Berlins Senatsbaudirektorin Petra Kahlfeldt wirbt für eine Internationale Bauausstellung (IBA) in der Metropolregion Berlin-Brandenburg. Ein solches Format sei eine «fantastische Chance» für beide Nachbarländer, in ihrer Debatte über Stadt- und Regionalentwicklung gemeinsam voranzukommen, sagte Kahlfeldt der Deutschen Presse-Agentur. Sie sprach von einer durch die Coronazeit bedingten sich veränderten Beziehung zwischen Stadt und Land. Diese neue «Symbiose» gelte es, kreativ zu gestalten und weiterzuentwickeln, so dass alle etwas davon hätten.
«Was sind die Chancen einer IBA? Sie ermöglicht die Konzentration auf ganz wesentliche Fragestellungen unserer Zeit», erläuterte die Staatssekretärin, die von Hause aus Architektin ist. «Das sind Klimawandel, demografische Entwicklung, Energiekrise, fordernde Zivilgesellschaft, Digitalisierung, Migration.» Eine IBA ermögliche «einen forschenden Ausblick in die Zukunft». Nun gelte es, bei den Transformationen in beiden Ländern städtebauliche, architektonische, ökologische und auch finanzielle Chancen zu nutzen, die sich aus einer IBA ergeben.
Bei einer IBA handelt es sich nicht um eine reine Ausstellung, sondern um einen jahrelangen, künstlerisch und wissenschaftlich begleiteten Entwicklungsprozess. Bei Projekten dieser Art wurden in der Vergangenheit in Deutschland schon mehrfach neue bauliche und gestalterische Konzepte entwickelt und umgesetzt, darunter von 1979 bis 1987 im damaligen Westteil Berlins. Bereits seit einigen Jahren wird in Berlin über einen neuen Anlauf diskutiert, bisher ohne zählbares Ergebnis.
Das soll sich nun ändern, so Kahlfeldt, zumal die Erarbeitung eines Konzeptes für eine IBA auch im Koalitionsvertrag von CDU und SPD als Ziel formuliert wird. Im kommenden Jahr plane die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen eine Vorbereitungsphase, in der es unter anderem um den Aufbau einer Geschäftsstelle, um Arbeitsstrukturen, Themenschwerpunkte und ein mögliches Leitthema einer IBA gehen soll. «Wir wollen uns dabei auch des politischen Rückhalts in Berlin und Brandenburg vergewissern und über die Finanzierung mit beiden Ländern reden.»
Eine anschließende Projektphase, in der es um die Entwicklung und Umsetzung konkreter Vorhaben im Rahmen der IBA gehen würde, könnte nach den Vorstellungen Kahlfeldts 2026 starten – mit dem Ziel, die gestalteten Ergebnisse etwa 2032 zu präsentieren.
«Eine IBA ist gut beraten, sich ein eng gefasstes Thema zu geben, und ist auch gut beraten, in einem begrenztem Raum zu arbeiten», schlug Kahlfeldt vor. Konkret plädierte sie dafür, im Rahmen der IBA zentrale «strategische Stadtentwicklungsthemen zu vertiefen» und Antworten zu finden für die Mobilitätswende als aus ihrer Sicht drängende Herausforderung und Veränderung unserer Zeit.
«Sie einzuleiten und visionär zu gestalten ist die Aufgabe, hierzu gehört etwa, die Stadtautobahn A104 zurückzubauen. Das ist ein klassisches Thema für die Stadt, denn die Idee einer autogerechten Stadt ist ein Auslaufmodell.» Im Zuge der IBA gelte es deutlich zu machen, wie die Flächen für ein gutes und sicheres Leben, gute Nachbarschaften und für eine Stadt der Ökologie anders aufgeteilt werden können.
Für Brandenburg schlug Kahlfeldt vor, die IBA an einer der Entwicklungsachsen auszutragen, die von Berlin aus sternförmig entlang von Straßen und Schienenwegen in das Land verlaufen. «Die Frage hierbei wäre: Wie sollen auf dieser Entwicklungsachse bestehende Zentren gestärkt und zukünftig neue Lebensräume gestaltet werden, damit Menschen, die sich dort unter dem Eindruck des Strukturwandels ansiedeln sollen, leben und arbeiten können?»