Bei den schwersten Kämpfen im Bürgerkriegsland Libyen seit Monaten sind mindestens 27 Menschen getötet und mehr als 100 weitere verletzt worden. Das teilte das libysche Zentrum für Notfallmedizin mit. Wie viele Zivilisten unter den Opfern waren, erklärte die Einrichtung nicht.
Wegen der Kämpfe, die sich auch in Wohngebieten der Hauptstadt Tripolis ereigneten, hätten etwa 230 Familien ihre Häuser verlassen müssen. Am Mittwoch herrschte wieder weitgehend Ruhe. Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba von der Regierung mit Sitz in Tripolis besuchte die Gegend der Kämpfe, um sich ein Bild der Schäden zu machen.
Die Gefechte waren ausgebrochen, nachdem eine Miliz den Kommandeur der sogenannten 444. Brigade festnahm. Diese ist mit dem Innenministerium in Tripolis verbündet. Der Flugverkehr am Flughafen der Hauptstadt und der Unterricht an der Universität, in deren Nähe die Kämpfe stattfanden, wurden vorübergehend ausgesetzt. Der Unterricht soll am Samstag wieder stattfinden.
In Libyen war nach dem Sturz von Langzeitmachthaber Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 ein Bürgerkrieg ausgebrochen. In dem ölreichen Staat ringen bis heute unzählige Milizen um Macht und Einfluss. Der Konflikt wird durch ausländische Staaten zusätzlich befeuert. Derzeit kämpfen zwei verfeindete Regierungen in dem Land um die Macht. Alle diplomatischen Bemühungen, den Konflikt friedlich beizulegen, scheiterten bisher.