Menschen mit Conterganschädigung haben wegen ihrer oft verkürzten Gliedmaßen mit gesundheitlichen Folgeschäden zu kämpfen und benötigen eine besondere Unterstützung. Bundesweit gebe es inzwischen zehn medizinische Kompetenzzentren, wie die Conterganstiftung in Köln mitteilte. «Das Netzwerk ist komplett mit zehn Zentren», sagte ein Sprecher.
Die Stiftung hat den gesetzlichen Auftrag, für die von dem Arzneimittelskandal Betroffenen Leistungen zu erbringen. Die Zentren, davon sind vier in NRW, werden in diesem Jahr mit bis zu 3,5 Millionen Euro unterstützt.
Die medizinische Versorgung sei nicht auf ihre speziellen Bedürfnisse ausgelegt, erklärte das Universitätsklinikum Aachen. Es fehle oftmals an Erfahrungswerten und an einer bedarfsgerechten Ausstattung. Seit Juli 2022 ist an der Uni-Klinik eines der Kompetenzzentren eingerichtet. Ein Schwerpunkt ist die Orthopädie. Am Freitag (9.00 Uhr) besucht der Vorstand der Conterganstiftung das Projekt.
Bundesweit leben etwa 2400 Menschen mit Conterganschädigung, ungefähr 800 davon in Nordrhein-Westfalen. Alle haben inzwischen das 60. Lebensjahr überschritten. Zu den natürlichen Altersbeschwerden und vorgeburtlichen Primärschäden kommen zunehmend Folgeerscheinungen hinzu.
Das Pharmaunternehmen Grünenthal aus Stolberg bei Aachen hatte das rezeptfreie Schlaf- und Beruhigungsmittel Contergan seit 1957 vertrieben. In den frühen 1960er Jahren stellte sich heraus, dass das Präparat die Föten massiv schädigt, wenn es in der frühen Schwangerschaft eingenommen wird. Allein in Deutschland kamen den Angaben zufolge Tausende Kinder mit schweren körperlichen Beeinträchtigungen zur Welt.