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GEW will «reale Arbeitszeit der Lehrkräfte» ermitteln

Lehrer
Ein Lehrer unterrichtet in einem Klassenzimmer.

Die Bildungsgewerkschaft GEW will die «reale Arbeitszeit» der Lehrkräfte an Berlins Schulen ermitteln. Geplant ist dazu in Zusammenarbeit mit der Universität Göttingen eine wissenschaftliche Studie. Derzeit sei unklar, wie hoch die Arbeitsbelastung von Lehrkräften wirklich sei und wie viele Stunden sie tatsächlich arbeiteten, erklärten GEW-Vertreter am Donnerstag. Ihre festgelegte Wochenarbeitszeit werde vom Arbeitgeber ohne empirische Grundlage in Unterrichtsstunden übersetzt. Die GEW geht daher davon aus, dass die Mehrheit der 34.500 Lehrerinnen und Lehrer in Berlin außerhalb des Unterrichts unbezahlte Mehrarbeit leistet.

Um dazu endlich messbare Ergebnisse zu bekommen, starte nun die einjährige Studie, so die GEW-Bundesvorsitzende Maike Finnern und die Landesvorsitzende Martina Regulin. Nach ihren Angaben nehmen Tausende Pädagoginnen und Pädagogen in Hunderten Berliner Schulen daran teil: Sie erfassen ein ganzes Schuljahr lang detailliert ihre Arbeitszeit. Zudem werden sie zu ihrer Arbeitsbelastung befragt.

Bei der Studie würden nahezu alle Schulformen berücksichtigt und auch die besondere Situation von Quereinsteigern oder Schulleitungen, erläuterte Frank Mußmann, Leiter der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Georg-August-Universität Göttingen. Auch aufgrund der hohen Teilnehmerzahl sei die Studie umfassender als bisherige Untersuchungen anderswo.

«Der Personalmangel und die ständig wachsenden Anforderungen an den Beruf belasten Lehrkräfte ganz erheblich», erklärte Finnern. «Immer mehr Lehrkräfte sind überlastet, was sich in der steigenden Zahl der Kündigungen und immer mehr Langzeiterkrankungen widerspiegelt.»

Bereits 2016 habe eine Arbeitszeitstudie der GEW in Niedersachsen gezeigt, dass Lehrkräfte an Gymnasien mehr als zwei Stunden unbezahlte Mehrarbeit pro Woche leisteten. An Grundschulen sei es mehr als eine Stunde gewesen. «Das könnte in Berlin ähnlich sein.» Finnern ergänzte, dass die Berliner Studie vor dem Hintergrund neuer rechtlicher Vorgaben zur genaueren Arbeitszeiterfassung «erhebliche Bedeutung für das gesamte Bundesgebiet» habe.

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