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Geheimbunker der Landesregierung öffnet Tore für Besucher

Ehemaliger Regierungsbunker:Mittlerweile funktionslos sind diese elektrischen Anlagen im ehemaligen Regierungsbunker von Rhei
Mittlerweile funktionslos sind diese elektrischen Anlagen im ehemaligen Regierungsbunker von Rheinland-Pfalz.

Verborgen in der Unterwelt erinnert der einstige Geheimbunker der rheinland-pfälzischen Landesregierung in Alzey an die Zeit des Kalten Kriegs. Nun öffnet der Bunker am 4. und 5. November für Interessierte seine Tore. Bunkerexperte Jörg Diester und sein Team bieten dann Führungen durch die 1140 Quadratmeter große Anlage an, die der rheinland-pfälzischen Landesregierung ab 1979 als Schaltzentrale in einem atomaren Krisenfall gedient hätte. Bis zu 30 Tage hätte das Land von dem Bunker, der sich unter einer Schulturnhalle in Alzey befindet, aus weiterregiert werden können.

Obwohl der Bunker seit mittlerweile gut 30 Jahren geschlossen ist, hat die Geschichte der Anlage laut Diester nichts von ihrer Relevanz verloren. «Alles Unterirdische, was sich vor der Öffentlichkeit verbirgt, ist für Menschen interessant», so der Experte. Das Interesse am Alzeyer Bunker sei groß, was auch der angespannten Lage in Europa durch den Krieg in der Ukraine geschuldet sei. «Die Geschichte des Bunkers passt sich der Gegenwart an», sagt Diester. Die Besucher sollen verstehen, warum es die Anlage gab und wie sie im Ernstfall funktioniert hätte. Dabei spielen auch die Handlungsmöglichkeiten in einem heutigen Krisenfall eine Rolle.

In einem tatsächlichen Ernstfall sei mit dem Bunker in Alzey heutzutage allerdings nichts mehr anzufangen. Technologisch müsste alles auf den neusten Stand gebracht werden. «Da wäre es wahrscheinlich günstiger, einen ganz neuen Bunker zu bauen», meint Diester.

Der zweistöckige Bunker rund 35 Kilometer von der Landeshauptstadt Mainz entfernt war im Kalten Krieg Mitte der sechziger Jahre gebaut worden. 1978 erfolgte dann der Ausbau zum Ausweichsitz der Regierung. Es gab kleine Räume für die Ministerien sowie zwei Zimmer mit Fernseh- und Radioanschluss für die Staatskanzlei. Daneben standen Schlaf- und Aufenthaltsräume, Duschen, Toiletten, Küche und Speisekammer, Schreibzimmer sowie die Telefonvermittlung bereit. Strom erzeugte ein Schiffsdieselmotor mit Generator. Rheinland-Pfalz hatte im Kalten Krieg sogar zwei Regierungsbunker beherbergt: Bei Bad Neuenahr-Ahrweiler befand sich der geheime Ausweichsitz des Bundeskabinetts.

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