Meg Hewitt enthüllt das fragile Japan
Die Ausstellung „Tokyo Is Yours“ der australischen Fotografin Meg Hewitt präsentiert Bilder einer Künstlerin, deren Arbeit versucht, die Atomkatastrophe von Fukushima 2011 und die fragile Nation, die darauf folgte, zu katalogisieren.
Meg Hewitt wurde 1973 in Sydney geboren und liebt Japan. Der Australier studierte Bildhauerei, Malerei und Medien. Seit 2010 widmet sie sich der Fotografie. Dann kam es 2011 zur Atomkatastrophe von Fukushima, die fast zur vollständigen Evakuierung Tokios, einer Stadt mit mehr als 13 Millionen Einwohnern, führte. Inspiration findet die Fotografin vor allem in Comics und Filmen, doch ihr Interesse gilt mehr dem Leben auf den Straßen von Großstädten.
In den Straßen Tokios fand sie auch den Titel der Ausstellung, die bis zum 27. Januar 2024 in Berlin zu sehen sein wird: „Tokyo is yours“ stammt von Graffiti an den Mauern der Stadt. Was Hewitt betrifft, kann man auch sagen: „Tokio gehört mir.“
Detail
Am 11. März 2011 um 14:46 Uhr Ortszeit löste ein Erdbeben in Japan einen verheerenden Tsunami aus, bei dem mehr als 22.000 Menschen ums Leben kamen. Etwa eine halbe Million Menschen mussten in den nächsten Tagen evakuiert werden. Die gewaltigen Wellen beschädigten das an der Küste errichtete Kernkraftwerk und verursachten Kollateralschäden, die in drei Blöcken zur Kernschmelze führten. Große Mengen (etwa ein Fünftel der radioaktiven Emissionen der Atomkatastrophe von Tschernobyl 1986) radioaktiven Materials wurden freigesetzt.
Bis zu 150.000 Einwohner mussten das Gebiet vorübergehend oder endgültig verlassen. Die Katastrophe löste in vielen Ländern ein neues und verändertes Denken über die Kernenergiepolitik aus.
Zurück nach Asien: Meg Hewitt reiste zwischen 2015 und 2017 sieben Mal nach Japan. Zwölf Stunden am Tag spaziert sie durch die Stadt, schlendert durch Parks, Nachtclubs und Zoos, reist nach Fukushima oder besucht das Meer. Die Szenen, die sie einfängt, haben filmische Qualität.
Hewitt fängt die kleinen Details ein, die auf natürliche Weise ihre Aufmerksamkeit erregen, und verewigt die Menschen, denen sie begegnet. Die Tatsache, dass sie weder Japanisch sprechen noch lesen konnte und die Dialoge nicht verstehen konnte, gab ihr ein Gefühl völliger Freiheit und Kreativität. Die Menschen, denen sie begegnet, und die Szenen, die sie erlebt, können als Symbole, wie Metaphern, verstanden werden.
Blitz und Weisheit
Die Arbeit des Fotografen Daido Moriyamas wurde von Meg Hewitt als Inspiration genannt, die ihre Fotos sogar als „gefährlich“ bezeichnete. Meg Hewitt erkundet in ihren Fotografien die Räume zwischen Dingen, Erinnerungen, Beziehungen und Ängsten. Sie fotografiert oft nachts mit Blitz, um ihre Motive vom Hintergrund zu isolieren.
Bei der Entwicklung des Films wurde Silberfilm verwendet, um den Kontrast der Schwarztöne hervorzuheben. Das verleiht den Bildern eine besondere Ästhetik, manche erzeugen sogar ein Gefühl von psychischem Stress.
Tokyo Is Yours ist eine Schwarz-Weiß-Serie, die von 2015 bis 2017 entstand. Dieser Zyklus zeigt Hewitts tiefgreifende Überlegungen zu Japan und seiner Unsicherheit und Fragilität nach der Fukushima-Katastrophe. Ihr Buch enthält 68 Fotografien, die den starken Reiz des Absurden auf Hewitt belegen.
„Chaussee 36 Photo Foundation“, Chausseestraße 36, Eintritt frei
Quelle: www.ntv.de