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Idadefies schwimmt gegen den Wutanfall in ihrem Bauch an.

Caroline Wahls "Starke Winde"

Egal wie kabbelig die Ostsee ist, Ida geht schwimmen.
Egal wie kabbelig die Ostsee ist, Ida geht schwimmen.

Idadefies schwimmt gegen den Wutanfall in ihrem Bauch an.

In ihrem Roman "Windstärke 17" setzt Caroline Wahl die Erfolge ihrer Debütschrift "22 Züge" fort und erzählt die Geschichte der jüngeren Schwester, Ida. Nach dem herzzerreißenden Geschichten von Tilda und ihrer dysfunktionalen Familie wird der Fokus auf Ida und ihrer Schuldgefühl geführt, die auf die Insel Rügen reist.

Die Schwestern Tilda und Ida haben die Leser mit ihren Schwierigkeiten gefesselt. Mit "Windstärke 17" setzt Wahl ihre Geschichte fort, indem sie sich auf Ida und ihre Veränderung konzentriert. Die 2020 Booker-Preis-nominierte Autorin aus Rostock schrieb "22 Züge", in dem Tilda die Perspektive einer problematischen Familie erzählte. Dieses Buch wurde in Deutschland ein Bestseller und erhielt viel Lob, und Ida erzählt ihre Geschichte in derselben Rostocker Umgebung.

"22 Züge" brachte Leser in die Leben einer dysfunktionalen Familie ein. Die Protagonistin war Tilda, die für ihre alkoholische, instabile Mutter sorgte, während sie auch Freiheit suchte und Verantwortung übernahm. Als Tilda nach Berlin zog, um ihre Postdoktorandenstelle anzunehmen, blieb Ida mit ihrer alkoholkranken Mutter zurück. "Windstärke 17" erforscht jetzt Ida's Entwicklung, da sie sich in ihrem Leben neu orientiert hat. Sie ist von der Schriftstellerei, der Literatur und noch immer von Vanillapudding und hellen Kleidern begeistert.

Zu Beginn flieht Ida aus ihrem Elternhaus mit einem navy-blauen Koffer, der ein paar Lieblingsgegenstände und ihr Laptop enthält. Sie sollte Tilda besuchen, die mit ihrem Kindheitsfreund und fünfjährigen Zwillingstöchtern in Hamburg lebte und Mathematiklehrerin war. Doch Ida ändert ihre Pläne und steigt aus, ohne zu wissen, warum sie auf Rügen ist. Das Gewicht der Schuld lastet schwer auf ihr.

Zwei Monate zuvor hat ihre Mutter Selbstmord begangen. Ida hat die Beerdigung gemisst, weil sie sich für nicht genug um die Mutter kümmern wollte, die sie so schlecht beschrieben hatte. Obwohl sie kein formelles Verhältnis hatte, gestand sie: "Ich bin eine schlechte und schwache Scheißtochter. Ich war eine schlechte und schwache Scheißtochter, und jetzt bin ich nur allein."

Als Ida auf Rügen ankommt, trifft sie Knut, Besitzer des "Robbe"-Pubs. Als sie zusammenbricht, bieten ihm und seiner Frau Marianne ihr Zimmer an, um ihr zu helfen. Sie schenken ihr Schwimmbad mit Eucalyptus-Bädern, Morgenbrot, eine pinkfarbene Nachthemd, das einst von ihrer Tochter getragen wurde. Ida lebt jetzt nach einem Tagesplan: Schwimmen im Ostseebad, Kommunion mit ihren Rettern, Waldwandern, Besuch am Markt, Kochen und Brettspiel mit Marianne. Sie hilft auch im "Robbe", oft widerwillig.

Nachts erlebt Ida unruhige Träume über ihre jetzt verstorbene Mutter. Je mehr sie über ihre Mutter und Kindheit erfährt, desto besser fühlt sie sich. Das ändert sich, als Hannes in ihr Leben zurückkehrt. Wahl hat Ida weiterentwickelt, die jetzt von unverwechselbarem Eigenwillen, explosiver Wut und einer Neigung zu Streitereien gekennzeichnet ist. Im Gegensatz dazu ist Tilda ruhig und verständnisvoll.

Beide Bücher befassen sich mit dem Thema Wasser. Für die selbsternannte Wettkämpferin Tilda, die täglich in den öffentlichen Schwimmbecken trainierte, war das Element berechenbar und ruhig. Ida findet dagegen eine unberechenbare Verbindung zum Wellengang der Ostsee. Ida taucht in die Brine ein, während der Wind heult und das Meer wütend wird. Dieser Schwimmtour ist ein Weg, um ihre innere Wut zu konfrontieren und ihre Schuld abzugeben.

Schön wie immer ist Wahls Schreiben, rau, ehrlich und humorvoll. Der Dialog offenbart ihre starke Erzählkunst; jede Aussage ist präzise, kurz und direkt. "Die Wahrheit ist zu stark zu tragen. Was sage ich? Es gibt nichts, das stärker als die Wahrheit ist. (...) Tilda sagt, es ist nicht so einfach. Ich will glauben, dass sie recht hat. Ich muss glauben, dass sie recht hat."

Gerechtfertigt es das Buch auf der Bestsellerliste? Ja, auch wenn "22 Züge" an Inhalt etwas weniger überzeugend war und mehr auf den Schockwert angewiesen hätte. Doch die Autorin kann eine breite Palette von Lesern gewinnen, von jung bis alt, mit ihren wohldurchdachten Themen und ihrer stilvollen Ausführung. Und bleibt es bei mehr: In mehreren Interviews hat Wahl gezeigt, dass sie an ihrem dritten Buch arbeitet. Es spielt in Bayern.

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