Das Land Berlin will das von Bertolt Brecht gegründete Berliner Ensemble als landeseigene Gesellschaft übernehmen. Dazu werde Berlin die bisher von Intendant Oliver Reese als privater Gesellschafter gehaltenen Anteile erwerben, kündigte Kultursenator Klaus Lederer am Freitag – dem 125. Geburtstag des Dramatikers – in Berlin an. «Das Berliner Ensemble ist eine Institution, die zu Berlin gehört wie kaum eine andere», sagte der Linke-Politiker. Dies sei die «Rückabwicklung der Privatisierung».
Das traditionsreiche Theater am Schiffbauerdamm im Stadtteil Mitte war 1892 mit «Iphigenie auf Tauris» von Johann Wolfgang Goethe eröffnet worden. Brecht übernahm das Haus 1954 mit seinem sechs Jahre zuvor gegründeten Berliner Ensemble und benannte es entsprechend um.
Nach dem Fall der Mauer wurde das DDR-Staatstheater 1992 in ein privatrechtliches Unternehmen umgewandelt. Die Regisseure Heiner Müller, Matthias Langhoff, Fritz Marquardt, Peter Palitzsch und Peter Zadek waren erste Gesellschafter. In den folgenden Jahren durchlief das Haus eine wechselhafte Geschichte.
Seit 2017 ist Reese als Intendant alleiniger Gesellschafter. Seinen Anteil von 50.000 Euro übernimmt nun Berlin für die Gründung der landeseigenen Gesellschaft. Lederers Pläne, die noch von Senat und Parlament bestätigt werden müssen, sind den Angaben zufolge nicht mit weiteren zusätzlichen Kosten verbunden.
Reese sprach von einem gut aufgestellten Haus. Seit Saisonbeginn liege die Auslastung bei 96 Prozent. Im Kalenderjahr 2022 habe das Theater rund 15.000 Besucherinnen und Besucher mehr gehabt als in der letzten Saison vor Corona. Auch der Jahresabschluss habe 2022 mit einer guten halben Million Euro über dem eigenen Wirtschaftsplan gelegen. «Ich finde, wir sind eine gute Partie», sagte Reese mit Blick auf die Übernahme.