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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Ukraine-Krieg
Ukrainische Freiwillige üben für den Kampf auf einem Übungsplatz am Stadtrand von Kiew.

Die Ukraine bekräftigt ihre Forderung nach Marschflugkörpern Taurus aus Deutschland und versucht Bedenken in Berlin gegen die Lieferung auszuräumen. Wegen ihrer hohen Reichweite würden die Taurus militärisch dringend benötigt – genauso wie die ebenfalls erbetenen ATACMS aus den USA, erklärte Außenminister Dmytro Kuleba in Kiew. Er sicherte zu: «Beide werden ausschließlich innerhalb unserer Grenzen eingesetzt werden.» Ähnlich äußerte sich Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar.

Die Befürchtung, dass die Ukraine mit den bunkerbrechenden Waffen russisches Gebiet beschießen könnte, gilt als Grund für das Zögern in Berlin. Allerdings steigt der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), die Taurus-Lenkraketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern an die Ukraine zu liefern. Einem «Spiegel»-Bericht zufolge wird erwogen, die Waffen so zu programmieren, dass sie nicht gegen Ziele in Russland gerichtet werden können.

Präsident Wolodymyr Selenskyj beriet mit Spitzenvertretern aus Militär und Regierung, wie die Alternativrouten für Getreideexporte ausgebaut werden können. Die Schwarzmeerhäfen hat Russland blockiert.

An der Front im Osten und Süden der Ukraine gab es unterdessen weiter schwere Gefechte, wie der ukrainische Generalstab am Freitagabend meldete. Die Militärverwaltung von Sumy berichtete zudem erneut von russischem Beschuss des ukrainischen Gebiets im Nordosten nahe der Grenze zu Russland. Über Teilen der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim wurde in der Nacht die Flugabwehr aktiviert. Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine dauert bereits fast anderthalb Jahre. Samstag ist der 535. Kriegstag.

Russische Angriffe an allen Frontabschnitten

Der ukrainische Generalstab berichtete für Freitag von heftigem russischem Artilleriebeschuss und von Luftangriffen an fast allen Frontabschnitten. Am Boden versuchten russische Truppen bei Kupjansk, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka vorzurücken. Diese Angriffe seien abgewehrt worden, hieß es im Abendbericht. Unabhängig überprüfbar sind die Militärangaben nicht. Es wurde nichts zu eigenen Angriffen im Rahmen der ukrainischen Gegenoffensive berichtet.

Bei einem russischen Raketenangriff sei es gelungen, eine von vier Hyperschallraketen des Typs Kinschal abzufangen. Einschläge gab es den Angaben nach im Westen des Landes, wo die ukrainische Luftwaffe ihre Stützpunkte hat.

Ukraine: Grenzgebiet Sumy erneut unter russischem Beschuss

Russland hat nach Angaben der regionalen Militärverwaltung erneut das ukrainische Gebiet Sumy nahe der russischen Grenze angegriffen. Im Tagesverlauf sei das Gebiet im Nordosten der Ukraine neunmal unter Beschuss geraten, teilte die Militärverwaltung von Sumy am Freitagabend bei Telegram mit.

Insgesamt seien 51 Explosionen registriert worden. Dabei seien unter anderem in der Gemeinde Seredyna-Buda zwei Wohnhäuser beschädigt worden. Berichte über Opfer gab es zunächst nicht. Die Angaben ließen sich nicht verifizieren.

Russische Flugabwehr über Krim aktiviert

Über Teilen der von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim wurde in der Nacht die Flugabwehr aktiviert. Das teilte Oleg Krjutschkow, ein Berater der Krim-Führung, am frühen Morgen bei Telegram mit. In sozialen Medien war von möglichen Drohnenangriffen die Rede. Über der Krim hatte die russische Flugabwehr zuletzt angeblich mehrfach Drohnen abgewehrt.

Kiew fordert Zusage für Taurus-Lenkraketen

«Je größer die Reichweite, desto kürzer der Krieg», schrieb Kuleba gestern im sozialen Netzwerk X (früher Twitter) über die erbetenen Marschflugkörper. «Wir bitten unserer Partner, sie so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen.»

Die Ukraine braucht diese Waffen, um russische Stützpunkte und Versorgungslinien weit hinter der Front auszuschalten. Von Großbritannien und Frankreich hat die Ukraine bereits ähnliche Marschflugkörper des Typs Storm Shadow/Scalp bekommen. Auch diese wurden nicht gegen russisches Staatsgebiet, sondern nur gegen Ziele in den russisch besetzten Teilen der Ukraine eingesetzt.

Die Ukraine halte sich an Völkerrecht, sagte die stellvertretende Verteidigungsministerin Maljar dem ZDF-«heute-journal». «Das bedeutet, dass die Ukraine sich nur auf ihrem Territorium verteidigt.» Strategisches Ziel sei die Befreiung der von Russland besetzten Gebiete.

Druck auf Scholz nimmt zu

In Berlin forderten Politiker aus Regierungsparteien und Opposition, den ukrainischen Streitkräften die Taurus zu überlassen. Scholz sagte indes der «Thüringer Allgemeinen»: «Es gibt in dieser Frage keinen neuen Sachstand mitzuteilen.» Auch das Verteidigungsministerium machte deutlich, es gebe keinen geänderten Kurs. Nach Medienberichten laufen indes Gespräche zwischen Ministerium und Rüstungsindustrie, um die Lieferung vorzubereiten.

Ukraine sucht Alternativrouten für Getreideexporte

«Wir tun alles, was möglich ist, damit die Ukraine weiter ein Garant für Ernährungssicherheit ist», sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. Auch brauche die Bevölkerung der Ukraine Zugang zu den Weltmärkten. Russland hatte Mitte Juli seine Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreideausfuhren über das Schwarze Meer zurückgezogen.

Mit Luftangriffen auf Häfen wie Odessa versuchte Moskau dann, die Infrastruktur für solche Exporte zu zerstören. Auch ukrainische Häfen an der Donau, durch die eine Ausweichroute läuft, wurden angegriffen. Der Transport von Agrarprodukten mit Eisenbahn oder Lastwagen ist aufwendiger und teurer als das Verschiffen.

USA verhängt Sanktionen gegen russische Bankchefs

Die US-Regierung hat Sanktionen gegen vier – wie es hieß – «prominente Mitglieder der russischen Finanzelite» verhängt. Sie seien mit der Alfa Gruppe verbunden, einem der größten Finanz- und Industriekonzerne in Russland, teilte das Außenministerium mit. Betroffen sind die Oligarchen Michail Fridman, Mitbegründer der Alfa Gruppe, German Chan, Alexej Kusmitschow und Pjotr Awen. Als eine Folge werden mögliche Vermögenswerte in den USA gesperrt.

Russische Wirtschaft wächst wieder

Die russische Wirtschaft ist im Frühjahr nach offiziellen Angaben wieder gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im zweiten Quartal um 4,9 Prozent zum Vorjahr zu, wie das Statistikamt bekanntgab. Zuvor war die russische Wirtschaft vier Quartale in Folge im Jahresvergleich geschrumpft. Allerdings beruht das Wachstum vor allem auf Staatsausgaben, auf den hohen Kosten für den Krieg gegen die Ukraine. Der private Konsum wird durch gestiegene Sozialleistungen und höhere Löhne beflügelt. Der Rubel ist zum Dollar und zum Euro auf den niedrigsten Stand seit März 2022 gefallen.

Was am heute wichtig wird

Das Augenmerk richtet sich weiter auf die ukrainische Gegenoffensive, die bisher nur mühsam vorankommt.

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