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Mit der «Götterdämmerung» kommen die Buhs zurück

«Götterdämmerung»
Auf der Couch: Andreas Schager (Siegfried)und Michael Kupfer-Radecky (Gunther) im 1. Aufzug der "Götterdämmerung".

Die Buhs sind zurück im Bayreuther «Ring»: Auch in ihrem zweiten Jahr ist die Inszenierung von Regisseur Valentin Schwarz bei den Bayreuther Festspielen bei weiten Teilen des Publikums durchgefallen und heftig ausgebuht worden. Die durchaus auch vorhandenen begeisterten Zuschauer sind am Montagabend im Festspielhaus in der Unterzahl.

Der Österreicher und sein Team zeigen sich nach der Aufführung des vierten Teils von Richard Wagners «Ring des Nibelungen», der «Götterdämmerung», zum ersten Mal auf der Bühne. Nach den ersten drei Teilen «Rheingold», «Walküre» und «Siegfried» hatten die freundlichen Publikumsreaktionen darauf hingedeutet, der «Ring» könnte in diesem Jahr besser ankommen.

Das begeisterte Publikum wirkte dabei im Vergleich zum vergangenen Jahr wie ausgewechselt, womöglich auch, weil es das zum Teil war. Zahlreiche Tickets waren zum Start der eigentlich traditionell ausverkauften Festspiele noch zu haben. Das lag auch daran, weil die vielen als konservativ geltende Gesellschaft der Freunde von Bayreuth – nach Angaben von Intendantin Katharina Wagner wegen des späten Verkaufs – mehrere Tausend Karten für den «Ring» zurückgegeben hatte. So dürften in diesem Jahr viele Kurzentschlossene auf den Grünen Hügel gekommen sein und auch der ein oder andere Bayreuth-Debütant.

Der Weltenbrand findet auf der Bühne statt

Für die Wiederaufnahme der umstrittenen Produktion hatten Schwarz und sein Team, wie es dem berühmten Gedanken von der «Werkstatt Bayreuth» entspricht, nochmal deutlich an der Inszenierung gefeilt – und im Gegensatz zum letzten Jahr beispielsweise den berühmten Weltenbrand auch tatsächlich auf die Bühne gebracht. Catherine Foster (als Brünnhilde ein großer Gewinn für die Produktion) verschüttet Benzin und ein Lichtervorhang wird hochgezogen, an dem Göttervater Wotan erhängt baumelt. Auch kleine Erklär-Passagen für seine vielen Ideen hat Schwarz eingebaut. Dass er Siegfried und Hagen nicht als Gegenparts sieht, sondern vielmehr als zwei Seiten einer Medaille wird durch subtile, kleine Änderungen im Spiel der Sänger deutlicher als noch im Vorjahr.

Einiges mit dem Holzhammer inszeniert

Für ihn sei der «Ring» ein Drama des Hier und Jetzt, hatte Schwarz über seine ambitionierte, streckenweise aber auch überfrachtete und etwas unstrukturiert wirkende Produktion gesagt. Die war vor ihrer Premiere auch als «Netflix-Ring» bezeichnet worden, weil der Regisseur die vierteilige Richard-Wagner-Oper als eine Art Drama-Serie inszeniert und die Figuren mit Hintergrund-Geschichten ausstattet.

Manchmal holt der Regisseur auch den Holzhammer raus. Diejenigen, die womöglich nicht ganz verstanden haben, dass es sich bei dem schweigsamen und zuletzt von Gunthers Untergebenen gefolterten Begleiter Brünnhildes, um das treue Pferd Grane handelt, bekommen einen Wink mit dem Zaunpfahl: Am Ende des zweiten Aktes wird mitten auf der Bühne eine halbierte Pferdeskulptur platziert. Auch diese Ideen scheinen aber vielen nicht zugefallen – ganz im Gegensatz zur Leistung der Sänger. Für Foster und für Andreas Schager als Siegfried gibt es einzelne Standing Ovations. 

Mika Kares und sein fulminantes Hügel-Debüt

Schager ist in diesem Jahr der Marathon-Mann bei den Festspielen. Eigentlich sollte er den Siegfried nur im gleichnamigen dritten Teil singen. Weil er Stephen Gould ersetzte, tut er das nun aber auch in der «Götterdämmer» und zwischendurch singt er als Einspringer in diesem Jahr auch noch den «Parsifal». Eine ungeheure Kraftanstrengung, die man ihm in der «Götterdämmerung» aber stimmlich nicht anmerkt – und was die Spielfreude angeht, schon gar nicht.

Noch mehr Standing Ovations gibt es am Montagabend für Mika Kares für sein fulminantes Hügel-Debüt als donnernder Siegfried-Mörder Hagen. Der finnische Opernsänger ist wie Schager auch ein Einspringer und hatte die Rolle kurzfristig von Bass Dmitry Belosselskiy übernommen.

Dirigent Pietari Inkinen, der sich seit dem «Rheingold» mit jedem «Ring»-Teil hörbar steigerte, wird ebenfalls begeistert gefeiert. Im vergangenen Jahr hatte er sein Dirigat wegen einer Corona-Erkrankung noch kurzfristig an Cornelius Meister abgeben müssen. Nächstes Jahr soll Philippe Jordan dirigieren.

Mit der «Götterdämmerung» endete der vierteilige «Ring». An diesem Dienstag gehen die Festspiele dann weiter mit dem «Fliegenden Holländer» in einer Inszenierung des russischen Regisseurs Dmitri Tschernjakow.

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