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Inflation, Energie, Klimawandel: Ampeln setzen Stresstest fort

Ampel-Koalition im Stresstest
Kanzler Olaf Scholz (M) spricht mit Finanzminister Christian Lindner (r) und Wirtschaftsminister Robert Habeck.

Die Traffic Light League hatte ein turbulentes erstes Jahr. Die Krise bestimmt den Alltag, und Rot-Grün-Gelb-Allianzen gehen immer schief. Die dunkle Schokolade, die Bundeskanzler Schulz (SPD) seinem Ministerteam zum ersten Jahrestag ihrer Gründung überreichte, hat die Stimmung in der Koalition gut gedämpft.

Scholz sollte sich nicht zu viele Hoffnungen machen, dass es 2023 ruhiger wird. Wie sich der Krieg in der Ukraine und die Lage in Deutschland entwickeln werden, ist schwer vorherzusagen. Wahlen in vier Bundesländern könnten auch die Regierungspolitik in Berlin beeinflussen.

Sollte sich die wirtschaftliche Lage verschlechtern, weitere Entlastungen erforderlich sein und die Debatte um Schuldenbremsen erneut aufflammen, könnte es in der Liga ungemütlich werden. Immerhin hatte der Staatschef im vergangenen November in der entspannten Atmosphäre der Residenz des Premierministers im Regierungssitz geschworen, nach einem holprigen ersten Jahr in der Öffentlichkeit künftig ein besseres Image zu haben. Wie lange das dauern wird, bleibt abzuwarten. Die Herausforderungen sind enorm.

Ist die derzeitige Entlastung der Menschen ausreichend?

Die Regierung hat für 2022 drei Pakete vorgeschlagen, darunter Einmalzahlungen, Steuererleichterungen und günstige Bahntickets. Auch die Strom- und Gaspreise für Privathaushalte und KMU werden ab März gedeckelt, eine rückwirkende Entlastung ist für Januar und Februar geplant. Für industrielle Großverbraucher soll ab Januar die Erdgaspreisbremse greifen. Aufatmen dürften auch Verbraucher mit Öl- und Pelletheizungen. Ob dies ausreicht, um den Bürgern zu helfen, eine hohe Inflation zu überstehen, bleibt abzuwarten. Die Möglichkeit einer wirtschaftlichen Kontraktion kann nicht ausgeschlossen werden. Volle Gasspeicher könnten wieder geleert werden, sodass die Preise weiter steigen und die Situation sich verschärfen wird.

Finanzminister Christian Lindner hat bereits betont, dass er die Notwendigkeit weiterer Steuersenkungen sieht. FDP-Chefs erwägen mehr Unternehmen. Andererseits wollen SPD und Grüne den Bürgern bei Bedarf auch neue Hilfsprogramme anbieten. Trotzdem will Lindner die Schuldenbremse 2023 auf jeden Fall einhalten. Eine große Unbekannte sind steigende Zinsen. Ein neuer Rettungsschirm könnte einen Nachtragshaushalt erfordern – und der Bundestag muss erneut eine Ausnahme von der Schuldenbremse zulassen.

Ist die Energieversorgung in Deutschland gewährleistet?

Speicher in Deutschland, wo Erdgas für die Heizung wichtig ist, waren im November nahezu vollständig gefüllt, wobei die kalte Witterung im Dezember zunächst zu einem deutlichen Rückgang der Füllstände führte. Zuletzt hat der Index aufgrund des milden Weihnachtswetters wieder leicht zugelegt, bleibt aber deutlich unter der 90%-Marke. Betreiber von Gasspeichern setzen darauf, dass Deutschland „den Winter gut übersteht“. Dennoch warnte Klaus Müller, Leiter des Bundesnetzamtes, vor Leichtsinn.

Der nächste Winter wird lustig. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet damit, dass bis dahin mehrere Terminals für den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) an der deutschen Küste in Betrieb sein werden. Sie können in Zukunft einen erheblichen Teil des Verlustes an russischem Gas ausgleichen. In Wilhelmshaven ist jetzt der erste LNG-Terminal in Betrieb gegangen, kurz vor Weihnachten wird hier das erste Gas ins Netz eingespeist.

Deutschlands letzte drei Kernkraftwerke sollen noch bis zum 15. April in Betrieb bleiben. Außerdem gehen Kohlekraftwerke wieder ans Netz, um zusätzlichen Strom zu erzeugen. Strom wird immer teurer und die teure Erzeugung aus Gaskraftwerken bestimmt am Großhandelsmarkt oft den Strompreis für alle anderen Erzeugungsarten. Dem will die Bundesregierung mit Preisbremsen für Gas und Strom entgegenwirken, betont aber, dass diese Kostensteigerungen nur bremsen werden.

Ein Ölembargo gegen Russland tritt ebenfalls im Januar in Kraft. Berlin sucht neue Lieferanten. Die PCK-Raffinerie im brandenburgischen Schwedt erhielt kürzlich erstmals europäisches Rohöl über den polnischen Hafen Danzig. Bisher verarbeitet die Raffinerie vor allem russisches Öl. Allerdings ist unklar, ob das Werk in Zukunft Alternativen voll auslasten kann.

Wie geht es beim Klimaschutz voran?

Die Ampelallianz startete mit ehrgeizigen Klimazielen. Bislang verfehlt Deutschland seine Klimaziele für 2030 jedoch deutlich, so der Sachverständigenausschuss der Bundesregierung. Eigentlich will Deutschland seine Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 65 % gegenüber 1990 reduzieren. Vor allem im Verkehrssektor ist die Kluft groß. Mit dem geplanten Sofort-Klimaschutzprogramm wird dies nicht enden. Daher hofft die Regierung, die Verkehrsbedingungen im Frühjahr zu verbessern. Kohleausstieg im Rheinischen Bergwerk um 8 Jahre auf 2030 vorziehen. Die ostdeutschen Kohlereviere haben die Kohle noch nicht vorzeitig eingestellt.

Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) will einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien, weniger Bürokratie und schnellere Verfahren. Die Entwicklung von Solaranlagen und Offshore-Windparks geht laut Expertengremium noch zu langsam voran, für Onshore-Windparks verbessert sich die Situation. Schließlich habe Habaek zu Weihnachten Bilanz gezogen, die Förderung von Ökostrom sei allgemein vorangeschritten und das „Tal der Tränen“ vorbei.

Ampel-Zwischenbericht: Vier Landtagswahlen

Wie schon 2022 haben die vier Landtagswahlen das Potenzial, die Koalition im kommenden Jahr zu destabilisieren. Die Wahlberechtigten in Berlin müssen am 12. Februar wegen zahlreicher Wahlfehler im Jahr 2021 erneut für das Abgeordnetenhaus und den Landtag stimmen. In Meinungsumfragen hält derzeit eine Koalition aus Sozialdemokraten, Grünen und Linken die Mehrheit. Am Ende könnten jedoch die Grünen die Oberhand behalten und Franziska Giffey von der SPD um das Bürgermeisteramt herausfordern.

Drei Monate später – am 14. Mai – zog Bremen nach, und Bürgermeister Andreas Bowenschulte (SPD) kehrte gerne zurück und zog ins Rathaus ein. Derzeit führt er eine rot-grün-rote Koalition ähnlich den Capitals an.

Im Herbst gibt es spannende Events in Hessen und Bayern.Für die Ampelkoalition der Bundesregierung stellen diese Landtagswahlen eine Art Zwischenbilanz zur Hälfte der Legislaturperiode dar. In Hessen sind CDU und Grüne seit 2014 weitgehend konfliktfrei. Einer Umfrage vom Oktober zufolge dürften Schwarz und Grüne an der Macht bleiben. Bundeskanzler Scholz muss sein Kabinett neu bilden, wenn sich Bundesinnenministerin Nancy Faeser für eine Kandidatur der hessischen SPD-Spitzenkandidatin entscheidet.

In Bayern ist der Traum der CSU, in fünf Jahren wieder selbstständig regieren zu können, derzeit weit entfernt von einer Koalition der Freien Wähler. Etwa 40 Prozent der Wähler unterstützten in der Umfrage den Vorsitzenden der Christlich-Sozialen Partei und Ministerpräsidenten Markus Söder, verglichen mit etwa 10 Prozent der liberalen Wähler. Die Grünen sind fast doppelt so stark wie sie, aber Söder hat aufgehört, sie einzufangen.

Was hat Deutschland mit Außenpolitik zu tun?

Die Folgen der Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin könnten auch 2023 die außenpolitische Agenda der Bundespolitik bestimmen. Anfang dieses Jahres übergab Deutschland die turnusmäßige Präsidentschaft der G7-Gruppe wirtschaftsstarker Demokratien an Japan. Tokio ist auch ein enger Verbündeter der Ankündigung der deutschen Außenministerin Annalene Berberk (Grüne), sich verstärkt in der Indopazifik-Region zu engagieren. Ziel ist es, den globalen Einfluss Pekings – auch in Afrika und Zentralasien – weiter abzuschrecken. Sowie Zugang zu Energie und lebenswichtigen Rohstoffen für die Energiewende und Digitalisierung.

Die Bundesregierung will im Vorfeld der Münchner Sicherheitskonferenz eine neue nationale Sicherheitsstrategie verabschieden. Danach sollte eine eigene Strategie für den Umgang mit China beschlossen werden. Wird die Abhängigkeit von Peking verringern, die Menschenrechte stärker betonen und die Beziehungen zu Taiwan ausbauen. Amerika hat auch heikle Probleme. Berlin befürchtet beispielsweise, dass europäische Unternehmen aufgrund von Anti-Inflationsgesetzen unter der Regierung von Präsident Joe Biden in die USA abwandern.

Schwierige Aufgaben in anderen Bereichen

Die Ampelallianz steht auch in anderen Bereichen vor großen Aufgaben. Die Modernisierung der Bundeswehr, die Scholz in seiner „Zeitenwende“-Rede ankündigte, muss beginnen – und Mitte Dezember gab der Bundestag grünes Licht für ein milliardenschweres Projekt, darunter die Beschaffung des Stealth-Jets F-35. Einwanderungsregeln sollten eingeführt werden, um dem Fachkräftemangel in vielen Bereichen zu begegnen. Der Kampf gegen Rechtsextremismus und die „Reichsbürger“-Szene bleibt eine Daueraufgabe.

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