Die Bürgerinitiative «100% Tempelhofer Feld» hat das von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung angekündigte neue Format zur Bürgerbeteiligung bei der Diskussion um eine künftige Nutzung des Areals kritisiert. Das Vorgehen sei ebenso fragwürdig wie der im Koalitionsvertrag von CDU und SPD vorgesehene Ideenwettbewerb, sagte Amaya Kreye von der Initiative am Mittwoch der dpa. Schließlich liege mit dem Volksentscheid 2014 bereits ein klares Votum der Berlinerinnen und Berliner gegen eine Bebauung des Feldes vor. Eine neue Bürgerbeteiligung, von der zudem noch keiner wisse, wie sie aussehen solle, sei nicht gleichwertig mit einem gültigen Volksentscheid.
Kreye sieht in den Plänen der SPD-geführten Stadtentwicklungsverwaltung und der CDU einen Versuch, das mit dem Volksentscheid beschlossene Tempelhof-Gesetz schrittweise anzugehen. «Es wirkt wie eine Kampagne, um die Akzeptanz für weiteren Neubau in der bereits dicht bebauten Innenstadt und am vom Volksentscheid geschützten Feld durchzudrücken», sagte sie. «Man hat den Eindruck, dass es bei den Maßnahmen darum geht, eine Entscheidung zu legitimieren, die im Hintergrund bereits getroffen ist.»
Kreye erinnerte daran, dass im aktuellen, 2019 beschlossenen Stadtentwicklungsplan Wohnen ein Bedarf von 194.000 neuen Wohnungen in Berlin von 2017 bis 2030 festgestellt wurde. Die dort benannten Flächenpotenziale reichen für 200.000 Wohnungen – und zwar ohne Tempelhofer Feld.
Für den Wohnungsbau werde das Areal also gar nicht gebraucht, so Kreye. Wertvoll sei das Feld indes für das Stadtklima – unter anderem deshalb, weil es nachts ein Kaltluftproduzent sei und die bei zunehmenden Hitzeperioden so wichtigen, unversiegelten Sickerflächen für Regenwasser habe.
Aber auch andere Argumente sprechen nach Einschätzung der Bürgerinitiative gegen eine Randbebauung des Feldes. Dieses sei ein wertvoller Naturraum sowie ein Erholungs- und Sozialraum für Hunderttausende Menschen. Zudem sei dort die Kriminalität gering, weil einfach viel Platz da sei.