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Insektenparadies: Die zentrale Zone ist reich an Artenvielfalt

Städtisches Insektenparadies - Artenvielfalt auf Mittelstreifen
Scharfgarbe steht auf dem Mittelgrünstreifen der Frankfurter Allee.

Entomologe Frank Koch selbst glaubte zu Beginn der Untersuchung nicht, dass auf dem Grünstreifen viele Tiere gefunden werden würden. „Ich vermutete mehrere Ameisenarten und, wenn alles gut geht, eine Biene, eine Hummel oder eine lustlose Fliege“, sagte Koch nur halb im Scherz. Er rechnet mit bis zu zehn Arten. Sechs Jahre später hat der Entomologe mehr als 400 Insektenarten an drei verschiedenen Orten in Berlin entdeckt. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so weit kommen würde“, sagte Koch heute.

Seit 2017 beobachten Insektenexperten des Naturhistorischen Museums die Insektenvielfalt in der zentralen Grünanlage dreier Straßen in Berlin: Frankfurter Allee in Friedrichshain-Kreuzberg, Adlergestell in Repto-Kepernik und Heerstraße in Charlottenburg-Wilmersdorf. Die Bilanz ist beeindruckend: Koch hat bisher 70 Insektenarten, 114 Käfer, 166 Hautflügler, 22 Schmetterlinge, 32 Fliegen und 2 Libellen identifiziert – eine Mischung aus Lärm- und Abgas-Eldorado.

„Die Insekten fanden dort zuvor einen geschützten Raum“, erklärt Koch. Der mittlere Lebensraum ist aufgrund des parallelen Straßenverkehrs praktisch von seiner Umgebung isoliert und wird daher von Fußgängern und Haustieren gleichermaßen gemieden. Insektenexperten haben sogar vom Aussterben bedrohte Arten wie Grabwespen und Erdwanzen entdeckt. Insgesamt hat er in diesem Jahr etwa 1.600 Tiere gefangen, die aber noch kontrolliert werden müssen.

Wie bewahrt man die Insektenvielfalt? „Das Wichtigste ist, nicht zu mähen“, sagte Koch, zumindest im Frühjahr und Sommer. Nur wenn der Rasenmäher während der Saison nicht benutzt wird, kann die Pflanzenvegetation gut wachsen und die Blumen gedeihen. „Blumen locken von Natur aus Insekten an.“ Andernfalls, so Koch, würde die Populationsentwicklung einzelner Arten völlig gestört und die Population „völlig ausgelöscht“ werden.

In diesem Jahr wurden erstmals Vereinbarungen mit Landkreisen getroffen, bei denen das Untersuchungsgebiet in einem Gebiet liegt, das nur einmal im Spätsommer gemäht wurde, sagte Koch. Entomologen hoffen, dass andere Gebiete diesem Beispiel folgen und in weiteren Gebieten Blütenpflanzen pflanzen. Das ist nicht nur gut für die Insekten, sondern sieht auch beim Menschen gut aus.

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