In ihrem weltberühmten Neujahrskonzert haben die Wiener Philharmoniker trotz 80-jähriger Tradition viel Neues aus dem Hut gezaubert. Obwohl es jedes Jahr wunderbare Walzer und Polkas aus der Strauss-Dynastie und ihren Zeitgenossen gibt, widmet Dirigent Franz Welser-Möst 14 einem nie gespielten Stück.
Auch die Mädchen des Chores, die den weltberühmten Wiener Sängerknaben Konkurrenz machen, treten am Neujahrstag erstmals auf. In Matrosenanzügen gekleidet sangen sie gemeinsam auf der Empore über dem Orchester vor einem begeisterten Publikum im Wiener Königshausen die Polka „Heiterer Muth“ von Joseph Strauss. Auch vom Orchester gab es Applaus. Für den Knabenchor im Alter von 9 bis 14 Jahren ist es der Auftakt zu den Feierlichkeiten zum 525-jährigen Jubiläum, während es den Mädchenchor im Alter von 8 bis 15 Jahren erst seit 2004 gibt.
Störaktion von Aktivisten vereitelt
Die Polizei vereitelte eine unpopuläre Premiere: Sie holten sechs Klimaaktivisten aus dem Gebäude, laut einem Polizeisprecher planen sie dort möglicherweise einen Zerstörungseinsatz mit Sekundenkleber .
Die beim Neujahrskonzert erstmals präsentierte Musik setzt sich hauptsächlich aus den “Donauwalzer”-Komponisten Johann Strauss, den Brüdern Eduard (1835-1916) und Joseph (1827-1870) zusammen. Auch Johann ist vertreten, etwa in der Zigeunerbaron-Quadrille und der traditionellen Zugabe „Donauwalzer“, aber sein großes Jahr kommt erst 2025: das ist sein 200. Geburtstag. Auch der Vater der Brüder, Johann Strauss (1804-1849), darf nicht ausgeschlossen werden: Auch sein Radetzky-Marsch darf bei der Zugabe nicht fehlen.
Während die Philharmoniker das Familiennamenprogramm der Brüder in ihren Kompositionen mit „ß“ verwenden, schreiben sich die Männer meist selbst mit „ss“, wie in der familieninitiierten Schrift auf den Grabsteinen des Wiener Zentralfriedhofs ähnlich das.
Live in rund 100 Ländern zu sehen
Wie immer traten die Wiener Philharmoniker vor einem weltweiten Publikum auf: Zunächst gewannen 1.700 Gäste im Großen Saal des Goldenen eine Lotterie Hallentickets im Wert von bis zu 1200 Euro. Andererseits wurde das Konzert live in rund 100 Länder übertragen. Es war das erste ausverkaufte Konzert seit 2020: Im ersten Jahr des Coronavirus-Ausbruchs fanden Konzerte ohne Publikum statt, im vergangenen Jahr waren nur einige Plätze belegt.
Das Philharmonische Orchester will laut eigener Aussage mit Konzerten den Idealen von Frieden, Menschlichkeit und Versöhnung Ausdruck verleihen. Die Tradition der Neujahrskonzerte begann in einer dunklen Phase der österreichischen Geschichte: Der Reinerlös des ersten Neujahrskonzerts am 31. Dezember 1939 kam der nationalsozialistischen Spendenaktion „Winterhilfe für den Krieg“ zugute.
Im Jahr 2024 steht Christian Thielemann, Chefdirigent der Deutschen Sächsischen Staatskapelle, am Pult des Neujahrskonzerts.