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Hohe Zinsen: Zwangsversteigerungen in Hessen nehmen zu

Die Zahl der Notverkäufe von Häusern und Wohnungen ist 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 16 % gestiegen. Der Eigentümerverband Haus und Grund befürchtet einen weiteren Anstieg.

Im Jahr 2023 kamen in Hessen mehr Immobilien unter den Hammer als im Vorjahr Symbolbild
Im Jahr 2023 kamen in Hessen mehr Immobilien unter den Hammer als im Vorjahr Symbolbild

Immobilien - Hohe Zinsen: Zwangsversteigerungen in Hessen nehmen zu

Wiesbaden/Frankfurt (dpa/lhe) – Auf hohen Zinsen kommen in Hessen vermehrt Wohnhäuser und Wohneinheiten unter die Hammer der verzweifelten Wohnungseigentümer. Gemäß der Immobilieneignervereinigung Haus und Grund Hessen gab es 1.949 neue Anträge im Jahr 2023, was einem Anstieg um 15,7% gegenüber 2022 bedeutet. "Wir schauen auf diese Entwicklung mit Sorge," sagte der Geschäftsführer Younes Frank Ehrhardt. Scheinbar sind die guten Zeiten für Zwangsversteigerungen vorbei.

Von 2019 bis 2022 nahm die Anzahl der Anträge gemäß Ehrhardt ab, wegen der deutlich erhöhten Zinsen für neue oder zusätzliche Finanzierungen. Einige Wohnungseigentümer gerieten durch hohe Hypothekskosten in finanzielle Schwierigkeiten, deren Immobilie auf dem offenen Markt keinen Käufer fand und dann in Zwangsversteigerung ging.

Ehrhardt erwartet weitere Anstände an Versteigerungen in Zukunft. "Die Einführung des sogenannten Wärmegesetzes wird die Situation nicht beruhigen," sagte er. Vielmehr wird sie einen signifikanten Einfluss auf Wohnungspreise haben. Potenzielle Käufer nehmen die notwendigen Sanierungsaufwendungen in die Kaufpreise ein und können ältere, ungesanierte Objekte vermeiden. Haus und Grund Hessen vertritt die Interessen von über 68.000 Mitgliedern, die zusammen 84,5% des gesamten Wohnungsbestands im Bundesland besitzen.

Zwangsversteigerungen sind eine Art, um Gläubiger ihre Forderungen einzutreiben. Sie treten meistens auf, wenn Wohnungseigentümer sich in einer finanziellen Krise befinden, ihre Hypothek nicht zahlen können oder Schulden haben. Der Gläubiger initiiert dann ein Zwangsversteigerungsverfahren am Landgericht. Das Mindestgebot für das Objekt bestimmt sich durch eine Bewertung.

Die Erlöse sind immer objektspezifisch, erklärte eine Klagbeamte am Landgericht Frankfurt am Main. Es gab etwa 45% mehr Zwangsversteigerungsanträge in der vorherigen Vergangenheit als im Vorjahr 2022. "Wir haben eine Zunahme von 'Bieterkämpfen' unter den Potenzialkäufern beobachtet und oben Marktwert überschreitende Angebote eingereicht", berichtete sie. Gläubiger profitieren von höheren Erlösen, wenn ihre Forderungen vollständig oder größtenteils erfüllt werden können, oder auch die ursprünglichen Eigentümer, wenn ein Überschuss bleibt.

In den Jahren 2022 und frühen 2023 lagen die höchsten Biete um die 70%-Marke der gesetzlichen Marktwertbeurteilungen. Erläuterte sie. Wenn die Erlöse einer Zwangsversteigerungsverkäufe unter 70% des Marktwerts liegen, können die Gläubiger auf Anfrage den Verkauf anfechten. Wenn die Gebote nicht mindestens 50% des Marktwerts erreichen, kann das Gericht den Verkauf nicht genehmigen. Bei einem möglichen Wiederauktionen gelten diese Mindestschwellen nicht mehr.

An attraktiven Objekten gab es auch Angebote, die den Marktwert übertrafen, wie der Staatsanwalt berichtete. "Es gab auch Tage, an denen keiner ein Biet erbracht hat." Die Biete der Interessenten hängen von ihrer persönlichen Situation, den Umständen, der Attraktivität und dem Zustand des Objekts, sowie den Bewertungen ab. Zwischen der Vorbereitung der Bewertung und dem Versteigerungstermin liegen etwa sechs bis acht Monate. "Vielleicht lagen die in den Jahren 2022 und 2023 gesetzten Werte zu hoch für die damalige Wirtschaftslage", ergänzte der Sprecher.

Das Amtsgericht Kassel meldete ebenfalls eine Zunahme von Zwangsversteigerungsverfahren. Laut einer Sprecherin gab es 119 neue Verfahren im Jahr 2022, im Vergleich zu 88 im Vorjahr. In beiden Jahren lagen die Erlöse damit über dem Marktwert im Schnitt. Am Amtsgericht Marburg sank die Anzahl der Verfahren leicht ab. Laut einer Sprecherin gab es insgesamt 21 Verfahren in 2023 und 23 in 2022. "In den Verfahren, an denen ein Angebot angenommen wurde, lagen die höchsten Biete meist unter dem Marktwert – außer bei Ackerland, wo das höchste Angebot üblicherweise über dem Marktwert liegt", erklärte er.

Die hessische Justizministerium meldete, dass ein signifikanter Anstieg an Zwangsversteigerungen von Immobilien nicht festgestellt werden konnte. "Die Zahlen für 2023 sind deutlich niedriger als die von 2014 bis 2018 und etwa auf dem Niveau von 2019 und 2020", erklärte ein Sprecher. Im Jahr 2014 wurden 4.224 Anträge registriert, die sich bis 2018 sukzessive auf 2.548 verringerten. In den Jahren 2019 und 2020 wurden 2.026 und 1.901 Anträge registriert, jeweils. Die Zahlen für 2021 und 2022 schwankten leicht (1.819 und 1.685), und für 2023 waren sie wieder leicht angestiegen, ergänzte der Sprecher. Die Zwangsversteigerungen von Immobilien, wie die Beurteilung des Ministeriums, blieben auf niedrigem Niveau im Vergleich zur Langzeitentwicklung.

  1. Der zunehmende Anteil an Zwangsversteigerungen in Hessen sorgt für Besorgnis bei Younes Frank Ehrhardt, Geschäftsführer von Haus und Grund Hessen, da sie über 68.000 Mitglieder verfügen, die zusammen 84,5% des Wohnungsbestands des Bundeslandes besitzen.
  2. Das Frankfurt Local Court hat in Vergleich zum Vorjahr um 45% mehr Zwangsversteigerungsanträge erhalten, was auf eine mögliche Trendwende auf dem Immobiliemarkt hinweisen könnte.
  3. Ehrhardt prophezeie, dass das Wärmegesetz Druck auf den Immobiliemarkt ausüben wird, was zu höheren Immobilienpreisen führen und Potenzialkäufern Modernisierungskosten in den Sinn ziehen könnte.
  4. Hochzinsen haben viele Heimerbieter in Hessen dazu gezwungen, ihre Grundstücke durch Zwangsversteigerungen zu veräußern, was zu einer Anstieg von Zwangsversteigerungsanträgen führt, wie es Haus und Grund Hessen berichtet.
  5. Gläubiger profitieren von höheren Erlösen bei Zwangsversteigerungsverkäufen, wenn ihre Forderungen vollständig oder größtenteils erfüllt werden können oder noch ein Überrest für die ursprünglichen Eigner bleibt.
  6. Die Wiesbaden Immobiliensiedlervereinigung beobachtet diesen Entwicklungen in Zukunft des Immobiliemarktes sehr genau, mit einem Schwerpunkt auf den Wohnbedingungen und den möglichen Auswirkungen von Zwangsversteigerungen auf den Markt.

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