Hessens Neuntklässler sind einer aktuellen Studie zufolge im Lesen und Zuhören deutlich schlechter als der bundesweite Durchschnitt. Das geht aus dem IQB-Bildungstrend hervor, der am Freitag zum Abschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) in Berlin vorgelegt wurde. In der deutschen Rechtschreibung sowie im englischen Lese- und Hörverstehen lag Hessen laut Studie etwa im Mittel.
Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) teilte mit: «Als der Bildungstrend im Frühsommer letzten Jahres erhoben wurde, war die Welt eine andere als noch bei der vorherigen Auflage 2015.» Seitdem hätten die Schulen Geflüchtete aufgenommen und zwei Jahre Pandemie bewältigt. Er verwies auch darauf, dass die Herausforderungen für die weiterführenden Schulen wachsen würden. Grund sei unter anderem der steigende Anteil der Familien, in denen Deutsch nicht mehr die vorherrschende Familiensprache ist.
Insgesamt zeigten die bundesweiten Ergebnisse der Neuntklässler, dass sie zunehmend Probleme mit Textverständnis und Schrift haben. Die Studienautoren vom «Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen» (IQB) nennen die Entwicklung «in hohem Maße besorgniserregend». Eine Ursache könnten die Corona-Schutzmaßnahmen sein. Es sei davon auszugehen, «dass der Fern- und Wechselunterricht, der bundesweit über längere Zeiträume umgesetzt wurde, die ungünstigen Entwicklungen im Fach Deutsch in nicht unerheblichem Maße mit verursacht hat», heißt es in der Studie.
Beim IQB-Bildungstrend wird regelmäßig in großflächigen Tests überprüft, inwieweit Schülerinnen und Schüler die Bildungsstandards der KMK erfüllen. In diesen ist festgelegt, was Schüler können sollten, wenn sie eine bestimmte Bildungsetappe abgeschlossen haben.
Mehr als 30.000 Neuntklässler an mehr als 1500 Schulen in Deutschland mussten in der vorliegenden Testserie Aufgaben in Deutsch und Englisch lösen – in einigen Bundesländern auch Französisch. Sie bekamen schriftliche Texte und Hörtexte und mussten danach inhaltliche Fragen beantworten, um zu prüfen, wie gut sie die Texte verstanden haben. Die Rechtschreibung wurde etwa mit kurzen Diktaten geprüft. Zusätzlich bekamen Schüler, Eltern und Lehrer Fragebögen zur Situation ihrer Familien und zu Lernbedingungen. Es war die dritte Erhebung dieser Art nach 2015 und 2009. Getestet wurde zwischen April und Juli 2022. Schulen und Klassen wurden repräsentativ ausgewählt.