Der Unterrichtsausfall an Niedersachsens Schulen hat aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW mit der Überlastung von Lehrkräften zu tun. «Der Krankenstand ist exorbitant hoch», sagte GEW-Landeschef Stefan Störmer am Montag. Auch jüngere Kolleginnen und Kollegen reduzierten freiwillig Stunden, weil sie bei einer vollen Stelle befürchteten, nach kurzer Zeit ausgebrannt zu sein. Wege der Entlastung sind ein Thema der noch bis Dienstag dauernden Delegiertenversammlung der Gewerkschaft in Langenhagen bei Hannover.
Zum Auftakt der Tagung wurde Stefan Störmer mit 89,6 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Der 55 Jahre alte Lehrer ist seit Mai 2022 GEW-Landeschef. Er unterrichtet an der Helene-Lange-Schule in Oldenburg, einer Integrierten Gesamtschule.
Störmer wies darauf hin, dass die Aufgaben für Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Jahren enorm gewachsen seien und nannte als Beispiele die Ganztagsschule und die Inklusion. Auch kommen seinen Worten zufolge immer wieder neue Schwerpunkte hinzu wie die Demokratiebildung und das Thema Nachhaltigkeit.
Die GEW regt unter anderem an, den Vorbereitungsdienst zu reformieren, damit nicht so viele angehende Lehrkräfte kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung aus dem Lehrerberuf aussteigen. Die Gewerkschaft hatte im Sommer Referendare und Berufseinsteiger zum Thema Überlastung befragt. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der 200 Berufseinsteiger erklärten, dass sie sich überfordert fühlten. Jeder zweite sagte, dass er in Teilzeit arbeiten möchte. Von rund 400 Referendaren gaben 84 Prozent an, dass es vollkommen oder überwiegend zutreffe, dass das Studium zu wenig auf die Herausforderungen in der Praxis vorbereite.
Nach GEW-Angaben fehlen in Niedersachsen rund 11 000 Beschäftigte an den Schulen, darunter etwa 8000 Lehrkräfte. An den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen unterrichten insgesamt circa 70 000 Lehrerinnen und Lehrer.