Getreidedeal: Bringt der UN-Vorschlag Moskau zum Umdenken?
Angesichts des Rückzugs Russlands aus dem Getreidedeal – Abkommen über den Export ukrainischen Getreides – bemüht sich UN-Generalsekretär António Guterres aktiv darum, die Vereinbarung durch Zugeständnisse an Moskau zu retten. In einer Mitteilung vom 28. August unterbreitete Guterres dem russischen Außenminister Sergey Lavrov die Idee, dass Moskau Zugang zum internationalen Finanzkommunikationsnetzwerk Swift wiedererlangen könnte. Dies könne, so schlug er vor, durch die Gründung einer angegliederten Einrichtung der sanktionierten russischen Landwirtschaftsbank erfolgen, die für bestimmte finanzielle Transaktionen vorgesehen ist.
Dieser strategische Schachzug hat das Potenzial, den Export von Düngemitteln und bestimmten landwirtschaftlichen Gütern aus Russland innerhalb eines knappen Zeitraums von 30 Tagen wiederherzustellen. Zunächst wurde diese diplomatische Korrespondenz von der Zeitung “Bild” veröffentlicht.
In dem Schreiben bringt Guterres drei weitere Vorschläge zur Förderung dieser russischen Exporte ein. Diese Vorschläge umfassen die Versicherung russischer Schiffe während ihrer Exporttätigkeiten, das Auftauen gefrorener Vermögenswerte von Düngemittelfirmen in ganz Europa und die Gewährung der Erlaubnis für russische Schiffe, europäische Häfen anzulaufen. Das Schreiben deutet indirekt auf eine gemeinsame Anstrengung zwischen den Vereinten Nationen und der Europäischen Union in Bezug auf diese Zugeständnisse hin.
russia's brutal war against Ukraine will leave poorer countries struggling for food this year, a U.S. intelligence report says. https://t.co/zc2nGLwma0
— Ukrainian Grain Association (@UkrGrain) August 31, 2023
Getreidedeal: EU hat die Möglichkeit der Aufhebung von Sanktionen erwogen
Während der Sommermonate hatte die Europäische Union bereits die Möglichkeit erwogen, eine Umgehung der von Russland verhängten Sanktionen durch die Gründung einer angegliederten Einrichtung in Betracht zu ziehen. Diese strategische Maßnahme wurde entwickelt, um Russland erneut zur Genehmigung des Exports von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer zu bewegen. Die im Sommer 2022 zunächst besiegelte Vereinbarung, die derzeit vom Kreml auf Eis gelegt ist, wurde als entscheidender Schritt zur Eindämmung der steigenden Getreidepreise gefeiert, die das Wohl von Millionen Menschen bedrohten, die am Rande der Hungersnot standen.
Parallel zum Getreideabkommen wurde damals auch eine zweite Vereinbarung über den Export von Düngemitteln und Nahrungsmitteln aus Russland geschlossen. Moskau äußerte jedoch später Beschwerden und behauptete, dass die Sanktionen ihre Exportmöglichkeiten praktisch lahmgelegt hätten. Nach Berichten der Vereinten Nationen kommt Düngemitteln eine herausragende Bedeutung bei der Verhinderung einer globalen Lebensmittelkrise zu. Diese Berichte belegen auch, dass die Preise für Düngemittel auf dem Weltmarkt zeitweise um 250 Prozent über den vor dem Konflikt herrschenden Niveaus lagen.
UN-Quellen betonten unmissverständlich, dass das Ziel der Vereinten Nationen nicht darin besteht, Russland zu belohnen, sondern die globale Lebensmittelsicherheit zu verbessern. Ihre Bestrebungen sind rein humanitärer Natur. Diese Quellen hoben hervor, dass UN-Generalsekretär Guterres in der Vergangenheit stets die russische Invasion in die Ukraine verurteilt hat. Moskau hat die Position des Generalsekretärs oft als parteiisch und zugunsten westlicher Interessen bezeichnet.
Getreidedeal: Mit Russland in Kontakt treten
Am Freitag entschied sich die Europäische Kommission, keine Einzelheiten über ihre Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen preiszugeben. Ein offizieller Sprecher bestätigte jedoch die Bereitschaft der Europäischen Union, über die Vereinten Nationen mit Russland in Kontakt zu treten, um eine nachhaltigere und konstruktivere Lösung zu suchen. Dies würde die Gründung einer angegliederten Einrichtung der russischen Landwirtschaftsbank einschließen, die Swift-Transaktionen im Einklang mit den EU-Sanktionen für den Agrar- und Lebensmittelhandel ermöglichen soll.
Grundsätzlich zielen die Sanktionen der Europäischen Union nicht darauf ab, den Transport von landwirtschaftlichen Waren zwischen Russland und Drittländern zu behindern. Es gibt Ausnahmen, die es russischen Schiffen ermöglichen, regelmäßigen Zugang zu europäischen Häfen zu erhalten, insbesondere wenn dieser für den Kauf, die Einfuhr oder den Transport von landwirtschaftlichen und Lebensmittelprodukten als notwendig erachtet wird. Seit Dezember 2022 gibt es auch eine Sonderregelung, die es ermöglicht, Lebensmittel- und Düngemittelgeschäfte mit sanktionierten Personen zu verhandeln.
All diese Maßnahmen unterstreichen die Tatsache, dass es nicht die Sanktionen der Europäischen Union, sondern die gewagte Politik Russlands ist, die die globale Lebensmittelsicherheit gefährdet. Ein anderer Sprecher betonte zudem die fortlaufenden Bemühungen, alternative Transportrouten für ukrainisches Getreide auszubauen. Russlands ultimatives Ziel ist es, ukrainische Produkte auf der Weltbühne durch russische zu ersetzen.