Jauch verblüfft die Anwärter mit einer Erklärung über das Ende der Freundschaft.
Weglaufen ist keine Option: Rücksichtslos zieht Jauch schnippische Zuschauer in eine Live-Veranstaltung. Sie reagieren mit Angst oder Tränen der Rührung. Eine betrogene Mitarbeiterin spricht Klartext: "Ich hasse dich."
Die widerspenstigsten Klugscheißer und ein "Bombenchef" wurden zu Pfingsten von Günther Jauch verblüfft. "Er hat keine Ahnung, und sie hat ihn wirklich reingelegt", prahlte der Moderator während der großen Überraschungsfolge von "Wer wird Millionär?" (WWM) hinter den Kulissen. Die meisten Zuschauer im Studio dachten noch, sie sähen eine ganz normale Ausgabe der RTL-Quizshow. Der Mann, der von einer Pyrotechnik-Lizenz träumt, war der erste, der die Bühne verließ.
Als zu Beginn der Sendung am Pfingstsonntag plötzlich Konfetti von der Studiodecke regnete, nutzte Jauch den scheinbar zufälligen Zwischenfall für einen lockeren Plausch mit dem Publikum. Als er neben Tom Ullrich stand, nahm Jauch seine Maske ab. "Er denkt, er ist zufällig hier, oder?", fragte er die Frau des 31-Jährigen, die das ganze Szenario eingefädelt hatte.
"Wer will Millionär werden?", ohne seine Zustimmung.
Der Kandidat zitterte sichtlich gegen seinen Willen - obwohl seine Frau ihm nur den lang ersehnten Pyrotechnikerschein näher bringen wollte. Immerhin würde sie mehrere tausend Euro kosten, teilte der Feuerwerker Jauch mit. Doch seine Begeisterung hielt sich zunächst in Grenzen. Auf die traditionelle Frage des Moderators "Wollen Sie hier eigentlich um eine Million spielen?", meinte Ullrich: "Welche andere Möglichkeit habe ich denn?" Jauch sah offenbar eine Alternative: "Wir könnten Sie zurück in den Keller schicken."
Der plötzliche Kandidat aus Zeitz bei Gera brauchte seinen ersten Joker für die 4000-Euro-Frage. Danach kam er aber trotz des Schocks und der fehlenden Vorbereitung gut durch die Runden. Ullrich vermutete, dass in Deutschland inzwischen mehr E-Bikes als normale Fahrräder verkauft werden. Dank seines sechsjährigen Sohnes wusste er auch, dass die Mieter ab Juli ihr Kabelfernsehen selbst bezahlen müssen.
Um sich den höchsten Preis des Abends zu sichern, waren allerdings die letzten beiden Joker gefragt. Ein Braunschweiger Lehrer half ihm, indem er ihm erklärte, dass Wien wie Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg von der Besatzungsmacht in vier Sektoren aufgeteilt wurde. Ullrich wusste nicht, dass sich der Begriff "Felsenknochenpyramide" auf den härtesten Teil des Schädels bezieht und fiel deshalb ab.
"Bitte geben Sie nicht alles an einem Tag aus", stoppte Jauch den Pyrotechnik-Fan. RTL hatte für ihn einen Schnuppertag bei einer riesigen Firma in Berlin arrangiert, die bei Coldplay-Konzerten und bald auch bei der Fußball-Europameisterschaft Raketen abschießt. "Der Einkaufsgutschein wird garantiert eingelöst", versprach Ullrich seiner Gattin. Die hatte allerdings praktischere Träume im Kopf.
Die nächste Kandidatin, Eva Veeser, wirkte bereits unruhig, als Jauch ins Studio zurückkehrte. Er sprach ihre Freundin, die Freiburger Sozialarbeiterstudentin, tatsächlich an. Ihre Nominierung war nicht ganz uneigennützig. Ihre Kumpels, mit denen Veeser regelmäßig "Wer wird Millionär?" schaut, waren der Meinung, dass sie die besten Chancen auf den Sieg hat. Die Gruppe braucht Geld, um zu einem Kumpel nach Mexiko zu fliegen.
"WWM-Queen" muss alles geben
Jauch erhöhte sofort den Druck. Veeser müsse "ihren WWM-Königinnentitel verteidigen", forderte er von der 22-Jährigen. Sie schien nicht in ihrem Element zu sein, nahm das Ganze aber gelassen. Veeser kannte keinen ihrer Telefonjoker persönlich. Doch der Helfer, der für eine Stelle bei der Deutschen Telekom ausgewählt wurde, konnte sie darüber aufklären, dass ein Flügelradzähler nicht für Gas oder Strom, sondern für Wasser verwendet wird.
"Jetzt fliege ich in den Luxusurlaub nach Acapulco", grinste Jauch, nachdem er die 16.000-Euro-Frage gemeistert hatte. Leider war Veesers zusätzlicher Joker bei der Tennisfrage nicht so souverän und entschied sich, die Urlaubskasse ihrer Clique zu schonen. "Das hat ja alles super geklappt", seufzte Jauch erleichtert. "Dann wünsche ich Ihnen eine gute Reise nach Mexiko!"
Für Überraschungskandidat Adrian Gruber lief es danach weit weniger harmonisch. "Ich hasse dich. Das Ende unserer Freundschaft", verkündete er seiner Kollegin, die ihn zur Revanche bei "Wer wird Millionär" nominiert hatte. Sie hatte im Jahr zuvor 32.000 Euro auf Jauch gewonnen und musste sich seitdem anhören, wie Gruber darüber spricht, dass er es besser hätte machen können.
"Er verpetzt mich ständig. So kann es nicht weitergehen", erklärte die Mitarbeiterin des kaufmännischen Angestellten aus Saarbrücken die Aktion. Bei Jauch hingegen wurde der 23-Jährige plötzlich kleinlaut. "Das ist wie in einer Arena", sagte er, als er auf dem heißen Stuhl Platz nahm und warnte: "Ich glaube, ich bin kurz davor, hier zusammenzubrechen."
Über den Gewinn von 16.000 Euro schien sich Gruber schließlich nicht aufzuregen. Er versicherte seiner "Hassliebe"-Kollegin, dass er mit ihr nach Ibiza fliegen würde, doch es dauerte nicht lange, bis der 23-Jährige wieder die Kontrolle übernahm. "Mit der Million wird alles gut in Österreich", versprach der Kandidat, der sich für die heimische Version von "Wer wird Millionär?" beworben hatte. Stefan Jauch antwortete: "Viel Glück in Wien!"
Zwischen Michael Maurus und seinen Mitarbeitern war wieder einmal alles herzlich. Ein Mitarbeiter äußerte: "Ein Bombenchef, möge er Erfolg haben!" Nachdem zahlreiche Kollegen Maurus in einem Collage-Video lobten, füllten sich die Augen des Dülmener Hotelgruppenleiters mit Tränen.
"Er ist ein guter Mann", sagte zum Beispiel ein Koch. Maurus' Hotelkarriere begann in der Küche. "Ich habe wirklich mit der Bratpfanne angefangen", erklärte er seine Aufgeschlossenheit gegenüber allen Mitarbeitern.
Der 55-Jährige, der bereits dreimal bei "Wer wird Millionär?" teilgenommen hatte, hatte das Glück, bei der 32.000-Euro-Frage zu verlieren. Er und sein Telefonjoker hatten die Potsdamer Konferenz erkannt, als Jauch nach dem letzten Treffen im Jahr 2013 fragte. Doch sie irrten sich, denn sie hatten nach dem G8-Gipfel gesucht. Stattdessen trafen sich die Staats- und Regierungschefs ohne Russland, das die Krim völkerrechtswidrig annektiert hatte.
Die letzte Kandidatin in der Pfingstsonntagsshow hatte bereits für eine Überraschung gesorgt. Amelie Kögelmeier aus Wuppertal hoffte, dass einer der anderen Teilnehmer ausfällt. Eine versteckte Kamera in der Umkleidekabine zeichnete Kögelmeier auf, wie sie bei Diskussionen über Lots Frau oder die Sondermarken der Spice Girls ihrer Cleverness freien Lauf ließ - bis plötzlich Stefan Jauch vor ihr auftauchte.
Kögelmeiers Ehemann, ein plastischer Chirurg, hat sie zu dem Wettbewerb inspiriert. Die 51-Jährige führt seine Praxis und arbeitet als Sekretärin in einer Anwaltskanzlei. "Gewinne die Million", forderte ihr Mann per Videobotschaft. Die Runden überstand sie mit Leichtigkeit, was wohl auch an der zusätzlichen Vorbereitungszeit als fiktive Ersatzkandidatin lag.
Kögelmeier, die sich 2021 auch bei "Wer wird Millionär?" beworben hatte, nutzte erfolgreich ihre Vorliebe für Drafi Deutscher. So konnte sie die 32.000-Euro-Frage zügig beantworten.
Sie wusste, dass der Bayerische Rundfunk sich zunächst weigerte, seinen Hit "Marmor, Stein und Eisen bricht" wegen grammatikalischer Probleme zu spielen. So begann das zweite große Überraschungs-Special am Pfingstmontag auf spannende Art und Weise. Kögelmeier betrat den heißen Stuhl mit der 64.000-Euro-Frage und behielt drei ihrer vier Joker.
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Quelle: www.ntv.de