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Michail Gorbatschow: Ein bewegtes Leben

Für viele Menschen galt der ehemalige Staatschef Michail Gorbatschow als ein „Mann, der die Welt veränderte“. Die Meinungen zu seiner Person gehen im postsowjetischen Raum weit auseinander. In Deutschland gilt Michail Gorbatschow als einer der Väter der deutschen Einheit.

Im Westen wurde Gorbatschow verehrt, in seinem eigenen Land galt er teilweise als Verräter und wurde für den Niedergang der Sowjetunion Die Reaktionen auf seinen Tod am 30. August 2022 waren ebenfalls unterschiedlich.

Die jungen Jahre und Aufstieg in der KPdSU

Geboren wurde Michail Gorbatschow am 2. März 1931 im Gebiet Stawropol im Nordkaukasus. Er entstammt einer Bauernfamilie. Bereits während seiner Schulzeit arbeitet Michail Gorbatschow in der Kolchose und tritt 1946 dem sowjetischen Jugendverband Komsomol bei.

Nach dem Schulabschluss arbeitet er zunächst in der Kolchose und nimmt dann 1950 ein Studium der Rechtswissenschaften in Moskau auf. Im Jahr 1952 folgt der Eintritt in die Kommunistische Partei der Sowjetunion. Während seiner Studienzeit lernt er seine Frau Raissa kennen, die er 1953 heiratet. Aus der Ehe mit Raissa geht eine Tochter hervor.

Sein Aufstieg Innerhalb der KPdSU beginnt in den 1950er Jahren und geht steil nach oben. Er arbeitet sich nach und nach hoch, schließt parallel zu seiner politischen Karriere im Jahr 1967 sein zweites Studium als Diplom-Agraringenieur am Agrar-Institut in Stawropol ab.

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Gorbatschow und seine Politik

Am 11. März 1985 wird der damals 54-jährige Michail Gorbatschow zum Generalsekretär der KPdSU – als jüngstes Mitglied es Politbüros. Die Schwerpunkte seiner Arbeit liegen zunächst auf eine Verbesserung der Arbeitsqualität in der Landwirtschaft, Stärkung der Industrie und Verwaltung, aber auch auf der Bekämpfung von Alkoholismus und Korruption.

Im Zuge seiner Karriere wandelte sich sein Denken. Er ging Gespräche mit dem Westen ein, einigte sich mit den USA auf den Abbau von C-Waffen, betont immer wieder die Notwendigkeiten von Reformen. Am 10. Februar 1990 betont er bei einem Treffen mit Bundeskanzler Kohl, dass die Sowjetunion einer Wiedervereinigung Deutschlands nicht im Wege stehen werde. Im Februar 1991 verkündet Gorbatschow das Ende des Warschauer Paktes und bezieht sich dabei auf eine neue Europa-Politik.

Im Jahr 1991 findet die Ära-Gorbatschow ein Ende. Nach einem Putsch tritt Gorbatschow am 24. August als Generalsekretär der KPdSU zurück. Am 17. Dezember 1991 vereinbaren der russische Präsident Boris Jelzin und der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow die Auflösung der Sowjetunion, die zum 21. Dezember 1991 vollzogen werden soll.

Gorbatschow in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit

Die politische Figur von Michail Gorbatschow ist im postsowjetischen Raum sehr umstritten. Viele betrachten ihn als einen Verräter und machen ihn für den Niedergang der Sowjetunion verantwortlich. Andere sehen in ihn einen fortschrittlichen Freiheitsdenker, der nach Demokratie strebte. Glasnost und Perestroika sind zwei Schlüsselbegriffe, die eng mit der Politik Gorbatschows zusammenhängen.

Eine wichtige Rolle spielte auch seine Frau Raissa, die als First Lady überall auf seinen Auslandsreisen dabei war. Sie war seine enge Beraterin und seine Stütze. Ihr gemeinsames Auftreten in der Öffentlichkeit und auf der politischen Bühne wurde meistens sehr positiv aufgenommen. Raissa stirbt am 20. September 1999 an Blutkrebs in Münster. Zu den Trauerfeierlichkeiten erscheinen deutsche Persönlichkeiten wie der Altbundeskanzler Helmut Kohl oder der Bundestagspräsident Wolfang Thierse. Aber auch in der russischen Presselandschaft und Öffentlichkeit ruft ihr Tod Bestürzung und eine Welle von Mitgefühl für den Verlust aus.

Soziales und politisches Engagement

Michail Gorbatschow bleibt bis zu seinem Lebensende aktiv. Er gründet mehrere Stiftungen, darunter eine Stiftung im Namen seiner Frau für krebskranke Kinder, engagiert sich für investigativen Journalismus, nimmt an Veranstaltungen und Kongressen teil, schreibt mehrere Bücher und wird für sein Lebenswerk und sein Engagement mehrfach in unterschiedlichen Ländern ausgezeichnet.

Obwohl seine politische Figur nach wie vor für viele auch uneindeutig sein mag, so gehört Michail Gorbatschow unumstritten zu einem der bedeutendsten Politiker des 20. Jahrhunderts.

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