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Migration: Gewerkschaft fordert schnellere Schul-Integration

Ukrainische Schülerin
Ein Mädchen aus der Ukraine sitzt mit ihrem Unterrichtsmaterial in einer Klasse.

Angesichts der hohen Flüchtlingszahlen fordert die Bildungsgewerkschaft GEW einen schnelleren Zugang für zugewanderte Kinder und Jugendliche zum Unterricht.

Für die Integration sei Bildung sehr wichtig, weil es darum gehe, schnell soziale Kontakte zu knüpfen und die Sprache zu lernen, sagte die GEW-Bundeschefin Maike Finnern der Deutschen Presse-Agentur. «Das ist schon etwas, woran es hapert.» Viele Tausend Geflüchtete im Schulalter warteten in Deutschland noch auf einen Schulplatz, gerade in den Erstaufnahmen. «Eigentlich müsste es von Anfang an Bildung geben, damit Integration möglichst schnell erfolgen kann», sagte Finnern.

Keine einheitlichen Daten

Einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur in den Bundesländern zufolge werden deutschlandweit viele Zehntausend geflüchtete Kinder und Jugendliche unterrichtet – allerdings teilweise getrennt von den deutschen Schülerinnen und Schülern.

Eine genaue Zahl liegt nicht vor, weil mehrere Bundesländer gar nicht oder nur näherungsweise erfassen, wie viele Flüchtlinge bei ihnen unterrichtet werden, insbesondere wenn es um andere Herkunftsländer als die Ukraine geht. Auch die Organisation des Unterrichts unterscheidet sich von Land zu Land. Allein aus der Ukraine kommen aber mehr als rund 180.000 Schülerinnen und Schüler. Für Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein lagen dazu noch keine Zahlen vor.

Aus Nordrhein-Westfalen hieß es, dort seien rund 93.000 Schülerinnen und Schüler in der «Erstförderung», darunter knapp 39.000 aus der Ukraine. Das betreffe vor allem Schüler, die erstmals eine deutsche Schule besuchen und nicht über genügend Deutschkenntnisse verfügen. In Baden-Württemberg nehmen 48.700 Schüler, darunter 28.900 Ukrainer, an sogenannten Vorbereitungsklassen oder einem Vorqualifizierungsjahr teil, bevor sie in die Regelklassen integriert werden. In Hessen gibt es etwa 30.000 geflohene Schüler, die in Intensivklassen auf den deutschsprachigen Regelunterricht vorbereitet werden. In Hamburg besuchen rund 6400 Schüler sogenannte Willkommensklassen.

Kritik an Ungleichbehandlung

Andere Bundesländer wie Thüringen, Rheinland-Pfalz oder das Saarland rücken dagegen eine schnelle Einbindung in die Regelklassen in den Vordergrund, meist kombiniert mit zusätzlicher Sprachförderung. «So soll von Anfang an gute Integration ermöglicht werden», erklärte das Bildungsministerium in Thüringen. Dort werden rund 30.500 Schüler mit Migrationshintergrund unterrichtet, davon 5880 aus der Ukraine.

Der Mix an Maßnahmen ist groß – allein in Niedersachsen gibt es unter anderem Unterricht in den Landesaufnahmebehörden, Willkommensgruppen an den Regelschulen oder zusätzliche Deutschstunden. Die Schulen haben dabei Spielräume und können mitentscheiden, welches Angebot auf ihre Situation passt – eine fixe Vorgabe des Landes für den Unterricht für Flüchtlinge gibt es nicht.

Unterschiede gibt es der Gewerkschaft GEW zufolge auch im Umgang mit Ukrainern und Asylsuchenden. So erhielten die Ukrainer mancherorts spezielle Starterpakete, die die anderen Kinder nicht erhalten. «Das ist eine Ungleichbehandlung, die ist, finde ich, nicht in Ordnung», sagte Gewerkschaftschefin Finnern. Alle müssten bei der Bildung gleich behandelt werden, egal woher sie kommen.

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