Geld-, Freiheits- und Sozialstrafen: Im Iran werden künftig schwere Strafen für Verstöße gegen die Hijab-Pflicht verhängt. Nach Angaben der staatlichen Agentur IRNA stimmten die Abgeordneten dafür, das umstrittene Gesetz mit einer dreijährigen Probezeit einzuführen.
Die Reform sieht in ihrer neuesten Fassung harte Strafen für Verstöße gegen islamische Kleiderordnung vor. Dazu gehören Bußgelder bei wiederholten Verstößen. Im Extremfall drohen bis zu 15 Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe umgerechnet mehr als 5.000 Euro. Ausländer können abgeschoben werden.
Strafen für Prominente sind besonders hart
Illegales Verhalten von Prominenten sollte besonders hart bestraft werden. Der Entwurf sieht außerdem Berufsverbote von bis zu 15 Jahren vor. Auch die Justiz soll ein Zehntel des Vermögens beschlagnahmen können. Bei der jüngsten Protestwelle im Herbst solidarisierten sich viele Filmemacherinnen mit der Frauenbewegung.
Auch die iranischen Behörden wollen gegen Online-Proteste vorgehen und werden das Posten von Fotos ohne Kopftuch im Internet unter Strafe stellen. Es drohen Geldstrafen und im Extremfall sogar eine Freiheitsstrafe. Das Gesetzespaket sieht im Wesentlichen auch Umerziehungskurse und ein Ausreiseverbot als Strafe vor. Die Justiz hat zudem damit gedroht, bei Verstößen Einkaufszentren, Restaurants oder Museen zu schließen. Wird eine verschleierte Frau beleidigt, drohen bis zu sechs Monate Gefängnis und 74 Peitschenhiebe.
„Das ist mir nicht wichtig“
In Teheran, der Hauptstadt Irans, reagierten einige Frauen gleichgültig. Reform. „Das ist mir egal“, sagte eine junge Frau. Man kann ihnen nicht mehr vorschreiben, was sie anziehen sollen. Auch eine ältere Frau mit Kopftuch äußerte sich skeptisch gegenüber dem neuen Gesetz. „Junge Menschen sollten Kopftücher tragen, wenn sie das wollen, anstatt sich von der Regierung dazu zwingen zu lassen.“
Als Beispiele für „schlechte Kleidung“ nennt das Gesetz kurzärmlige Hemden oder zerrissene Jeans für Frauen und lange Hosen für Männer. . Kurze Innennaht oder Tanktop. Das Gesetz beauftragt Ministerien und Sicherheitsdienste mit detaillierten Anweisungen zur Durchsetzung islamischer Kleiderordnung. Bürger und Polizei sollen Verstöße problemlos melden können.
Politische Tricks zur Umgehung des Parlaments
Die Regierung hatte den Gesetzesvorschlag bereits vor einem Monat vorangetrieben. Mit politischen Tricks stimmte ein Ausschuss der Strafgesetzbuchreform ohne Abstimmung im Plenum des Parlaments zu. Als letzten Schritt werden die Reformen nun dem Wächterrat vorgelegt, einem Kontrollgremium aus ultrakonservativen Geistlichen.
Die Strafreform war eine Reaktion des Klerus und der politischen Führung auf die Rechte der Frauen. Im Herbst 2022 führte der Iran Proteste gegen die Islamische Republik an. Am Samstag jährt sich zum ersten Mal der Todestag von Jina Mahsa Amini, der jungen iranischen Kurdin, die letztes Jahr einen landesweiten Aufstand auslöste. Das Parlament hat Abstimmungen in letzter Zeit mehrmals verschoben.
Viele Frauen widersetzen sich der Verpflichtung, einen Hijab zu tragen.
Während sich der Alltag auf dem Land wieder normalisiert hat, wehren sich viele Frauen in Großstädten gegen die Verpflichtung, einen Hijab zu tragen – ein Zeichen des Schweigens Protest. Deshalb fordern Hardliner seit Monaten ein härteres Vorgehen gegen zahlreiche Verstöße.
Irans Oberster Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei, der in allen strategischen Fragen das letzte Wort hat, wurde ebenfalls zum neuen Kopftuchgesetz konsultiert. Der 84-Jährige betonte, dass das Tragen des Hijab eine religiöse Verpflichtung sei. Unterdessen erklärte das Staatsoberhaupt kürzlich, dass Frauen, die schlecht sitzende Kopftücher tragen, keine Gegner der Religion und der Revolution seien.
Die Pflicht, das Kopftuch zu tragen, ist seit mehr als 40 Jahren Landesgesetz. Das Land hat derzeit fast 90 Millionen Einwohner. Verantwortung gilt als eine der ideologischen Säulen der Islamischen Republik.