Ohne Zweifel sticht der Kiebitz hervor. Er hat ein kräftiges Federbüschel am Hinterkopf. Seine Federn sind auf der Unterseite weiß und auf der Oberseite dunkel, mit metallischen grünen und violetten Blitzen. Doch wer die mittlerweile selten gewordenen Weidehirten beobachten will, braucht Glück – oder die richtigen Orte kennen.
Knoblauchsland am Stadtrand von Nürnberg ist eines davon, eines der größten zusammenhängenden Gemüseanbaugebiete Deutschlands und de facto ein Kiebitz-Hotspot. Die zweitgrößte Bevölkerung Bayerns lebt auf relativ kleinem Raum.
„Ich habe noch nie so viele Menschen zusammen gesehen“, sagte Lisa Schenk vom Bayerischen Naturschutzbund LBV. „Besonders spektakulär ist es während der Paarungszeit. Die Männchen vollführen eine Art Luftakrobatik, um die Weibchen zu beeindrucken.“ Auch für Experten ist es etwas Besonderes, einen Kiebitz so klar beobachten zu können.
Starker Rückgang der Bestände
Denn der Kiebitz ist laut Roter Liste gefährdeter Arten mittlerweile vom Aussterben bedroht. Nach neuesten Zahlen schätzt der Deutsche Dachverband Vogelschutz seinen Bestand auf 42.000 bis 67.000 Brutpaare. Dadurch ist diese Zahl seit 1980 um etwa 90 % gesunken. „Das ist eine deutliche Reduzierung“, sagte Martin Rümmler vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Hauptgrund dafür sei die Reduzierung der Wohnfläche.
Kiebitze bevorzugen feuchte Wiesen und Weiden, Sümpfe und Sümpfe. Viele von ihnen wurden jedoch in der Vergangenheit für die Landwirtschaft oder als Bauland trockengelegt. „Ein Problem besteht darin, dass Kiebitze auf bewirtschaftete Felder wandern. Dadurch verschwinden die Jungen“, sagte Rümmler. Weil Traktoren und andere Maschinen in gut versteckte Nester vordringen, weil es dort weniger Nahrung für Jungvögel gibt und weil Raubtiere wie Füchse dort leichteres Spiel haben.
Um auf den gefährdeten Status des taubengroßen Vogels und die Bedeutung seines Lebensraums aufmerksam zu machen, verglichen Nabu und LBV den Kiebitz mit dem Rebhuhn (vom Aussterben bedroht), der Rauchschwalbe, der kleinen Eule und dem Mäusebussard ( aller gefährdeten Vögel) wurde zum „Vogel des Jahres 2024“ nominiert. Wie in den Vorjahren entscheidet das Volk, wer gewinnt. Das Internet-Voting läuft noch bis Donnerstagmorgen.
In Süddeutschland ist das Vorkommen geringer
Während der Kiebitz in Norddeutschland weiterhin weit verbreitet ist, ist seine Situation in Süddeutschland recht schwierig. Süddeutschland. Deshalb kämpfen Experten wie Lisa Schenk um jeden Vogel da draußen. In diesem Frühjahr suchte sie gemeinsam mit Freiwilligen nach Nestern auf Feldern im Knoblauchsland und markierte mehr als 120 Nester mit Pfählen, damit Landwirte sie bei der Arbeit auf den Feldern meiden konnten.
Aber das sei nur ein kleiner Bruchteil der Nester auf dem 4.000 Hektar großen Gebiet, sagte Schenk. Im nächsten Jahr werden sie und ihr Team nicht nur den Nestschutz ausbauen, sondern auch untersuchen, wie viele Eier tatsächlich zu Jungvögeln schlüpfen. „Außerdem besteht die Gefahr, dass die Eier nicht durchgehen.“ Außerdem hat LBV etwa 100 junge Kiebitze im Knoblauchsland mit bunten Ringen markiert, um mehr über ihr Migrationsverhalten und ihre Treue zu ihrem Geburtsort zu erfahren.
Der Kiebitz gehört zu den sogenannten Kurzstreckenziehern. Im Herbst verlässt er seine Brutgebiete und überwintert in Gebieten mit mildem Klima wie Frankreich, Spanien, England und den Niederlanden. „Einige blieben in Deutschland, andere zogen weg.“ „Aber es kommt auch auf das Wetter an“, erklärt Naboo-Experte Rümmler.
Sender geben Auskunft über den Vogelzug
Aber wie viele Kiebitze es tatsächlich gibt Rückkehr von ihrer gefährlichen Reise im Frühjahr zu ihren Brutgebieten in Deutschland? Um das herauszufinden, hat Martin Boschert in diesem Jahr in Baden-Württemberg erstmals acht junge Kiebitze mit Sendern ausgestattet. Der Biologe ist für den Schutz von Wiesenvögeln wie Brachvögeln und Kiebitzen zuständig im badischen Oberlauf des Rheins.
Als Bossert feststellte, dass Kiebitznester bei der Feldarbeit zerstört werden könnten, brachte er sie in den Zoo nach Karlsruhe. Dort schlüpften sie und die Küken wurden später freigelassen in der Wildnis. Acht von ihnen tragen jetzt Sender. „Sie sind alle nach Westen und Südwesten geflogen“, sagte Bouchert. „Wir sind gespannt, was passiert, wenn der Winter kommt.“ „
Kiebitze seien einst weit verbreitet in Süddeutschland gewesen, sagte Bouchert. „Da müssen wir wieder ankommen.“ Er baute zum Beispiel Zäune in den Nestern von Weidefressern, um Eier und Küken vor Füchsen, Iltissen, Mardern und Waschbären zu schützen. Er sagte, die Forschung an Brachvögeln sei erfolgreich gewesen. „Wir sehen, dass immer mehr junge Vögel auftauchen.“
Freizeitdruck gefährdet den Bruterfolg
Gemäß der Allgemeinverfügung der Gemeinde sind einige Gebiete während der Brutzeit sogar komplett gesperrt, mit Ausnahme von Landwirtschafts-, Jagd- und Naturschutzvereinen , erklärt Boschert. Damit soll verhindert werden, dass Menschen die Vögel beim Spazierengehen oder Joggen erschrecken und Hunde davonlaufen und die Küken töten. Bochet sagte, durch verschiedene Maßnahmen sei die Zahl der Kiebitze in den Hauptgebieten wieder gestiegen. „Es ist nicht mehr dasselbe wie vor 10 oder 15 Jahren. Das Niveau ist das gleiche.“ „
Naboo-Experte Rümmler glaubt, dass Naturschutzprojekte wie in Baden-Württemberg und Nürnberg dazu beitragen, die lokale Bevölkerung zu stabilisieren. „Bezogen auf die Gesamtbevölkerung ist das nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ „Die größte Stellschraube ist die Agrarpolitik“, sagte er. Um die Kiebitze zu retten, müssten mehr Flächen geschützt und wieder vernässt werden. Außerdem müsse in der Landwirtschaft weniger Pestizide eingesetzt werden, damit die Kiebitze wieder genügend Insekten zum Fressen finden .