Die Einführung der neuen Ethereum Proof-of-Work-Blockchain (ETHPoW), die von abtrünnigen Ethereum-Minern gleich nach dem Merge live geschaltet wurde, gestaltete sich mehr als heikel. Nach Angaben von CoinMarketCap stürzte die Währung der Ethereum-Hardfork, die nach wie vor auf Proof-of-Work setzt und nicht auf Proof-of-Stake, binnen zwei Wochen vom bisherigen Allzeithoch von 58 US-Dollar auf inzwischen 5 US-Dollar ab. Chandler Gou, der Initiator der Hardfork, ist der Ansicht, dass für 90 Prozent der Miner der Ruin vorprogrammiert ist. Gegenüber Coindesk hat er zugegeben, dass die Startphase seiner Blockchain eher “mittelprächtig” war.
Chaos im Netz
Im Anschluss an den Merge hat das Team der ETHPoW umgehend die neuen Netzwerkdaten ihrer Blockchain auf Twitter für die Hardfork veröffentlicht. Wenige Zeit später beklagten sich einige User über die mangelnde Abrufbarkeit des Netzwerks. Offensichtlich hatte das Team von ETHPoW eine schon bestehende Chain-ID für das Netzwerk genutzt, wodurch es zu Überschneidungen mit einem anderen Netzwerk kam. Dieser Anfängerfehler erntete gleichzeitig den Spott der Community.
Selbst ein Entwickler des bereits seit 2016 existierenden Ethereum-Forks namens Ethereum Classic bemängelte, dass wichtige Infrastrukturen der neuen Proof-of-Work-Kette fehlten. Unter anderem kritisierte er via Twitter die nicht vorhandenen GitHub-Einträge, Block-Explorer oder passende Wallets. Das machte ETHPoW für die meisten Nutzer gleich zu Beginn fast unbrauchbar.
Miner sind davon nicht überzeugt
Abgesehen von möglichen neuen Nutzern hat die ETHPoW vor allem ihre eigentliche Zielgruppe, nämlich die ehemaligen Ethereum-Miner, nicht überzeugen können. Die Intention war, sie durch die Möglichkeit, das Geschäftsmodell beizubehalten, zu ETHPoW zu ködern. Jedoch ist die Hash-Rate von ETHPoW seit dem Launch auf rund 30 Terra-Hashes pro Sekunde (TH/s) abgesackt. Ein Indiz dafür, dass zahlreiche Miner zu anderen Quellen gewechselt haben. Demgegenüber hat die Proof-of-Work-Blockchain Ethereum Classic 189 TH/s vorzuweisen. Um den Zusammenschluss herum markierte sie ein neues Allzeithoch.
Der eingebrochene Preis des ETHPoW-Tokens lässt das Mining auf dieser Chain noch unrentabler werden. Ähnlich wie bei Ethereum entstehen hier täglich etwa 13.500 ETHW, das entspricht gerade einmal einem Gegenwert von 167.000 US-Dollar. Dies sind lediglich kümmerliche 0,8 Prozent des täglichen Gesamtwerts (20 Millionen US-Dollar) der ehemaligen Ethereum-Kette.
Wiederholter Angriff
Erschwerend kam hinzu, dass bereits kurz nach dem Launch ein Angriff auf die ETHPoW-Kette erfolgte. Im Vorfeld der Fusion wurde vor dem vermeintlichen “Replay-Angriff” gewarnt, der als eines der Hauptrisiken bei einer Hard Fork gilt. Dennoch haben es Angreifer augenscheinlich fertig gebracht, eine derartige Attacke auszuführen und 200 ETHW zu erbeuten.
Schuld daran ist nach Ansicht der blockchianischen Sicherheitsfirma BlockSec die Überlappung der Ketten-ID. Dadurch sind Aktionen auf der einen Blockchain auch auf der anderen reproduzierbar. Dies machten auch die Angreifer bei der Überbrückung von ETHW-Token zu ihrem Vorteil aus. Für viele bedeutete das den endgültigen Todesstoß. Gleich nach Bekanntwerden der Schwachstelle rutschte der Kurs des ETHW-Tokens noch einmal um 37 Prozent ab und machte das Bild seiner Blockchain zunichte.
Quelle: www.btc-echo.de