ADOPTION GEPLANT - Hermès-Nachkomme will seinem Gärtner Milliarden vermachen
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Der milliardenschwere Nachkomme des Gründers des französischen Luxusgüterkonzerns Hermès will einen ehemaligen Hausangestellten adoptieren, damit dieser die Hälfte seines Vermögens weitergeben kann. Laut Schweizer Medienberichten ist der alleinerziehende und kinderlose Nicolas Puetsch entschlossen, seinem ehemaligen Gärtner auf diese Weise Milliarden von Dollar zu hinterlassen.
Hermès wird an der Börse mit rund 210 Milliarden Euro bewertet. Laut Forbes besitzt Puech etwa 5 % des Moderiesen. Das Wirtschaftsmagazin schätzt das Vermögen des 80-Jährigen auf knapp 11 Milliarden Euro. Hermès ist das drittgrößte börsennotierte Unternehmen in Frankreich.
Hermès-Familien-Machtkampf: Nachkommen wollen Vermögen an ehemalige Haushaltshilfe vererben
Puéchi hat ein Team von Anwälten beauftragt, seinen Nachlass zu sanieren und ein Adoptionsverfahren einzuleiten, berichtete Le Tribune de Genève. Der französische Milliardär lebt in der Schweiz. „Adoptionen“ von Erwachsenen seien dort durchaus erlaubt, aber äußerst selten, berichtete die Zeitung. Es ist unklar, ob die geplante Übernahme unter den konkreten Umständen nach Schweizer Recht möglich wäre.
Der potenzielle Erbe soll ein 51-jähriger Marokkaner einfacher Herkunft sein, der mit einer Spanierin verheiratet ist und zwei Kinder hat. Laut Schweizer Medienberichten ist das Paar zum Familienersatz für Pueci geworden. Er sollte sie seine „Kinder“ nennen. Die beiden werden in einer rund vier Millionen Euro teuren Luxusvilla in Montreux am Genfersee wohnen. Puech gab dem damaligen Gärtner außerdem 1,5 Millionen Euro für den Kauf einer Villa in der marokkanischen Stadt Marrakesch. Das Paar besitzt auch Immobilien in Spanien und Portugal.
Adoptionspläne stoßen auf Widerstand. Im Jahr 2011 unterzeichnete Puech einen Nachfolgevertrag mit der von ihm gegründeten Stiftung Isocrate. Die in Genf ansässige Organisation unterstützt Initiativen und Projekte zur Bekämpfung von Desinformation.
Anders als ein Testament kann ein Erbvertrag nicht sofort geändert werden, berichtet die Schweizer Zeitung Blick. Im Fall von Puech ist eine Stiftungsgenehmigung erforderlich. Sie dachte nicht allzu viel darüber nach. „Aufgrund (...) der vorliegenden Informationen erscheint der Wunsch, den Erbvertrag sofort und einseitig zu kündigen, unbegründet und ungültig“, sagte der Stiftungsdirektor im „Tagesanzeiger“. Sie sprachen sich entschieden gegen eine Vertragsauflösung aus.
Es wird jedoch berichtet, dass im Erbvertrag festgelegt ist, dass ein erbberechtigtes Kind Anspruch auf mindestens die Hälfte von Puecchis Vermögen hat. Deshalb müssen die Behörden nun entscheiden, ob der ehemalige Gärtner zum Thronfolger wird.
Familienstreitigkeiten können ein Grund für die Planung einer Adoption sein
Hintergrund dieses ungewöhnlichen Plans dürfte ein Familienstreit gewesen sein. Der Grund dafür ist, dass LVMH, der von Bernard Arnault geführte Luxusgüterriese, heimlich in Hermès investierte und fast ein Viertel der Aktien kaufte, die meisten davon durch die Hintertür.
Erstens nutzte Arnault spezielle Finanzinstrumente, deren Transaktionen in Frankreich nicht meldepflichtig waren. Um sich an Übernahmeziele heranzuschleichen, eignen sich sogenannte Equity Swaps. 2008 ging der Frankfurter Autozulieferer Schaeffler ähnlich vor, als er den deutlich größeren Reifenhersteller Continental angriff; 2005 griff Porsche den VW-Konzern an. Die Übernahme scheiterte letztlich.
Im Jahr 2014 endete der jahrelange Machtkampf zwischen Arnault und den Hermès-Erben. Die französische Börsenaufsicht hatte LVMH zuvor mit einer Geldstrafe von 8 Millionen Euro belegt, weil das Unternehmen seine Bestände an Hermès-Aktien über ein komplexes Finanzderivatsystem heimlich erhöht hatte. Sie stellte außerdem fest, dass die meisten Aktien, die Arnault durch den Tausch kaufte, von Puéchi stammten.
LVMH verkaufte den Großteil seiner Anteile. Die Hermès-Erben brachten ihre Anteile in eine Familienholding ein, um zukünftige Übernahmeversuche abwehren zu können. Es hält derzeit fast 70 % der Hermès-Aktien. Puech weigerte sich jedoch, der Holding seine Aktien anzubieten. Er schied 2014 aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens aus und brach offenbar mit seiner Familie.
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Quelle: www.stern.de