Wegen Lehrermangels und schleppend vorangehender Digitalisierung in Brandenburgs Schulen schlagen Elternräte Alarm. In einem offenen Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) fordern fünf Kreiselternräte aus dem Süden und Osten des Landes deshalb einen Runden Tisch. «Der Lehrermangel, die nur langsame Digitalisierung der Schulen und die durch verschiedene Studien festgestellten Lerndefizite stellen die Gesellschaft vor besondere Herausforderungen. Nur wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen, lassen sich diese Probleme meistern», heißt es in dem Brief der Kreiselternräte Spree-Neiße Cottbus, Elbe-Elster, Frankfurt (Oder) und Oberspreewald Lausitz, über den die «Potsdamer Neuesten Nachrichten» zuerst berichteten. Nötig sei ein Gesellschaftsvertrag für den Bildungssektor im Land, so die Elternvertreter.
Die Ergebnisse der IQB-Bildungsstudie, die seit Oktober 2022 vorliegt, zeigt laut Bildungsministerium deutliche Rückgänge der Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im Grundschulbereich.
Die Elternräte kritisieren, dass das Ministerium, bis heute keine konkreten Maßnahmen vorgestellt habe, wie die Lerndefizite in den Grundschulen aufgeholt werden sollen. Thomas Röttger, Elternrat aus dem Kreis Spree-Neiße sprach von einem «kollektiven Versagen der Bildungspolitiker». Der Lehrermangel sei dem Ressort seit Jahren bekannt, sagte er der dpa. Eine Prognose für 2019 habe bereits gezeigt, dass der Lehrkräftebedarf in den Folgejahren nicht annähernd gedeckt werden könne. Röttger spricht für die fünf Kreiselternräte.
Geklärt werden müsse auch, warum trotz verschiedener seit 2019 aufgelegter Digitalpakte ein Großteil der Lehrer wegen rechtlicher Hürden keine adäquate Ausstattung mit Endgeräten erhalte, so Röttger. Lehrkräfte dürften ein Notebook nicht zuhause nutzen. Zudem hätten nur ein Drittel aller Schüler ein schuleigenes Endgerät und nicht alle.
Die digitale Ausstattung der Schulen mit Laptops und schneller Internet-Verbindung hat sich laut Bildungsministerium seit Beginn der Corona-Pandemie verbessert. Mit der Vereinbarung von Bund und Ländern auf den Digitalpakt Schule im Vor-Coronajahr stehen bis 2024 in Brandenburg rund 203 Millionen Euro zur Verfügung. Davon wurde dem Bildungsressort zufolge bislang nur ein Teil abgerufen.