Im Herbst wird in Deutschland erneut ein Medikamentenmangel erwartet. Im letzten Jahr gab es ähnliche Probleme aufgrund einer großen Welle von Infektionskrankheiten. Insbesondere fiebersenkende Medikamente und Hustensirupe für Kinder waren nur in begrenztem Umfang verfügbar.
Obwohl das Bundesgesundheitsministerium im Frühjahr versprochen hatte, Notmaßnahmen zu ergreifen und den Mangel frühzeitig zu beheben, ist auch die Arzneimittelversorgung in diesem Herbst und Winter wieder gefährdet. In den nächsten Monaten könnte die Verfügbarkeit einiger Medikamente erneut fraglich sein.
Warum wird in Deutschland ein Medikamentenmangel erwartet?
Kurzfristige Maßnahmen haben nur begrenzten Erfolg gebracht. Im Frühjahr versuchte das Bundesgesundheitsministerium Maßnahmen zu ergreifen. Zum Beispiel wurde den Krankenversicherungsunternehmen angeboten, nicht nur Verträge mit den Herstellern der günstigsten Medikamente abzuschließen, die oft außerhalb der EU ansässig sind.
Es wird berichtet, dass die erleichterten Importbedingungen in rechtlicher Hinsicht zumindest für Deutschland von Vorteil waren. Die Kommunikationsmaßnahmen des Bundesgesundheitsministeriums mit den Akteuren im Gesundheitssystem trugen ebenfalls Früchte.
Trotzdem scheint es an Medikamenten zu mangeln. In der letzten Woche gaben Großhändler für Arzneimittel an, dass wichtige Medikamente “für zwei Wochen” nicht ausreichen.
Um auf Notfälle vorbereitet zu sein, empfehlen Ärzte den Bürgern, ihre Hausapotheken mit üblichen Mengen zu füllen. Einige Experten bemerken jedoch, dass diese Maßnahmen im Großen und Ganzen die Situation nicht unter Kontrolle bringen werden.
Ulrike Holtgrave, Professorin für Pharmazeutische und Medizinische Chemie an der Fakultät für Pharmazie und Lebensmittelchemie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, gibt ihre Einschätzung ab.
Die Professorin sagt, dass Karl Lauterbach anstelle von Verhandlungen mit den Hauptlieferanten und Herstellern Fehler macht. Aus Sicht deutscher Patienten mögen seine Maßnahmen auf den ersten Blick eine Lösung sein, aber alle anderen Europäer benötigen dieselben Medikamente aus dieser sogenannten Notfallliste.
Dies wird letztendlich zu einem harten Wettbewerb führen. Deutschland benötigt ausreichende Bestände von Herstellern und Großhändlern, möglicherweise Notvorräte der wichtigsten Medikamente nach dem Schweizer Modell. Langfristig ist eine produktivere Unterstützung der Pharmaindustrie erforderlich.