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Libeskind: Hass darf die Demokratie nicht untergraben

Kranzniederlegung am Denkmal für Sinti und Roma:Daniel Libeskind (l), US-amerikanischer Architekt und Stadtplaner, neben Rom
Daniel Libeskind (l), US-amerikanischer Architekt und Stadtplaner, neben Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Der US-amerikanische Architekt Daniel Libeskind sieht freie Gesellschaften im Kampf gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus gefordert. «Die liberalen Demokratien müssen stärker werden in dem, woran sie glauben», sagte der 77 Jahre alte Architekt auch des Jüdischen Museums in Berlin der dpa am Mittwoch. «Sie können nicht einfach unter dem Schirm der Meinungsfreiheit zulassen, dass sich Hass verbreitet und genau die Demokratie untergräbt, die er benutzt, um sie zu zerstören.»

Aus Sicht von Libeskind, der am Mittwoch den mit 15.000 Euro dotierten Europäischen Bürgerrechtspreis der Sinti und Roma erhalten sollte, ist es schwer für Menschen, aus der Geschichte zu lernen. «Wir sehen rechtsradikale Parteien in diesem Land wie die AfD, die versuchen, alles unter den Teppich zu kehren und nicht über die wahre Geschichte zu sprechen. Das ist sehr beunruhigend», sagte er.

«Wir haben einen Krieg in Israel, der sich nicht nur gegen Israel richtet, sondern auch gegen Juden», sagte Libeskind, der selbst jüdischer Abstammung ist. «Wenn Juden gesagt wird, dass sie nicht zur Schule gehen sollen, weil es gefährlich ist, sei es hier in Berlin oder in US-amerikanischen Universitäten, dann ist das für mich sehr ähnlich wie in den schrecklichen Jahren nach 1933.»

Zugleich zeigte sich Libeskind zuversichtlich, dass die Gesellschaft sich entwickelt habe. «Wir haben etwas Positives gelernt. Wir sind nicht allein, die Zivilgesellschaft hat das Thema aufgegriffen.»

Für den Vorsitzenden des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, wird mit der Preisvergabe an Libeskind die Gemeinsamkeit der Geschichte von Juden, Sinti und Roma unterstrichen. «Die Schicksalsgemeinschaft war sehr lange Zeit nach dem Krieg nicht bewusst», sagte Rose der dpa. Auch Rose warnte vor aktuellen Entwicklungen. «Wir müssen für die Demokratie kämpfen», sagte er. «Vor dem Gesetz sind alle gleich, niemand hat ein Sonderrecht. Das muss der Maßstab in einer Gesellschaft sein.»

Für mehr Verständnis sieht Rose auch die Gemeinschaft der Sinti und Roma gefordert. «Wir müssen aufzeigen, dass wir als Minderheit in unserem Ursprung auch Entwicklungen in dieses Land, nach in Europa hineingetragen haben, also zum Beispiel in der Kultur, in der Musik.»

Am Vormittag hatten Libeskind und Rose am Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas einen Kranz niedergelegt.

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