Der Lehrkräftemangel an den Berliner Schulen gehört aus Sicht der Linken auch in den kommenden Jahren zu den drängendsten Aufgaben der Bildungspolitik. Das Problem sei nur zu lösen, wenn die Zahl der Absolventen von Lehramtsstudiengängen erheblich steige, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Linke-Fraktion, Franziska Brychcy, der Deutschen Presse-Agentur. Dafür fehle es den Hochschulen an Geld, Räumen und Personal. «Wir müssen jetzt die Weichen stellen», forderte Brychcy. «Der Mangel wird sich noch extrem verschärfen.»
Und wie immer die Wiederholung der Abgeordnetenhauswahl am 12. Februar ausgehe: «Jede Koalition wird den Lehrkräftemangel weiter auf dem Tableau haben», sagte die Bildungsexpertin der Linke. «Die Hochschulen haben die Kapazitäten von 2015 bis jetzt zwar fast verdoppelt.» Allerdings sei die Zahl der Plätze im Bachelor-Studium zuletzt nicht mehr gestiegen. «Und das Problem ist, dass wir bei den Bachelorstudierenden außerdem eine hohe Schwundquote haben und die Betreuung im Studium verbessert werden muss.»
So gab es im Wintersemester 2021/2022 berlinweit nach Angaben der Hochschulen nur 1271 Bachelor- und 994 Master-Absolventen. Das sind deutlich weniger als die 2000 wie zwischen Senat und Universitäten vereinbart und die 3000, die aus Sicht der Linken nötig wären, um dem Lehrkräftemangel zu begegnen. Die Zahl der Studienanfänger müsse deshalb steigen, sagte Brychcy – auf deutlich mehr als die bisherigen 3500.
Schon jetzt fehlten rund 1000 Lehrkräfte auf Stellen, die auch nicht durch Quereinsteiger besetzt werden könnten. Wenn zusätzlich Ziele wie kleinere Klassen und mehr Inklusion erreicht werden sollen, sei der Bedarf noch höher. Das Ziel müsse sein, bei den anstehenden Verhandlungen über die Hochschulverträge sicherzustellen, dass Berlin für den Zeitraum bis 2028 die in Berlin nötigen Lehrkräfte auch selbst ausbilden könne.
Dafür sei wichtig, dass sich die Hochschulen auf die Finanzierung verlassen könnten, sagte Brychcy. Die bisher für drei Jahre geplanten jeweils 17 Millionen müsse es für die gesamte Laufzeit der Hochschulverträge bis 2028 geben. Und bei Bedarf müsse die Summe noch aufgestockt werden können.
Gleichzeitig sei es wichtig, dass nicht nur Berlin, sondern alle Bundesländer bedarfsdeckend ausbildeten, sagte Brychcy. «Wenn nur Berlin das macht, reicht das nicht. Es fehlen schließlich 25.000 Lehrkräfte bundesweit.» Auf Initiative der Linken habe die Koalition deshalb einen Antrag ins Abgeordnetenhaus eingebracht, eine entsprechende bundesweite Anstrengung per Staatsvertrag zu regeln. Am Donnerstag steht er auf der Tagesordnung der letzten Sitzung des Landesparlaments vor der Wiederholungswahl drei Tage später.