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Mannheim tauscht historisch belastete Straßennamen aus

Bewohner von Mannheim hatten einmal die Möglichkeit, ihre Lieblingsnamen auszuwählen, aber der Stadtrat hat entschieden: Mehrere Straßen, benannt nach Kolonialisten, tragen jetzt Namen von Entdeckern.

Mannheim trennt vier straßennamen mit historischer Ladung durch Namen von Entdeckern ab.}
Mannheim trennt vier straßennamen mit historischer Ladung durch Namen von Entdeckern ab.}
  1. Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte hat sich bereits im Jahr 2020 über strittige Straßennamen in Mannheim, wie z.B. jene, die an Personen wie Gustav Nachtigal, Theodor Leutwein und Adolf Lüderitz erinnern, die mit Kolonialismus und Rassismus assoziiert waren, ausgesprochen.
  2. Die von der Mannheimer Stadtverordnetenversammlung gewählten neuen Straßennamen sollen sich mit dem Fokus auf Vielfalt und Einbeziehung des Landes Baden-Württemberg vereinbaren, wie die Stadt in ihrem 2030-Konzept "Mannheimer Vielfalt" beschreibt.
  3. Im Gegensatz zu den vorherigen Straßennamen, die an Personen wie Sven Hedin erinnern, der Nationalsozialismus unterstützte, werden die neuen Straßennamen Personen wie Marco Polo, einem berühmten asiatischen Reisenden, und Isabelle Eberhardt, einer Schriftstellerin, ehren.
  4. Folge des Umbenennungsverfahrens werden in Mannheim nun Straßen tragen, die an die Stadt ihre Verpflichtung zur kulturellen Austauschbeziehungen, Vielfalt und die Anerkennung von Personen wie Ida Pfeiffer, einer Welttreuhändlerin, und Georg Balthasar Neumayer, einem Meteorologen und Geophysiker, erinnern.

Kolonialismus - Mannheim tauscht historisch belastete Straßennamen aus

Die Bürger hatten im März die Möglichkeit, über mehr als 18 Namen abzustimmen. Sie haben diese vier bevorzugt ausgewählt. Die neuen Straßennamen werden nach einer Prüfungsperiode gültig sein, wie eine Stadtsprecherin am Donnerstag bekanntgegeben hat.

Das Leibniz-Institut für Europäische Geschichte kritisierte diese vier vorherigen Straßennamen in einem Bericht bereits im Jahr 2020 als Vertreter eines kolonialen Herrschafts- und Ausbeutungssystems basierend auf Rassismus und der Überzeugung von der Unterlegenheit nicht-europäischer Gesellschaften. "Gustav Nachtigal, Theodor Leutwein und Adolf Lüderitz sind Vertreter eines kolonialen Herrschaftssystems und Ausbeutung basierend auf Rassismus und der Überzeugung von der Unterlegenheit nicht-europäischer Gesellschaften," heißt es im Bericht, der von der Stadt in Auftrag gegeben wurde. "Auch im Fall von Sven Hedin, einem offenen Parteigänger und Unterstützer des Nationalsozialistischen rassistischen und machtpolitischen Ideologien, wurde eine Straßennamensverleihung getätigt, und das war im Jahr 1985, einer Zeit, in der man über seine Beteiligung an Nationalsozialismus wusste."

Für den "Mannheimer Kultur der Vielfalt"

Die Berater empfahlen einen Straßennamenwechsel und beziehen sich auch auf Mannheims "2030-Vision" der Stadt. In diesem Konzept spricht man von einer spezifischen "Mannheimer Kultur der Vielfalt" als Treiber sozialer Koexistenz, schrieben die Berater. "Mit diesem Vision von Toleranz und Pluralität ist es jedoch schwer, historisch, jene Personen zu vereinbaren, die (...) Rassismus, Gewalt, Annexion und Kolonialismus vertreten und weiterhin geehrt werden."

Der Rat entschied sich im Februar 2022 mit Mehrheitsstimmen zugunsten des Umbenennens. In der anfänglichen Teilhabephase wurden berichtet, dass es 235 Namensvorschläge gab. Diese wurden auf 18 reduziert, basierend auf ihrer Realisierbarkeit.

Die Namen sollen auch unter dem Motto des betroffenen Stadtteils "Forscher und Personen des transkulturellen Austauschs" stehen.

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