Die Kreisgrabenanlage von Goseck wurde nicht nur als Sonnenobservatorium genutzt, sondern war auch eine Opferstätte. Vor allem die mit Rinderhörnern und Hundeschädeln gefüllten Gruben gehörten nicht zu normalen Siedlungs- und Alltagsfunden, sagte Norma Henkel vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt der Deutschen Presse Agentur. In einer neuen Studie stellte die Wissenschaftlerin jetzt nach eigenen Angaben erstmals alle Forschungserkenntnisse zur bekannten Kreisgrabenanlage im Süden Sachsen-Anhalts zusammen.
«Meine Interpretation ist, dass die Architektur dieser Kreisgrabenanlagen eine tiefe Symbolik besitzt und das frühe Weltbild der Menschen widerspiegelt», sagte Henkel. «Die Erde als Scheibe, mit dem sich darüber wölbenden Himmel und der Graben als Bedeutung und Symbol für die Unterwelt mit den Opfergruben.» Die Anlage aus Goseck mit ihren Holzpalisaden ist rund 7000 Jahre alt und wurde 1991 entdeckt. In ganz Mittel- und Osteuropa seien rund 150 ähnliche Anlagen bekannt. Nur wenige seien umfassend archäologisch untersucht, hieß es vom Landesamt für Archäologie. Immer wieder werde intensiv über die Funktion dieser Großbauten diskutiert.
Die Anlage von Goseck hat einen Durchmesser von rund 75 Metern. Mit den Öffnungen in den Palisadenreihen an markanten Punkten für Sonnenauf- und -untergang wurde schon früh eine Bedeutung als Sonnenobservatorium angenommen. Der Komplex in Goseck liegt nur 25 Kilometer vom Fundort der 3600 Jahre alten Himmelsscheibe von Nebra entfernt, der ältesten konkreten Himmelsabbildung der Welt.