Nach einem Interview mit Hubert Aiwanger von der Augsburger Allgemeinen über die Reaktion des Freien-Wähler-Chefs auf den antisemitischen Flugblatt-Vorfall während seiner Studienzeit löste die Veröffentlichung Diskussionen aus. Die Zeitung teilte am Donnerstag mit, dass der bayerische Wirtschaftsminister bei der Genehmigung des Interviews den gesamten Absatz gestrichen habe. Anschließend veröffentlichte die Zeitung Ewangers unbeantwortete Fragen, um die Leser zu informieren.
Die Genehmigung wörtlicher Zitate aus Medieninterviews ist im deutschen Journalismus – anders als in vielen anderen Ländern – gängige Praxis. Ziel ist es, dem Grundsatz der Fairness zu dienen – dem Befragten wird die Möglichkeit gegeben, schnell und impulsiv vorgebrachte Antworten noch einmal zu überdenken und ggf. zu sortieren. Allerdings umfasst die Genehmigung in der Regel nicht die vollständige Änderung oder Löschung ganzer Interviewpassagen.
Der Bayerische Journalistenverband lobte das Vorgehen der „Augsburger Allgemeinen“. „Der Interviewauftrag ist nicht dafür gedacht, dass Politiker dann unbequeme Fragen beantworten. Es ist gut, dass @AZ_Augsburg das Eingreifen von #Aiwanger transparent macht“, schrieb der Verband auf Twitter.
Aiwanger geriet in den letzten Wochen in die Schusslinie, nachdem er erfahren hatte, dass er ein Gymnasiast war. In seiner Tasche hatte er ein antisemitisches Flugblatt. Ewanger bestritt, der Urheber der Hassrede zu sein, was auch sein Bruder zugab.
Iwanger reagierte nicht auf den Vorwurf: „Was uns überrascht, ist, dass man sich an so viele Dinge nicht mehr erinnert und wie intensiv man sich daran erinnern kann.“ Die Erfahrung stammt aus jungen Jahren. Sie wissen es, wenn der Schulleiter vor Ihnen steht und Sie belehrt. „
In der Vergangenheit kam es immer wieder zu Streitigkeiten. 2019 hatte die Thüringer Allgemeine Zeitung eine fast leere Seite, weil der AfD-Politiker Björn Höcke ein versprochenes Interview absagte. Auch in der Bild am Sonntag erschien nach der heutigen Ausgabe eine leere Seite Ministerin Annalena Berbock (Grüne) weigerte sich, interviewt zu werden. Im Jahr 2003 veröffentlichte die taz lediglich ein Interview mit Interviewfragen des aktuellen Bundeskanzlers Olaf Scholz (SPD).