Deutsche Unternehmen haben es immer schwerer, Kredite zu bekommen. „Die Banken heben die Kreditzinsen sukzessive an und werden weniger bereit, Kredite zu vergeben”, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe am Donnerstag. Die vom Münchener Institut vorgeschlagene sogenannte Kreditschwelle stieg auf 29,9 Prozent. Das ist der Prozentsatz der Unternehmen, die derzeit Kreditverhandlungen führen und von Zurückhaltung der Banken sprechen. Der aktuelle Wert wurde im Dezember erhoben, im September lag er noch bei 24,3 % und im Juni bei 18,6 %.
Seit ifo die Erfassung der Bonitätsschwellen geändert hat, liegen nur noch 2017 Vergleichswerte vor, in denen der aktuelle Wert mit Abstand am höchsten ist. Der Durchschnitt des Zeitraums lag bei etwas mehr als der Hälfte bei 15,7. „Die Zeiten der Niedrigzinsen sind erstmal vorbei“, betonte Wohlrabe. „Viele Unternehmen mussten sich darauf einstellen und ihre Finanzierungsstrukturen anpassen.“
Die Gastronomiebranche ist besonders hart getroffen, 67,7 % der Unternehmen, die sich derzeit in Verhandlungen befinden, berichten von restriktiven Krediten. In der Metallerzeugung und -verarbeitung waren es 49 Prozent. Auch der Autosektor ist mit 40,4 % derzeit nicht der Favorit der Bank. Andere große Branchen wie die chemische Industrie schnitten mit 14,7 % deutlich besser ab. In Glaswaren, Keramik, Stein und Ton nur 9,1 %.
Die knapperen Zuteilungen werden auch Selbstständige besonders hart treffen, die ebenfalls Schwierigkeiten beim Zugang zu Krediten haben, hieß es. „Die aktuelle wirtschaftliche Lage ist für manche Selbständige schwierig“, sagte Worrabe. „Bankkredite bleiben eines ihrer wichtigsten Finanzierungsinstrumente. Das verschärft die Situation für viele Selbstständige.“