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Letzte Ruhestätte für ein Schulskelett

Am 11. Mai fand in der Stadt Schleiden (Nordrhein-Westfalen) eine Beerdigung besonderer Art statt. Schülerinnen und Schüler des Johannes-Sturmius-Gymnasiums nahmen Abschied von einem menschlichen Skelett, das über Jahrzehnte im Biologie-Unterricht als Modell gedient hatte.

Wie gelang ein menschliches Skelett in den Unterricht?

Noch ist nicht geklärt, wie ein echtes Menschenskelett an die Schule kam. Es wurde seit 1952 im Biologie-Unterricht verwendet. Allerdings ist bekannt, dass die Stadtverwaltung das Skelett damals für 600 DM erworben hatte.

Experten meinen, dass es sich dabei vermutlich um eine Frau handelt. Wissenschaftler führten eine DNA-Analyse durch, somit kann wohl bald das Alter und die Herkunft der Toten festgestellt werden. Nachdem man in der Schule die schockierende Entdeckung gemacht hatte, wurde das echte Skelett durch ein Plastikmodell ersetzt.

Schüler bauten einen Sarg für die Unbekannte

Zunächst war nicht klar, was mit den Überresten geschehen soll. Daher beschlossen die Schülerinnen und Schüler selbst die Initiative zu ergreifen. Sie sprachen sich dafür aus, der Unbekannten eine letzte Ruhe zu gewähren und eine richtige Beerdigung für sie zu organisieren. Für die Überreste wurde ein Sarg gebaut. Die Beerdigung wurde schon seit einer längeren Zeit geplant, dennoch war es zunächst aufgrund der Pandemie nicht umsetzbar.

Nun fand die unbekannte Tote auf dem naheliegenden evangelischen Friedhof ihren letzte Ruhestätte. Die Bestattung haben die Schülerinnen und Schüler des Johannes-Sturmius-Gymnasium selbst geplant und durchgeführt. Der Sarg wurde mit Symbolen aller Weltreligionen versehen, weil man nicht weiß, welchen Glaubens die Tote gewesen war.

Ebenso lief auch die Bestattungszeremonie ab – sie war interreligiös gestaltet. Der Religionslehrer und gleichzeitig evangelischer Pfarrer Oliver Joswig bat dabei seinen Kollegen von der katholischen Kirche um Unterstützung. Bei der Beerdigung waren 80 Personen anwesend. Darunter nicht nur Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, sondern auch Vertreter der Stadtverwaltung.

„Wir nehmen Abschied von einem Mitglied unserer Schule“

Vor der Beerdigung wurde der Toten ein Name gegeben: Ahn-Bian. Aus dem Vietnamesischen heißt es „geheimnisvoller Frieden“. Der Pfarrer Joswig meinte bei der Bestattungszeremonie: „Wir beerdigen ein Mitglied unserer Schule.“ Er betonte außerdem, dass es äußerst wichtig wäre, den Menschen einen letzten Frieden zu gewähren.

In Deutschland ist es leider nicht der erste Fall dieser Art. Im Jahr 2016 wurde an einer Schule in Stolberg, in der Nähe von Aachen, ebenfalls ein menschliches Skelett entdeckt. Die Schülerinnen und Schüler stimmten damals auch dafür, die Überreste des Unbekannten zu beerdigen.

Von: Swetlana Uljanowa
Übersetzt von: Arina Lerke

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