Bei der versuchten Überquerung des Ärmelkanals von Frankreich nach Großbritannien sind sechs Menschen gestorben. Das teilte die zuständige französische Meerespräfektur am Samstag mit. Eine Person sei mit einem Helikopter in ein Krankenhaus geflogen und für tot erklärt worden. Fünf weitere gerettete Menschen befanden sich laut erster Auskunft der Behörden in einem schlechten Zustand. Später wurde mitgeteilt, dass auch sie für tot erklärt wurden.
Die Staatsanwaltschaft leitete Untersuchungen ein. Frankreichs Premierministerin Élisabeth Borne schrieb auf der früher unter dem Namen Twitter bekannten Online-Plattform X, sie gedenke nach dem Kentern des Bootes der Opfer.
Die Suche nach Menschen dauert an
Der Meerespräfektur zufolge wurden insgesamt etwa 50 Menschen von einem in der Nähe vom nordfranzösischen Calais in Seenot geratenen Boot gerettet, einige auch durch britische Kräfte. Die Suche nach Menschen dauere noch an. Der französische Meeresstaatssekretär Hervé Berville wurde nach dem Unglück vor Ort erwartet.
Immer wieder überqueren Migranten in kleinen Schlauchbooten den Ärmelkanal. Die Überfahrt ist gefährlich, vor allem weil der Meeresarm von vielen großen Schiffen befahren wird. Dabei kommen immer wieder Menschen ums Leben.
Am Donnerstag waren in Großbritannien insgesamt 755 Migranten registriert worden, die mit kleinen Booten über den Ärmelkanal kamen – so viele wie noch nie an einem einzelnen Tag in diesem Jahr. Insgesamt gelangten seit dem 1. Januar nach einem Bericht der Nachrichtenagentur PA auf diesem Weg 15.826 Migranten nach Großbritannien, seit Beginn der Aufzeichnungen Anfang 2018 waren es demnach damit 100.715.
Die konservative Regierung von Premierminister Rishi Sunak versucht, die Migranten abzuhalten. Sie drohte jüngst sogar mit lebenslanger Haft für Anwälte, die Migranten bei der Fälschung von Asylanträgen helfen. Sunak hat es zu einem seiner zentralen Ziele erklärt, die Boote zu stoppen – bisher ohne Erfolg. Die Konservativen hatten angekündigt, mit dem Brexit werde die Migration nachlassen. Allerdings gibt es seitdem kein Rücknahmeabkommen mehr mit der EU.