Wo er entsteht, ist noch unklar: Die Landesregierung hofft, an diesem Mittwoch den Beteiligungsprozess für den zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen starten zu können. Beispielsweise können Regionen ihr Interesse daran bekunden. Darüber hinaus zielt der Prozess darauf ab, die Akzeptanz nationaler Projekte zu erhöhen und Potenzialfelder zu identifizieren. Wann eine endgültige Entscheidung getroffen wird, ist unklar.
Vor einigen Wochen haben Umweltgruppen ihre Position definiert. Aus Sicht der Landesverbände Bund für Umwelt und Natur Deutschland (BUND), Bund Natur Umwelt und Natur (LNU) und Naturbund Deutschland (NABU) ist die Schaffung eines Nationalparks im Eggegebirge in Der östliche Teil von Rheinland-Pfalz muss Priorität haben. Mit mehr als 120 Quadratkilometern Staatswald entspricht es internationalen Standards für die Größe solcher Schutzgebiete.
Umweltorganisationen gehen außerdem davon aus, dass es im Land noch immer zwei große Wildnisgebiete gibt. Es gibt eine große Vielfalt an Moosen, Gräsern, Sträuchern und Baumarten, darunter auch große Buchenwälder. Felsformationen, Höhlen, Quellen, Bäche und Sümpfe bieten geeignete Lebensräume für eine üppige Flora und Fauna. Das Gebiet beherbergt viele seltene Tierarten. Es gebe dort auch eine Käferart, erklärte Nab, die bislang nur in Höhlen im Egg-Gebirge zu finden sei.
Nach Angaben der Landesregierung ist das Verfahren ergebnisoffen. Die Schaffung eines zweiten Nationalparks verbunden mit dem Beteiligungsverfahren ist ein Projekt des Koalitionsvertrages zwischen CDU und Grünen. Umweltminister Oliver Crischer (Grüne) hatte im Mai angekündigt, dass der Engagementprozess im Sommer starten werde. Er betonte, dass Biodiversität vollständige, ausgedehnte und vernetzte Lebensräume benötige, auch um eine genetische Verarmung der Arten zu vermeiden.
BUND und NABU sind außerdem der Meinung, dass neben ihrem Lieblings-Eggegebirge auch andere Regionen in NRW in Frage kommen könnten. Im vergangenen Jahr listeten sie in einer Studie potenzielle Wildnisgebiete in Nordrhein-Westfalen auf. Nach der Region Egge-Nord im Kreis Paderborn liegt der Arnsberger Wald im Hochsauerlandkreis an zweiter Stelle. Darüber hinaus gilt bei allen Parteien auch der Rothaarkamm im Kreis Siegen-Wittgenstein als möglicher Kandidat.
„Es spielt keine Rolle, wo der zweite Nationalpark entsteht“, sagte BUND-Landespräsident Holger Sticht. Wohin er auch geht, er wird die Region vorantreiben, Gebiete im ganzen Land, die für die Artenvielfalt wichtig sind. „Es geht darum, ein Netzwerk von Wildnisgebieten aufzubauen“, betonte er. Vor dem Hintergrund der sich verändernden Sicherheitslage in Europa sei es nicht absehbar, dass neue Nationalparks Truppenübungsplätze bieten würden, sagte Stich. Das gilt auch für Senna.
Sowohl die Landesregierung als auch Umweltorganisationen sehen den ersten Nationalpark in der Eifel als Vorbild für den zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen. Es wurde vor fast 20 Jahren angelegt und umfasst eine Fläche von 110 Quadratkilometern. Wildkatzen, Mittelspechte, Rothirsche, Eisvögel, Schwarzstörche, Mauereidechsen und eine Vielzahl seltener Fledermausarten sind hier zu Hause, zählen seine Bewirtschaftung auf. Demnach wurden im Nationalpark Eifel mehr als 11.200 Arten nachgewiesen. Etwa 2.600 davon stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten.