nach Wertgegenständen zu durchsuchen. Dabei soll der Deutsche von der 77-jährigen Hausbewohnerin ertappt worden sein.
Der Staatsanwaltschaft zufolge schlug der Mann gezielt auf Kopf und Oberkörper der Rentnerin ein und würgte sie anschließend. Die leblose Frau soll er ins Wohnzimmer geschleift und auf der Couch abgelegt haben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten Mord zur Verdeckung des Einbruchs vor. Der Richter wies darauf hin, dass auch eine Verurteilung wegen Mordes zur Verdeckung einer Sexualstraftat in Frage komme.
Der Angeklagte äußerte sich am ersten Verhandlungstag am Montag nicht zu den Vorwürfen, kündigte das aber für einen späteren Zeitpunkt an. Der gelernte Tierwirt hatte seinen Stiefvater gepflegt, nachdem der an Lungenkrebs erkrankt war. Nach dessen Tod 2018 zog er weg und arbeitete zuletzt als angestellter Landwirt in Niedersachsen.
Die Polizei tappte nach dem Tötungsdelikt lange im Dunkeln. Erst nach einem DNA-Test unter den Dorfbewohnern fanden die Ermittler eine Spur in diesem lange zurückliegenden Fall. Der Treffer stammte von einem nahen Verwandten, der, wie sich später herausstellte, der leibliche Vater des jetzt Angeklagten war. Der Mann war allerdings nicht der Ehemann der Mutter.
Zu Beginn der Hauptverhandlung sagten zunächst Freunde des Angeklagten aus. Alle drei beschrieben den Mann als hilfsbereit und gesellig. Sie beteuerten, dass sie ihm die Tat nicht zutrauten. Einer der Freunde schilderte, wie der Angeklagte bei einem Streit mit der Faust zugeschlagen habe. Schon während der Schulzeit habe es Streitereien gegeben, die der Zeuge aber als normal beschrieb.
Für den Prozess sind zunächst neun weitere Verhandlungstage geplant.