Die gegenwärtige straffe Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve ist dabei, der Weltwirtschaft den Dollar-Hahn zuzudrehen. Nicht ohne Grund: In den USA liegt die Inflationsrate selbst nach einem kleinen Rückgang weiterhin auf einem 40-Jahres-Hoch. Durch weniger Geld soll die überhitzte Wirtschaft gebremst werden. Allerdings werden Bedenken geäußert, dass die Federal Reserve (Fed) zu weit gehen könnte.
Nach Einschätzung der indischen Zentralbank kann der rasche Anstieg der Zinsen für die Weltwirtschaft sogar der dritte Schock nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Konflikt sein.
Dem Wall Street Journal zufolge haben inzwischen sogar die Vereinten Nationen (UN) vor den Konsequenzen der besonders straffen Geldpolitik gewarnt. Kündigt sich eine Trendwende in der aggressiven Zinspolitik an? Und wird dadurch der Preis von Bitcoin und anderen Kryptowährungen gerettet?
Der Dollar und der Bitcoin
Einige Finanzexperten haben den US-Dollar in den letzten Monaten als “Dollar-Abrissbirne” bezeichnet. Betrachtet man den Kurs des DXY, d.h. den Dollar-Währungsindex, der gegenüber einem Korb anderer relevanter westlicher Währungen bewertet wird, so ist es leicht zu verstehen, warum. Bereits Monate vor der überfälligen Änderung der US-Zinspolitik im März 2022 legte der DXY signifikant zu. Durch die Outperformance des US-Dollars sind gleichzeitig die NASDAQ-Technologiewerte und Bitcoin gesunken.
Dies liegt daran, dass Risikoanlagen unter der straffen Geldpolitik der USA leiden, da dadurch die Renditen von US-Staatsanleihen und folglich der Dollarkurs ansteigen. Für die Investoren ist es angesichts des Zinsanstiegs in der größten Volkswirtschaft der Welt profitabler, vergleichsweise sichere US-Staatsanleihen zu halten, als mit Risikoanlagen zu agieren.
Belastungstest
Die Stärke des US-Dollar ist jedoch nicht nur bei Kryptowährungen und Tech-Aktien zu spüren. Mittlerweile haben auch die größeren Märkte zu kämpfen. Der Euro fiel kürzlich unter den Wechselkurs zum US-Dollar. Das Vereinigte Königreich und Japan haben sich angesichts der massiven Abwertung ihrer Währungen im Verhältnis zum US-Dollar bereits gezwungen gesehen, zu intervenieren.
Letzte Woche hat die Bank of England 30-jährige Staatsanleihen des Landes gekauft, um die Talfahrt der Währung zu bremsen. Kurz zuvor hatte auch die Bank of Japan auf die Bremse getreten, um eine weitere Abwertung des Yen zu verhindern. Diese Maßnahmen sind im Grunde mit der lockeren Geldpolitik zu Beginn der Corona-Krise vergleichbar.
Nun haben auch die Vereinten Nationen (UNCTAD) auf einer Konferenz über Handel und Entwicklung die Notenbank direkt vor den Auswirkungen ihrer radikalen Zinspolitik auf die Entwicklungs- und Schwellenländer gewarnt. Schließlich sind diese gezwungen, teure Dollars für den Welthandel zu kaufen oder ihre Verbindlichkeiten in US-Dollar zu bezahlen.
Die Angst vor einer weltweiten Rezession scheint zu groß zu sein. Der Rat der UNCTAD hält es für einen “sehr gefährlichen Ansatz”, Angebotsschocks mit Nachfragepolitik zu bekämpfen. Die restriktiven Dollarausgaben der US-Notenbank drohen “eine Periode der Stagnation und wirtschaftlichen Instabilität” herbeizuführen, wie der Rat erklärte. Daher forderte die UN die Fed auf, zum Wohle der Weltwirtschaft ihre aggressive Geldpolitik noch einmal zu hinterfragen.
Falls sich die wirtschaftliche Lage weiter verschlimmert, so könnte auch die Zentralbank gezwungen sein, einen Kurswechsel vorzunehmen.
Die Wende
Ein Umschwenken aus dieser Politik würde voraussichtlich Rückenwind für alle Risikomärkte bedeuten, aber vor allem für Bitcoin und Co. Eine zeitlich befristete Kurserholung ist dann zumindest kurzfristig in Aussicht gestellt.
Die ersten Signale für ein Innehalten in der aktuellen Geldpolitik werden schon jetzt durchaus begrüßt. Wie Bloomberg mitteilt, ist im dritten Quartal der Ausverkauf bei Krypto-ETFs vorübergehend zum Erliegen gekommen.
Laut der Krypto-Analyseplattform Messari erfolgte angesichts der zunehmenden Demonetarisierung des Euro oder des britischen Pfunds eine regelrechte Fluchtreaktion der Anleger in Bitcoin. Ebenfalls einen deutlichen Schub erlebten Gold und Silber in der vergangenen Woche.
Darüber hinaus behauptet Bitcoin vorerst das wichtige Kurslevel um die 19.000 US-Dollar, was zusätzliche Argumente für eine Bodenbildung schafft. So sieht Robert Kiyosaki, Buchautor des Finanzklassikers “Rich Dad Poor Dad”, in der gegenwärtigen Entwicklung eine hervorragende Kaufgelegenheit für Bitcoin.
Jedoch ist der Kryptomarkt alles andere als über den Berg. Die US-Notenbank ist sich offenbar der Wirkung ihrer Politik auf die globale Wirtschaft durchaus bewusst. So sprach der Vorsitzende Jerome Powell während seiner Ansprache auf dem Jackson Hole Economic Symposium. Um die hohen Inflationsraten zu dämpfen, ist er bereit, “einige Schmerzen” in Kauf zu nehmen. Und wahrscheinlich akzeptiert er dabei weitere Schäden.
Schließlich widerspricht eine Lockerung der Geldpolitik inmitten so hoher Inflationszahlen eigentlich dem gesunden Menschenverstand. Der “Schmerz” kann auch darin zu erkennen sein, dass die Zentralbanken die Wahl zwischen Preisstabilität und wirtschaftlicher Stabilität haben.
Quelle: www.btc-echo.de