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Im Süden überdurchschnittlich viele Todesfälle bei Versuchstieren

Südwesten sterben überdurchschnittlich viele Versuchstiere
Ein geschlossener Behälter mit Mäusen steht in einem Labor vor einer Mitarbeiterin auf einem Tisch.

Baden-Württemberg ist nach Bayern das Bundesland mit den meisten Versuchstieren. Im Jahr 2021 sollen im Südwesten rund 857.000 Tiere im Namen der Wissenschaft experimentiert werden, so der Tierschutzbund unter Berufung auf kürzlich veröffentlichte Zahlen des Bundesinstituts für Risikobewertung. Allein in Bayern sind es 891.000. An dritter Stelle liegt Nordrhein-Westfalen mit rund 845.000 registrierten Versuchstieren. Mehr als die Hälfte der bundesweit mehr als 5 Millionen Tiere, die für die wissenschaftliche Forschung verwendet werden, stammt aus diesen drei Bundesländern.

“Bund und Länder tun immer noch zu wenig, um Tierversuche durch moderne Methoden zu ersetzen und die Zahl der Tiere, die im Namen der wissenschaftlichen Forschung leiden und sterben, zu minimieren”, kritisiert der Präsident der Thomas-Schröder-Gesellschaft a Mitglied von.

Zur über die Jahre relativ hohen Anzahl an Versuchstieren weist das Wissenschaftsministerium darauf hin, dass Baden-Württemberg im Vergleich zu den Bundesländern eine führende Region für biomedizinische Forschung ist. „Tierversuche bleiben ein wichtiger Teil des Portfolios von Ansätzen für diese Zukunftstechnologie“, betont Abteilungsleiterin Petra Olschowski (Grüne).

In der medizinischen Forschung gibt es bereits einige vielversprechende Wege, um Tierversuche zu reduzieren. Ihr Unternehmen unterstützt das 3R-Netzwerk zur Vermeidung, Reduzierung und Verbesserung von Tierversuchen (Replace, Reduce, Improve – die 3Rs). Darüber hinaus bietet das Land Forschungspreise und Förderprogramme für Alternativmethoden an. Für die Grundlagenforschung sind Alternativen zum Tierversuch jedoch nur bedingt möglich.

Der Verband der Hersteller forschungsbasierter Arzneimittel stellt fest, dass die pharmazeutische Industrie kein Interesse daran hat, mehr Tierversuche als unbedingt notwendig durchzuführen. „Arbeitsintensive Versuche mit speziell für Forschungszwecke gezüchteten Tieren sind ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor“, erklärt Forschungssprecher Rolf Hömke.

Ziel des Unternehmens ist es, nach und nach immer weniger Tiere zu benötigen. Diese Bemühungen werden jedoch durch eine übermäßige Genehmigungsbürokratie behindert. Denn bevor ein neues Drogennachweisverfahren zugelassen wird, müssen einige Behörden und Organisationen in der Europäischen Union und den USA zunächst grünes Licht geben. Dieser Prozess kann bis zu zehn Jahre dauern – manchmal auch länger.

Aus Sicht der Tierschutzverbände ist eine Ausstiegsstrategie für Tierversuche seit Jahren überfällig. „Eine signifikante Reduzierung der Zahlen wird nur mit erheblichen Investitionen in die Entwicklung und Anwendung tierversuchsfreier Methoden möglich sein“, betont Verbandsvorsitzender Schröder.

Die Pharmaceutical Manufacturers Association ist nach wie vor der Ansicht, dass Tierversuche bei der Entwicklung neuer Medikamente unverzichtbar sind. In der Grundlagenforschung versuchen Forscherteams mit Hilfe von Versuchstieren zu verstehen, was mit dem Körper passiert, wenn eine Krankheit auftritt. „In vielen Fällen helfen sie bei neu erfundenen Medikamenten dabei, mögliche Risiken wie Schäden oder Missbildungen an Leber, Nieren zu erkennen, bevor sie das Medikament an Probanden testen“, erklärt Verbandssprecher Hömke für Tierversuche wird in Deutschland sehr verantwortungsvoll gehandhabt. Um die Erlaubnis für Tierversuche zu erhalten, müssen die Experimentatoren in ihrem Antrag an das zuständige Regionalkomitee darlegen, warum keine Ergebnisse ohne Tiere, mit weniger Tieren oder mit Tieren einer primitiveren Art – wie zum Beispiel dem Ersatz von Mäusen durch Fische – erzielt werden konnten. Außerdem muss er bescheinigen, dass die Tiere ordnungsgemäß untergebracht, gepflegt und medizinisch versorgt wurden. Außerdem muss ein Komitee aus Forschern und Tierschützern konsultiert werden.

Beispielsweise werden Versuchstiere in der Krebsforschung eingesetzt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum betont, dass Krebs eine komplexe Erkrankung ist, die den ganzen Körper betrifft. Diese Komplexität kann nur in lebenden Organismen beschrieben werden, daher kann in der Krebsforschung nicht auf Tierversuche verzichtet werden. „Die meisten Forschungsergebnisse, die die Krebsmedizin in jüngster Zeit vorangebracht haben, basieren zu einem großen Teil auf Studien an Tieren”, so die Heidelberger Experten. Als Beispiel nennen sie die Entwicklung von Immun-Checkpoint-Inhibitoren, die erstmals eine Vielzahl von bisher erfolgreich hemmen können fast unbehandelbare Krankheiten von Krebs.

Der Tierschutzbund wies darauf hin, dass die Statistik 2021 auch Tiere umfasst, die zu wissenschaftlichen Zwecken gehalten wurden, aber letztendlich nicht benötigt wurden. Die meisten dieser übervölkerten Tiere gibt es in Baden-Württemberg – rund 463.000. Betrachtet man nur die tatsächlich zu Forschungszwecken genutzten Tiere, so verzeichneten Bayern und Baden-Württemberg einen leichten Rückgang, während Nordrhein-Westfalen und sechs weitere Bundesländer einen Anstieg gegenüber den Vorjahresrekorden verzeichneten.

Ratten werden am häufigsten verwendet, gefolgt von Fischen und Mäusen. Im Jahr 2021 wurden im ganzen Land fast 2.000 Affen eingesetzt, darunter Paviane, Totenkopfäffchen und Makaken.

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