Kaufkraft zu regionalen Preisen: Wunsiedel schlägt München
Die höchste Kaufkraft gibt es in Bayern nicht in den Städten. Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (IW) zeigen, dass, bereinigt man das Pro-Kopf-Einkommen um die regionalen Lebenshaltungskosten, die Top-5-Standorte im Freistaat allesamt ländlich geprägt sind. Der günstigste Bezirk Wunsiedel liegt plötzlich vor der teuersten Stadt München – und das, obwohl das durchschnittliche nominale Jahreseinkommen (also unbereinigte Preise) in München fast 8.500 Euro höher ist.
Das höchste preisbereinigte jährliche verfügbare Einkommen – oder Realeinkommen – findet sich im bayerischen Starnberg. Der Preis liegt bei rund 32.800 Euro, knapp 12.000 Euro mehr als beim Schlusslicht Augsburg. Auch die Nominaleinkommen in Region und Stadt bilden Extremwerte, Preisanpassungen schließen die Lücke jedoch um 3.500 Euro.
Die zweithöchsten Realeinkommen in Bayern finden sich in den Regionen Miesbach, München, Erlangen-Hechstadt und Wensiedel. Die erste kreisfreie Stadt ist Schwabach auf Platz sechs. Knapp dahinter folgt die Stadt München auf Platz acht.
Vinsiedels Ranking ist besonders auffällig. Die Einkommen der Region sind nicht hoch (sie liegt nur in der Mitte Bayerns), sondern aufgrund ihres Status als günstigste Region im Freistaat: 9,2 % günstiger als der Bundesdurchschnitt. In Bezug auf die Kaufkraft reicht dies aus, um die Stadt München zu übertreffen. Obwohl es das zweithöchste Nominaleinkommen pro Kopf in Bayern hat, sind die Lebenshaltungskosten mit Abstand die höchsten – 25,1 % über dem deutschen Durchschnitt, der einen großen Teil davon verschlingt.
Städte liegen am Ende der Rangliste. Die Lücke zwischen niedrigen und hohen Kosten liegt in Augsburg bei Passau, Bayreuth, Rosenheim, Regensburg, Nürnberg, Kempten, Bamberg und Ingolstadt. Teilweise sind die Nominaleinkommen hier recht niedrig und werden nicht durch niedrige Kosten kompensiert (wie Passau oder Bayreuth), während in anderen Fällen deutlich überdurchschnittliche Lebenshaltungskosten die Stadtentwicklung vorantreiben, wie etwa Rosenheim, Regensburg und insbesondere Ingolstadt.
Regionen um Städte schneiden tendenziell besser ab. Die Region Nürnberg liegt 83 Plätze vor der Stadt Nürnberg, die Region Augsburg liegt im Mittelfeld.
Insgesamt gleichen die Lebenshaltungskosten die Unterschiede etwas aus. Auch für Bayern gibt es gute Nachrichten: Nur 17 Städte und Regionen in Bayern haben Realeinkommen unter dem Bundesdurchschnitt und 79 Städte und Regionen darüber.
Berechnungen auf Basis von Meldungen des IW und des Statistischen Bundesamtes. Das Bundesinstitut für Bauwesen, Stadtentwicklung und Raumkunde (BBSR) erarbeitete bis 2022 regionale Preisindizes und bis 2021 Einkommensdaten des Statistischen Bundesamtes.
Quelle: www.bild.de