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Mächtige Finanzlobby im Bundestag: beklagt mangelnde Transparenz

Bundestag
Das Reichstagsgebäude am frühen Morgen.

Banken, Versicherungen und andere Akteure der Finanzbranche versuchen mit Millionenbeträgen und Hunderten von Lobbyisten, das Gesetz im Bundestag zu beeinflussen.

Unter den 100 finanzstärksten Lobbyisten war laut einer Auswertung die Finanzwende, ein Vertreter der Bürgerbewegung, die am stärksten vertretene Branche der Finanzbranche. Dies gehe aus dem öffentlich zugänglichen Saalverzeichnis des Deutschen Bundestages hervor, erklärte der Verband. Demnach sind 11 der 100 Lobbyisten mit den größten Budgets Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen.

Auch die Autoindustrie ist öffentlichkeitsstark mit sechs der 100 stärksten Lobbyisten auf der Liste und die Energiewirtschaft mit neun. Nach Einschätzung der Finanzwende geben die Top 10 Unternehmen und Verbände der Finanzlobby jährlich mehr als 42,5 Millionen Euro aus, um Verbindungen zu pflegen und Einfluss auf die Politik zu nehmen.

Verhaltenskodex für Lobbyisten

Das Lobbyistenregister wird seit einem Jahr auf der Website des Deutschen Bundestages geführt. Sein Zweck ist es, den Menschen zu ermöglichen, zu sehen, wer Einfluss auf politische Entscheidungen und Gesetze hat. Dort müssen sich berufsständische Interessenvertretungen anmelden – derzeitige Ausnahmen sind Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und Kirchen.

Lobbyisten müssen Angaben zu ihren Auftraggebern und Sachgebieten sowie zu den personellen und finanziellen Kosten ihrer Lobbyarbeit in Bundestag und Bundesregierung machen. Sie sind verpflichtet, sich an einen bestimmten Verhaltenskodex zu halten. Ein Verstoß gegen diese Regelung wird mit einem Bußgeld von bis zu 50.000 Euro geahndet.

In einem Jahr wurden mehr als 5.500 Unternehmen, Verbände, Organisationen, Netzwerke, Einzelpersonen und andere im Register registriert. Mehr als 13.000 Mitarbeiter sind zur direkten Interessenvertretung berufen.

„Die Finanzlobby profitiert besonders davon, dass sie ihren Einfluss im Verborgenen ausübt“, sagt Daniel Mittler, Geschäftsführer der Finanzwende. «Lobbyregister sind ein guter Anfang im Kampf gegen Hinterzimmerdeals – aber die Vorschriften sind bei weitem nicht streng genug. »

Führende Versicherungsbranche

Spitzenreiter in Sachen Lobbying-Ausgaben ist laut Finanzwende der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Er vertritt die Interessen der Versicherungsunternehmen und hat 2021 rund 15 Millionen Euro investiert. Bis zu 150 Lobbyisten zogen Linien für den GDV.

Finanzwende begrüßt, dass das Register viele Informationen enthält, die zuvor nicht zugänglich waren. Dazu gehören nicht nur Informationen über Lobbying-Budgets, sondern auch Sichtbarkeit im gesamten Netzwerk. Die Deutsche Bank beispielsweise ist Mitglied in 57 Organisationen, darunter namhafte Organisationen wie der Bankenverband, der Bundesverband Windenergie, die Atlantikbrücke und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

Aber nicht alle Lobbyisten benennen immer noch Kontakte. Immer wieder trafen sich Finanzminister Christian Lindner (FDP) und seine Staatssekretärin mit Bankenvertretern, die nicht im Lobbyregister standen, um die Finanzwende zu kritisieren. Auch die staatliche Entwicklungsbank KfW ist nicht im Register, obwohl sich ihre Vertreter regelmäßig mit Ministern und Abgeordneten treffen.

Unvollständige Angaben

Finanzwende bemängelte zudem, dass die beauftragten Lobbyisten keine weiteren Angaben zu ihren Kunden, Zahlen und Zielen machen müssten. Zudem fehlen dem Register Informationen darüber, gegen welche Gesetze und Beschlüsse Lobbyisten konkret vorgehen, sowie strengere Regeln zu Seitenwechseln.

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich die Ampelpartei SPD und die Grünen Liberaldemokraten darauf verständigt, das von der Vorgängerregierung eingeführte Register zu stärken. Unter anderem wird ein sogenannter Exekutiv- und Legislativ-Fußabdruck eingeführt: Alle neuen Gesetze sollen anzeigen, welche Interessengruppen auf sie Einfluss nehmen. Damit ist jedoch noch nicht begonnen worden.

Die Bürgerbewegung Finanzwende, die die Lobbyarbeit der Branche auswertet, ist ebenfalls als Lobbyist registriert. Für bis zu 20 Beschäftigte „im Bereich der Interessenvertretung“ wird ein Jahresbudget von 450.000 bis 460.000 Euro vorgegeben.

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