Inmitten der angespannten Wirtschaftslage ist die Zahl der in NRW in Schwierigkeiten geratenen Unternehmen zuletzt deutlich höher als in der Vergangenheit. Landgerichte meldeten im ersten Halbjahr 2023 2.160 Unternehmensinsolvenzen, rund 20 % mehr als im Vorjahreszeitraum, teilte das Landesstatistikamt IT.NRW am Freitag in Düsseldorf mit. Bei diesen Unternehmen handelt es sich typischerweise um relativ größere Unternehmen aus dem Einzelhandels- und Industriesektor. Rund 41.000 Mitarbeiter waren von der Insolvenz des Unternehmens betroffen und mussten um ihren Arbeitsplatz bangen. Bei der Insolvenz geht es um deutlich mehr Geld als zuvor, die Forderungen belaufen sich auf 5,7 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,6 Milliarden Euro).
Der Landesverband der nordrhein-westfälischen Wirtschaftsverbände (unternehmen nrw) befürchtet einen Anstieg der Zahl von Unternehmensinsolvenzen. „Viele Unternehmen stehen aufgrund stark steigender Energiepreise sowie hoher Steuern und Zölle unter erheblichem Kostendruck“, sagt Geschäftsführer Johannes Pöttering. „Darüber hinaus untergräbt die anhaltend hohe Inflation die Kaufkraft der Verbraucher.“ Zudem habe die Unsicherheit über die weitere Entwicklung auch dazu geführt, dass viele Unternehmen bei Investitions- und Produktionsentscheidungen zögerten. „Das hatte unmittelbare Auswirkungen auf die Auftragslage vieler Betriebe“, sagte Pöttering.
Aus politischer Sicht betonte er die Dringlichkeit einer Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. „Dazu gehören in erster Linie bezahlbare Strompreise und Steuer- und Tarifsenkungen, schnellere Planungs- und Genehmigungsprozesse sowie der Abbau gelähmter Bürokratie.“