Griechenland hat dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angeboten, ukrainische Piloten für Kampfjets vom Typ F-16 auszubilden. Selenskyj bedankte sich am Montagabend in Athen für das Angebot, das er gerne annehme. Unterdessen tauchte im Internet ein neues Video des russischen Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin auf, über dessen Verbleib seit seinem Kurzzeit-Aufstand Ende Juni immer wieder gerätselt wird.
Die Ukraine verteidigt sich seit nunmehr 18 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg. Eine vor elf Wochen begonnene Gegenoffensive ist aber bisher hinter den hohen Erwartungen zurückgeblieben. In der Nacht kam es Berichten zufolge erneut zu Drohnenangriffen auf beiden Seiten.
Russland: Drohnenangriffe Kiews abgewehrt – Schäden in Krasnogorsk
Die russische Luftabwehr hat am Morgen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau vier ukrainische Drohnen abgewehrt. Zwei Drohnen seien über der Region Moskau zerstört worden, zwei weitere seien über der Grenzregion Brjansk im Südwesten des Landes abgestürzt, teilte das Ministerium bei Telegram mit. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben.
Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin teilte ebenfalls bei Telegram mit, die beiden Drohnen in der Region Moskau seien nahe der Satellitenstadt Krasnogorsk und in einer Siedlung westlich der Hauptstadt abgeschossen worden. Einsatzkräfte seien vor Ort.
In Krasnogorsk sei ein Hochhaus beschädigt worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf Einsatzkräfte. Die Fensterscheiben auf mehreren Stockwerken des Wohnhauses seien zerbrochen. Auch mehrere in der Nähe des Gebäudes geparkte Autos seien beschädigt worden. Ersten Informationen zufolge habe es aber keine Toten oder Verletzten gegeben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Zuvor war der Flugbetrieb an allen drei Moskauer Flughäfen laut Tass in der Nacht vorübergehend ausgesetzt oder verzögert worden. Die Flughäfen Domodedowo und Scheremetjewo nahmen nach einer kurzen Unterbrechung den Flugverkehr wieder auf. Wnukowo blieb vorerst noch geschlossen. Der Grund für die Aussetzung des Flugbetriebs war zunächst nicht genannt worden.
Bereits am späten Montagabend hatte Russland nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau zwei weitere ukrainische Drohnen nahe der russisch besetzten Schwarzmeerhalbinsel Krim abgewehrt. Die beiden unbemannten Luftfahrzeuge seien rund 40 Kilometer nordwestlich der Krim über dem Schwarzen Meer abgestürzt, teilte das Ministerium in der Nacht bei Telegram mit. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Berichte: Angriff mit Shahed-Drohnen auf Saporischschja
Die Stadt Saporischschja im Südosten der Ukraine wurde Medienberichten zufolge in der Nacht mit Shahed-Drohnen angegriffen. In der Region seien Explosionen zu hören gewesen. Zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe bei Telegram mitgeteilt, dass eine Gruppe der Angriffsdrohnen in der Nähe der Stadt gesichtet worden sei. In der Region wurde demnach Luftalarm ausgerufen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Über Schäden oder Verletzte gab es zunächst keine Informationen.
Selenskyj: Ukraine braucht griechische Unterstützung
«Wir brauchen die Unterstützung Griechenlands bei der Vorbereitung unserer Piloten für die Flieger F-16», sagte Selenskyj nach einem Gespräch mit dem griechischen Premierminister Kyriakos Mitsotakis.
Der größte Teil der griechischen Luftwaffe besteht aus F-16-Jets, die Piloten gelten als äußerst erfahren. Erst am Sonntag hatten Dänemark und die Niederlande der Ukraine zugesagt, Dutzende F-16-Kampfflugzeuge für den Abwehrkampf gegen die russischen Angreifer zu liefern. Erst muss die Ausbildung ukrainischer Piloten jedoch abgeschlossen sein.
USA genehmigen Verkauf von Militärhubschraubern an Polen
Das US-Außenministerium hat dem Verkauf von Militärhubschraubern an Polen zugestimmt, mit denen das EU- und Nato-Land seine Armee verstärken will. Die geschätzten Kosten für die 96 Helikopter und die dazugehörige Ausrüstung beliefen sich auf 12 Milliarden US-Dollar (11 Mrd Euro), teilte die Defense Security Cooperation Agency am Montag mit.
Das Rüstungsgeschäft werde die Sicherheit des Nato-Verbündeten verbessern und Polens Fähigkeit erhöhen, gegenwärtigen und künftigen Bedrohungen zu begegnen. Warschau hatte den Kauf der Kampfhubschrauber vergangenes Jahr bei den USA beantragt. Polen fühlt sich von Russland bedroht und rüstet massiv auf.
Söldnerchef Prigoschin spricht von Einsatz in Afrika
Rund zwei Monate nach seinem gescheiterten Kurzzeit-Aufstand in Russland ist im Internet ein neues Video des Söldnerchefs Prigoschin aufgetaucht. Der rund 40 Sekunden lange Clip, der Prigoschin in Tarnkleidung und mit Gewehr in der Hand zeigt, sei in einem afrikanischen Land aufgenommen worden, teilte der der Söldnergruppe Wagner nahestehende Telegram-Kanal «Grey Zone» mit. Genauere Informationen wurden nicht genannt. Unabhängig überprüft werden konnte der Aufnahmeort zunächst nicht.
«Wir arbeiten. Die Temperatur beträgt mehr als 50 Grad», sagt Prigoschin in dem Video. Dann erklärt er, dass seine Wagner-Truppe Aufklärungsarbeiten durchführe – und fügt hinzu: «Sie macht Russland noch größer auf allen Kontinenten. Und Afrika noch freier.» Die russischen Kämpfer, die für ihre Brutalität berüchtigt sind, sind in mehreren afrikanischen Staaten aktiv.
Gespräche über Militärzusammenarbeit: Iranischer Kommandeur in Moskau
Inmitten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine ist zudem ein wichtiger iranischer General nach Moskau gereist. Der Kommandeur der iranischen Bodentruppen, Kiumars Heydari, habe mit seinem russischen Kollegen Oleg Saljukow über die militärische Zusammenarbeit der beiden Länder gesprochen, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
Der Iran gilt als wichtiger militärischer Partner Russlands. In seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine beschießt Russland das Nachbarland etwa immer wieder mit Kampfdrohnen iranischer Bauart. Teheran hat lediglich zugegeben, Russland vor Kriegsbeginn Drohnen geliefert zu haben. Die Ukraine und westliche Experten sehen es allerdings als erwiesen an, dass die militärische Zusammenarbeit zwischen Moskau und Teheran deutlich umfassender ist.
Was heute wichtig wird
In Südafrikas Wirtschaftsmetropole Johannesburg beginnt heute der Gipfel der Brics-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika. Kremlchef Wladimir Putin will sich allerdings nur per Video zuschalten. Da der Internationale Strafgerichtshof mit Sitz in Den Haag einen Haftbefehl wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen gegen ihn verhängt hat, müsste Putin bei einer Anreise nach Südafrika eine Festnahme befürchten.