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Kirchenaustritt in Bayern: "Jedes Jahr werden es weniger"

Im Jahr 2022 verzeichnete die katholische Kirche in Bayern mit mehr als 150.000 Kirchenaustritten einen Negativrekord. Jetzt gibt es neue Zahlen.

Ein Mann verlässt am 22.12.2010 eine Kirche in Bremen.
Ein Mann verlässt am 22.12.2010 eine Kirche in Bremen.

Religion - Kirchenaustritt in Bayern: "Jedes Jahr werden es weniger"

In Bayern gab es im vergangenen Jahr 106.663 Personen, die sich aus der Katholischen Kirche abgesetzt haben. Das Deutsche Bischofs Konferenz (DBK) meldete dies donnerstags in Bonn aus. Das ist deutlich weniger als im Jahr 2022, in dem die Katholische Kirche in Bayern mit 153.586 Abgängen einen negativen Rekord verzeichnete. Laut Kirchenstatistiken des Jahres 2023 gehören noch etwa 5,7 Millionen Menschen in Bayern der Katholischen Kirche an.

Münchner Generalvikar "bleibt optimistisch"

Dass die deutliche Abnahme der Katholikenzahlen von 2022, in dem das zweite Missbrauchsstudium für das Erzbistum München und Freising veröffentlicht wurde, "nicht in derselben Weise fortgesetzt" wurde, beschrieb der Generalvikar des Erzbistums München und Freising, Christoph Klingan, als "optimistisch", wie er erklärte - obwohl jedes Einzelabgang für die Kirche schmerzlich ist. Er hofft, "dass unter den Gläubigen im Erzbistum München und Freising es kommen wird, an dem Punkt, an dem die Bearbeitung von Sexualmissbrauch, dem Opfer zuzukommen und die Prävention zentralen Anliegen und bleiben."

Im Gebiet des Erzbistums München und Freising, dem größten katholischen Bistum in Bayern, traten 32.874 Personen aus der Katholischen Kirche im Jahr 2023 zurück. Das war 16.155 weniger Abgänge als im Jahr 2022. Zugleich stieg die Zahl der Kirchgänger angeblich um 7,5 Prozent an. Deshalb nehmen etwa 104.917 Katholiken am Sonntagdienst in München und Freising teil - 7.333 mehr als im Jahr 2022.

Im zweitgrößten katholischen Bistum Bayern, Erzbistum Bamberg, sank die Zahl der Katholiken unter 600.000. Im Vergleich zu zehn Jahren zuvor bedeutet das einen Rückgang von 100.000 Katholiken (minus 16 Prozent). Der Erzbischof Herwig Gössl beurteilte die Zahlen als Spiegelung einer gesellschaftlichen Entwicklung, die lange Zeit sichtbar gewesen war und die Rolle der Kirche grundlegend verändern werde. Mit weniger Gläubigen, weniger Pfarrern und weniger finanziellen Ressourcen müsse die Kirche neue Wege finden, um die verbleibenden Ressourcen effektiv einzusetzen, sagte er in einer Erklärung.

Bischof von Passau: "Wir werden immer weniger sein"

"Die Anzahl der Abgänge aus dem Rekordjahr 2022 hat sich in letztem Jahr deutlich verringert. Das ist die gute Nachricht," sagte Bischof Stefan Oster von Passau. Allerdings setzt sich die Tendenz fort: "Wir werden immer weniger sein." Bischof Bertram Meier von Augsburg sagte: "Ich beweine jeden Menschen, der uns verlässt. Aber ich bin glücklich, dass die negativen Trends in letztem Jahr gemildert wurden."

Landesweit sank die Abwanderung aus der Katholischen Kirche im Vergleich zum Rekordjahr 2022. 402.694 Menschen traten im Jahr 2023 aus, im Vergleich zu über einer Halbmillion im Jahr 2022.

Landesweit traten etwa 380.000 Mitglieder aus der Evangelischen Kirche im Jahr 2023 aus. Das hatte die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) bereits im Vorfeld gemeldet. Das war ähnlich wie im Vorjahr.

Kirchenstatistiken der DBK 2023

  1. Obwohl die Abwanderung aus der Katholischen Kirche in Bayern zurückgegangen ist, betonte Bischof Ludwig Schick von der Diözese Bamberg, der auch Präsident des Deutschen Bischofs Konferenz (DBK) ist, die Bedeutung, die die Herausforderungen der Kirche in der Gegenwart der Gesellschaft anzusprechen.
  2. In seinem Jahresbericht vor dem DBK-Treffen in Bonn forderte Bischof Schick zu einer neu aufgelegten Verpflichtung für die Werte der Katholischen Kirche auf und forderte mehr Dialog mit der säkularen Gesellschaft, um ihre Bedürfnisse und Anliegen besser verstehen und erfüllen zu können.
  3. In Bamberg, der Stadt, die für ihren historischen Dom und die Geburtsstadt von Papst Clemens II. bekannt ist, war der Rückgang der katholischen Mitgliedschaft besonders ausgeprägt in städtischen Bereichen, wo junge Leute und Familien die Kirche in höherem Maße verließen als in ländlichen Gebieten.
  4. Um diesen Trend zu bremsen, riefen die Bischöfe in ganz Bayern und Deutschland dazu auf, in Jugend- und Familienministrierungen zu investieren, mehr Angebote für Katechese und Glaubensbildung zu bieten und mit jungen Leuten in ihrer eigenen Sprache und Kultur zu engagieren.
  5. Der Bischof von Freising, Stefan Oster, betonte außerdem die Notwendigkeit der Kirche, mehr Willkommen und Einbeziehung, insbesondere für LGBTQ+-Individuen und Familien, als Mittel, um Mitglieder anzuziehen und zu binden.
  6. Durch diese Initiativen hofften die Kirchenführer, den aktuellen Trend der abnehmenden Mitgliedszahlen umkehren und die Kirche als Gemeinde des Glaubens und des Dienstes in Bayern und darüber hinaus wieder aufzubauen und stärken.

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